Daemonenblut
auf.
Hugh stand noch immer vor dem Sessel, leuchtete vor sich hin und grinste ziemlich selbstzufrieden. Dieses Grinsen war auch der Grund, warum ich die Wahlwiederholung drückte. Ich würde mich nicht von einem Geist auslachen lassen! Und was war schon dabei, Madame von ihm zu erzählen? Immerhin hatte sie mir erst gestern eröffnet, dass sie wirklich Kontakt aufnehmen konnte. Garantiert hatte sie ganz genau gewusst, was dieses blöde Ritual auslösen würde.
Wieder meldete sich die Mailbox. Und noch immer scheute ich mich davor, das Wort » Geist « in den Mund zu nehmen. Es auszusprechen, würde es real werden lassen. Nicht, dass ein durchscheinender toter Onkel, der Zeitschriften las und bewusstlose Hilfskräfte in Sessel legte, nicht ohnehin schon viel zu real gewesen wäre. In bester Verleugnung sagte ich: » Die Séance ist schiefgegangen. Bitte rufen Sie schnell zurück! « Von wegen schiefgegangen. Vollkommen verkackt hatte ich die ganze Nummer!
Da ich keine Ahnung hatte, wie lange ich auf den Rückruf warten musste, ließ ich Hugh einfach neben seinem Sessel stehen und ging in den Laden.
Jonah stand mit einem Kunden am Kräuterregal und drückte ihm ein Päckchen nach dem anderen in die Hand, das der ihm von einer ziemlich lang aussehenden Liste nannte. Die Begeisterung, mit der der Mann das Regal betrachtete, deutete darauf hin, dass er weder ein Tourist, noch ein Wicca-Anhänger war, sondern eher zu den Köchen gehörte, die sich bei uns mit exotischen Kräutern und Gewürzen eindeckten, die es nicht in jedem Supermarkt zu kaufen gab. Ich ging an den beiden vorbei und gesellte mich zu Pepper, die gerade die Energiesteine auf einem der Tische nach Farben sortierte.
» Ich brauche ein Buch mit Bannzaubern « , sagte ich leise.
Pepper sah auf. » Was willst du denn bannen? Deine Unfähigkeit, Schimpfwörter auszusprechen? «
» Nicht so laut. « Ich sah mich kurz um. » Das muss niemand mitkriegen. Und nein, es hat nichts mit Unflätigkeiten zu tun. « Noch einmal ließ ich den Blick umherschweifen, um sicherzugehen, dass uns niemand hörte, bevor ich– noch leiser– sagte: » Die Séance ist schiefgegangen. Ich habe einen Geist beschworen und der will nun nicht mehr verschwinden. «
Oh mein Gott! Das klang noch dämlicher, als ich es mir ausgemalt hatte.
Pepper schien das ganz ähnlich zu sehen. » Du verarschst mich! «
Ich sagte nichts, sah sie nur an. Da begannen ihre Augen zu leuchten. » Du hast wirklich…? Wie geil ist das denn? « Dann: » Wo ist er? Ich will ihn sehen! «
» Auf keinen Fall! «
Pepper verschränkte die Arme vor der Brust. » Keine Besichtigung– keine Bücher. «
» Das ist nicht fair! «
» Es ist auch nicht fair, mir einen Geist vorzuenthalten. Außerdem «, fügte sie fast schon trotzig hinzu, » habe ich dir den Kobold auch gezeigt. «
Ich sah davon ab, sie darauf hinzuweisen, dass es nicht ihr Verdienst gewesen war, dass ich Drizzle zu Gesicht bekommen hatte, sondern allein die Entscheidung des Kobolds. Wenn ich nicht nachgab, würde sie es auch nicht tun. Ich schob Pepper ins Hinterzimmer. Sobald wir über die Schwelle waren, blieb ich stehen und sah in Richtung des Sessels, wo Hugh es sich wieder bequem gemacht hatte. Dieses Mal saß er auf der Zeitschrift. » Bitte schön « , sagte ich. » Da hast du ihn. «
Selbst wenn sie seine Gestalt nicht sehen konnte, so würde sie zumindest irgendetwas wahrnehmen. So war es auch bei Grace gewesen.
Pepper starrte auf den Sessel, geradewegs auf den Geist. Schließlich wanderte ihr Blick weiter, ehe er erneut zum Sessel zurückkehrte. » Du solltest Madames Zeitschriften nicht so herumliegen lassen. Du weißt, dass sie das nicht mag. «
» Pepper, er sitzt mit seinem blau schimmernden Hintern mitten auf der InStyle! «
» Knackiger Hintern, bitte « , korrigierte Hugh.
» Vielen Dank, Hui Buh! Hilfreicher wäre es allerdings, wenn du dich zeigen würdest. «
» Wo bleibt da der Spaß? Lieber sehe ich mir an, wie du versuchst, deine Freundin von meiner Existenz zu überzeugen. «
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und wandte mich dann an Pepper. » Er weigert sich, sich zu zeigen. «
Pepper ging auf den Sessel zu. Als sie noch etwa zwei Meter entfernt war, streckte sie den Arm aus und ging langsam weiter, so langsam wie ein Mensch, der sich an eine brüchige Klippe herantastet. Eine Handbreit bevor ihre Finger Hughs Stirn berührten, blieb sie stehen. Sie sah ihm geradewegs in die Augen, konnte aber weder
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