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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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die Ecke kam. Sie stießen zusammen, und der Mann, der sich bei näherem Hinsehen als Teenager entpuppte, stolperte zurück. Reflexartig griff Morden zu, packte den Jungen beim Arm und verhinderte so einen Sturz. Die Magie sprach sofort zu ihm. Das war er! Der, nach dem sie seit Tagen Ausschau hielten. Wie eine warme Welle floss die Kraft der Magie vom Arm des Jungen in die Fingerspitzen des Gedankenwächters und ließ seine Sinne vibrieren. Er war froh, ihn endlich gefunden zu haben. Gleichzeitig war er ein wenig enttäuscht. Es war die Rede von einem großen Talent gewesen, von einer ungeahnten Menge Magie. Was er jedoch spürte, schien kaum über eine durchschnittliche Begabung hinauszugehen.
    Als Morden den Arm des Jungen freigab, musterte er ihn mit einem raschen Blick. Er war braun gebrannt, mit etwas zu langen Haaren, die ihm ins Gesicht hingen, seine Cargohosen und die Turnschuhe modern. Alles in allem wirkte er ein wenig zu hip, um zur Klientel von Salinas Laden zu gehören. Andererseits hieß es ja nicht, dass er dort auch Kunde war. Wer konnte schon wissen, unter welchen Umständen sie auf den Jungen aufmerksam geworden war? Vielleicht war gerade die Tatsache, dass er nicht ins Bild passte, der Beweis dafür, dass er derjenige war, nach dem der Oberste suchte. Warum sonst sollte Morden keine zehn Meter vom Hexenkessel entfernt auf ihn stoßen?
    Der Junge entschuldigte sich rasch und ging weiter, marschierte geradewegs in Richtung der Kirche. Das war die Gelegenheit. Morden ließ dem Teenager ein paar Meter Vorsprung, ehe er sich an seine Fersen heftete.
    Kurz bevor der Junge die Zufahrt zum Kirchhof erreichte, beschleunigte der Gedankenwächter seinen Schritt. Immer weiter schmolz der Abstand zwischen ihnen zusammen, bis er ihn auf der Höhe des schmiedeeisernen Tors eingeholt hatte.
    » Entschuldige « , sprach Morden ihn an. » Kannst du mir vielleicht helfen? «
    Der Junge drehte sich zu ihm um. » Wo brennt es denn? «
    » Das ist ein wenig peinlich, aber mein Wagen … « Er deutete in Richtung des Hinterhofs, wo das Heck hinter den Mülltonnen hervorlugte. » Ich habe da drin so bescheuert geparkt, dass ich jemanden brauchen könnte, der mir ein paar Handzeichen gibt, damit ich beim Rangieren nicht die ganzen Mülltonnen abräume. «
    » Waren Sie nicht gerade in die andere Richtung unterwegs? «
    Misstrauisches Bürschchen, der Kleine. » Ich wollte zurück zum High Tea. Ein Kollege von mir ist noch dort. « So weit war das nicht einmal gelogen. » Als ich dich allerdings gesehen habe, dachte ich mir, ich könnte mir den Spott meines Kollegen sparen. « Er zuckte die Schultern.
    » Okay, ich lotse Sie raus. «
    Nebeneinander betraten sie den Hof. Morden richtete den Blick auf den Jungen. » Du musst mir in die Augen sehen. «
    » Was? « Der Teenager blinzelte verwirrt, tat aber aus bloßem Reflex, was von ihm verlangt worden war. Ihre Blicke kreuzten sich. Mehr brauchte es nicht.
    » Du wirst jetzt in meinen Wagen steigen « , sagte der Gedankenwächter und ließ seine Macht aufflackern. » Das ist dein eigener Wunsch, du wirst dich nicht dagegen wehren, dich nicht wundern und keine Fragen stellen. «
    Der Junge machte einen Schritt zurück. » Haben Sie noch alle Latten am Zaun? «
    Verflucht, es hatte nicht funktioniert! Die Magie schien den Jungen zu schützen. Er musste ihn berühren, wenn er seine Kräfte auf ihn wirken lassen und seinen Geist manipulieren wollte, doch der Junge würde sich nicht mehr so einfach anfassen lassen. Ganz sicher würde er nicht stillhalten.
    Morden machte einen schnellen Schritt auf ihn zu, packte ihn im Genick und drosch seinen Kopf gegen einen Müllcontainer. Bewusstlos und mit einer blutenden Platzwunde an der Stirn ging er zu Boden. Nicht unbedingt feine Kunst und kein Vergleich zum subtilen Einsatz seiner Kräfte, aber immerhin zweckdienlich.
    Er kramte nach seinem Autoschlüssel, als er ein Geräusch hinter sich hörte. Das Knirschen von Kies unter Schuhsohlen. Alarmiert fuhr er herum. Eine Frau stand in der Einfahrt. Ein Handy in der Hand, zog sie sich langsam in Richtung Straße zurück. Hätte der Untergrund sie nicht verraten, hätte sie es geschafft. Als Morden vorpreschte, schrie sie erschrocken auf, dann wirbelte sie herum und floh durch das Tor und auf die Straße.
    Wenn da draußen noch andere waren und es ihr gelang, Alarm zu schlagen, würde es kompliziert werden. Selbst für einen Gedankenwächter. Zu seinem Glück war die Straße verlassen.
    Die

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