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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Dass ein dienstbarer Geist die Bügelwäsche gemacht hatte, behielt ich wohl besser für mich, ebenso wie die Tatsache, dass ich diesen Geist gerufen hatte. Das würde Dad nur in seinen Bedenken gegen meinen Job im Hexenkessel bestärken.
    Dad faltete seine Zeitung zusammen und legte sie zur Seite. » Und, beschwört ihr heute wieder irgendwelche Toten? « , fragte er augenzwinkernd und machte dabei eine Geste, die wohl ein flatterndes Gespenst darstellen sollte. Oder eine Fledermaus. Weiß der Geier.
    Ich warf einen Blick zu Hugh, der immer noch am Kühlschrank lehnte. » Nein, das stand gestern schon auf dem Programm « , bemerkte ich trocken.
    Dad grinste, nicht ahnend, dass ich kein bisschen scherzte.
    Nach dem Frühstück ging er wieder ins Bett, er war wohl noch später von seiner Schicht heimgekommen, als ich gedacht hatte, und ich machte mich auf den Weg zur Arbeit.
    Es ist nicht lustig, in Begleitung eines für alle Welt unsichtbaren Geistes U-Bahn zu fahren, der einen auf der ganzen Strecke zutextet. Mehr als einmal musste ich mir auf die Zunge beißen, um ihm nicht zu antworten und mich damit in die Scharen merkwürdiger Gestalten einzureihen, die sich in London herumtrieben. Ich hoffte inständig, dass Madame heute wieder gesund war!
    Auf den letzten Metern des Weges waren wir die Einzigen auf der Straße. Die Museum Street war um diese Zeit noch weitgehend verlassen, die meisten Leute waren auf der Oxford Street unterwegs, saßen beim Frühstück in den Cafés oder warteten vor dem British Museum darauf, dass es öffnete.
    » Wo hast du die Nacht über gesteckt? « , fragte ich Hugh, nachdem ich mich dreimal versichert hatte, wirklich allein zu sein.
    » Im Äther « , sagte er in einem Tonfall, als wäre das doch wohl sonnenklar, und um mich endgültig zu verwirren, fügte er noch hinzu: » Dematerialisiert. «
    Wir hatten den Laden erreicht. Ich war extra früher losgefahren, um mit Madame sprechen zu können, bevor Jonah oder Pepper kamen. Diesen Zeitvorsprung wollte ich jetzt nicht verschenken. Hugh würde mir diese Äther-Sache später erklären müssen. Oder Madame, denn wenn ich erst mit ihr gesprochen und sie ihn zurückgeschickt hatte, blieb ihm wohl keine Zeit mehr für Erklärungen.
    Ich sperrte auf, schlüpfte zur Tür hinein, bevor die Glöckchen darüber sich melden konnten, und schloss hinter mir wieder ab. Der Geruch von Räucherstäbchen und Kaffee erfüllte die Luft– das bedeutete, dass Madame bereits da war. Erleichtert ging ich durch den Perlenvorhang, in Richtung Hinterzimmer, als ich auch schon ihre Stimme vernahm. Sie telefonierte. Mist! Ich hatte fast einen ganzen Tag und eine ganze Nacht mit diesem Geist verbracht, trotzdem konnte ich es kaum abwarten, ihr endlich davon zu erzählen. Hoffentlich legte sie bald auf.
    Ich wollte schon wieder kehrtmachen, als ich sie sagen hörte: » Ja, ich habe das Ritual mit ihr durchgeführt. «
    Abrupt blieb ich stehen. Es gehörte sich nicht zu lauschen, schon klar, aber als ich das Wort Ritual hörte, konnte ich einfach nicht anders.
    » Jetzt müssen wir sehen, was passiert « , fuhr sie ohne Unterbrechung fort. » Nein, natürlich habe ich ihmnichts davon erzählt. Altan, für wie dumm hältst du mich denn? « Eine Weile herrschte Schweigen, dann: » Sie ist skeptisch. Wir müssen noch abwarten. « Wieder eine Pause, in der sie den Worten vom anderen Ende der Leitung lauschte. » Mach dir keine Sorgen, hier im Laden habe ich sie im Auge. «
    Mochte ich anfangs noch gezweifelt haben, immerhin konnte sie noch ein Dutzend anderer Rituale abgehalten haben, war ich mir spätestens bei ihren letzten Worten sicher, dass sie über mich sprach. Hier im Laden habe ich sie im Auge. Klar, sie konnte immer noch Pepper meinen, auch wenn ich das für unwahrscheinlich hielt. So oder so reichten ihre Worte, um mich zögern zu lassen. Ich verspürte noch immer den Drang, ihr zu erzählen, was gestern passiert war. Gleichzeitig war ich aber auch misstrauisch geworden. Ich fragte mich, was sie mit diesem Ritual wirklich bezweckt hatte und ob es tatsächlich so uneigennützig gewesen war, wie sie behauptete. Und wer war dieser geheimnisvolle Ihm, der Kerl, dem sie nichts davon erzählt hatte? Solange ich diese Fragen nicht beantworten konnte, entschied ich mich, lieber erst einmal die Klappe zu halten.
    Ich kehrte in den Laden zurück und machte mich an die üblichen Vorbereitungen. Der Nachfolger des gestern verkauften Totenschädels war genauso dämlich wie

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