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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Er hatte auf mich aufgepasst, als ich es selbst nicht konnte. Das war mehr, als ich je von ihm erwartet hätte.
    » Das hätte jeder getan. «
    Nein, ganz bestimmt nicht jeder.
    Seit er mich in der Leichenhalle gefunden hatte, hatte sich etwas zwischen uns verändert. Es war, als hätte er erst da angefangen, einen eigenständigen Menschen in mir zu sehen, nicht nur ein Werkzeug.
    Eine Weile herrschte Stille. Unsicherheit lag in der Luft, als wüsste keiner von uns, wie er mit der neuen Situation umgehen sollte. Einer Situation, in der wir uns, ohne es zunächst bemerkt zu haben, aufeinander zubewegt hatten. Im übertragenen Sinn. In Wahrheit saßen wir noch immer auf unseren Stühlen und sahen uns über den Tisch hinweg an. Aber die Distanz zwischen uns war kleiner geworden.
    » Den Zettel mit meiner Adresse hast du übrigens Hugh zu verdanken « , sagte ich. » Er war offenbar der Ansicht, dass wir zusammen mehr erreichen können als allein. «
    » Dann sollte ich mich wohl bei Gelegenheit bei ihm bedanken. « Nick schüttelte ungläubig den Kopf. » Dieser Hugh sitzt wirklich bei dir zu Hause herum und kocht und bügelt? «
    » Ziemlich gut sogar. «
    Ich nahm den Faden wieder auf, erzählte von meinem Misstrauen Madame gegenüber und davon, was ich bei der Séance wirklich beobachtet hatte. Ich konnte mir immer noch nicht erklären, warum sie einen Geist, der so offensichtlich versucht hatte, etwas zu sagen, einfach fortgeschickt und mich dann auch noch belogen hatte.
    » Was dabei rauskam, als ich es noch einmal mit Miles’ Geist versucht habe, weißt du ja schon « , sagte ich zum Schluss. » Tja, das war so in etwa meine Woche. «
    Mein Mund war ganz trocken vom Reden. Ich griff nach der Teekanne, musste aber feststellen, dass sie leer war. Nick nahm sie mir ab, stellte sie ins Spülbecken und reichte mir ein Glas Wasser. Ich hatte es ausgetrunken, noch bevor er wieder saß. Glücklicherweise hatte er gleich die ganze Flasche mitgebracht und schenkte mir noch einmal nach.
    » Und heute Nachmittag? « , fragte er dann.
    Vieles, was im Laufe der Woche passiert war, war erschreckend oder verwirrend gewesen. Hätte es allerdings eine Top 10 der schlimmsten Ereignisse dieser Woche gegeben, hätte es der heutige Nachmittag definitiv an die Spitze geschafft.
    » Vor ein paar Tagen ist Craig im Laden aufgetaucht und hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehen will « , erzählte ich. » Wir waren für Freitagabend verabredet, aber er ist nicht gekommen. Ich war so dermaßen sauer und enttäuscht! Ich dachte wirklich, er hätte mich versetzt. Und ich… ich habe ihm die Pest an den Hals gewünscht. Dabei war er längst tot! «
    Über den Tisch hinweg griff Nick nach meiner Hand und schloss seine Finger um meine. In dieser kleinen, stummen Geste lag so viel Wärme und Menschlichkeit, dass es mir für einen Moment die Sprache verschlug.
    Als ich meine Stimme wiederfand, erzählte ich ihm, wie der Kerl hereingekommen war und von mir verlangt hatte, dass ich ihn ansehen sollte.
    » Er hat versucht, mich zu fassen zu bekommen, aber ich bin ihm immer wieder entwischt. Ich habe um Hilfe geschrien… und als niemand kam, bin ich endgültig in Panik geraten. «
    Gegenüber jemandem wie Nick, der immer so beherrscht war, zuzugeben, dass ich die Kontrolle verloren hatte, fiel mir nicht leicht. So nüchtern wie möglich erzählte ich davon, wie meine Panik das Tor für die Geister geöffnet hatte.
    » Um einen Geist zu rufen, braucht es eine gewisse Menge an Energie– Lebenskraft « , erklärte ich. » Einem Dutzend Geister die Tür zu öffnen… so viel Energie habe ich nicht. «
    Sein Griff um meine Hand wurde fester, als müsse er sich vergewissern, dass ich noch am Leben war. Als ich den Druck seiner Finger erwiderte, zog er die Hand zurück.
    » Wie bist du sie losgeworden? «
    » Willenskraft. « Ich hatte leben wollen. » Craig war der Letzte, der ging. « Ich erinnerte mich, wie er versucht hatte, mir zu helfen, wie er mich gestützt hatte. » Und als er sich auflöste, schickte er mir ein Bild. Er kniete auf dem Boden. Vor ihm stand der Kerl mit den farblosen Augen und hatte ihm die Hand auf die Stirn gelegt. «
    » Denkst du, er hat ihn umgebracht? «
    » Ich weiß nicht, was ich glauben soll. « Jones hatte von einer natürlichen Todesursache gesprochen. Einer Gehirnblutung. Was aber, wenn diese Berührung die Blutung ausgelöst hatte? » Ob er mit Craigs Tod zu tun hat oder nicht– er hat dasselbe bei mir versucht! Er

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