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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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er ein paar Stunden zuvor nicht hatte sprechen wollen. Dass er über seinen Schatten gesprungen war, hatte mich überrascht. Wirklich erstaunlich allerdings fand ich, dass er mir in der Zeit, die wir zusammen verbracht hatten, offenbar genug Aufmerksamkeit geschenkt hatte, um zu erkennen, dass ich in diesem Moment mit Mitleid oder Fürsorge nicht klargekommen wäre.
    Undeutlich erinnerte ich mich daran, wie wir hierhergekommen waren. Wenn ich nicht völlig falsch lag, befanden wir uns irgendwo in Hampstead, einer der Ecken, in der die reichsten Leute der Stadt wohnten. Die feudale Bude, in die Nick mich geführt hatte, glich eher einem Palast als einem Haus. Allein die Treppe! Und dann der Marmor überall.
    Zum ersten Mal nahm ich mehr von seinem Zimmer wahr als die Sitzecke. Auf einem Regal neben dem Bett standen massenhaft Pokale. An den Wänden daneben hingen ein paar gerahmte Urkunden und in einem Bücherschrank neben dem Schreibtisch reihten sich unzählige Sach- und Fachbücher. In einer Ecke stand ein mannshoher Spiegel. Gegen Nicks Zimmer war meines ein Schuhkarton. Einer für Babyschuhe. Alles hier war geradezu unverschämt aufgeräumt. Das Bett war mit einer Tagesdecke abgedeckt, die bis in die letzte Ecke so gerade war, dass ich mich fragte, ob es für so etwas Seminare gab. Nirgendwo lag etwas herum. Keine Klamotten, keine Zeitschriften. Gegenüber vom Bett hing ein großer Flachbildfernseher an der Wand. An den Wänden gab es keine Poster, nirgendwo lagen Hanteln herum, und auch eine Spielkonsole konnte ich nicht entdecken. Hatte Nick wirklich so wenig Freizeit, dass er all diesen Kram nicht brauchte?
    Wenn er je mein Zimmer zu sehen bekäme, würde ihn vermutlich der Schlag treffen. Die einzige Ähnlichkeit bestand vermutlich darin, dass auch mein Zimmer vier Wände und einen Teppich hatte. Letzterer war allerdings die meiste Zeit kaum zu sehen, weil ich dazu neigte, meinen Krempel über den Boden auszubreiten.
    Ich stand auf, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen, als die Tür aufging und Nick hereinkam. Das Erste, was mir auffiel, waren seine Klamotten. Der Anzug war verschwunden. Stattdessen trug er Jeans und ein Polohemd. Ich weiß nicht, was mich mehr überraschte– dass er so etwas überhaupt besaß oder wie gut er darin aussah. So normal.
    » Alles okay? «
    Ich nickte und schob schnell ein » Danke « hinterher, wobei ich nicht wusste, ob ich damit seine Frage meinte oder den Umstand, dass er sich um mich gekümmert hatte. Vermutlich beides. » Wie spät ist es? «
    » Gleich acht. «
    Kein Wunder, dass ich mich besser fühlte, ich hatte fast zwei Stunden geschlafen.
    » Hast du Hunger? «
    » Und wie! « Tatsächlich schien es, als hätte mir die Beschwörung nicht nur alle Kraft entzogen, sondern auch sämtliche Mahlzeiten der letzten Woche. Nick hatte kaum gefragt, da knurrte mein Magen auch schon vernehmlich. Peinlich berührt verzog ich das Gesicht.
    » Lass uns sehen, dass wir etwas Essbares finden. Mrs Heavengast ist zwar schon gegangen, aber ein paar Sandwiches bekommen wir auch so hin. «
    Ich folgte Nick nach unten, in eine Küche, die so groß wie unser ganzes Haus war. Auch hier gab es jede Menge Marmor, dazu Edelstahl und eine der schicksten Einrichtungen, die ich je gesehen hatte.
    Wir plünderten den Kühlschrank, räumten alles raus, was uns für ein Sandwich verlockend erschien, und trugen es zu einem Tisch in der Ecke. Ein Tisch, an dem die Haushälterin für gewöhnlich ihre Mahlzeiten einnahm, wie Nick mich informierte. Sein Vater und er aßen– nur selten gemeinsam– im Esszimmer. Dass Nick dabei ein Esszimmer und einen Frühstücksraum erwähnte, überhörte ich einfach mal, um meine Vorstellung von der Größe dieses Hauses nicht schon wieder nach oben korrigieren zu müssen.
    Die Sicherheit, mit der sich Nick in der Küche bewegte, in Schubladen und Schränke griff und jedes Mal sofort fand, wonach er suchte, weckte in mir den Verdacht, dass er häufiger hier in der Küche aß, nachdem diese Mrs Heavengast Feierabend hatte. Wenn ich die Wahl zwischen einem leeren Esszimmer und einer gemütlichen Küche hätte, würde ich wohl auch die Küche vorziehen.
    Nick kochte eine Kanne Tee, dazu belegten wir uns ein paar Sandwiches. Während wir aßen, schafften wir es, uns wie zivilisierte Menschen zu benehmen. Nick kehrte nicht den Lackaffen heraus und ich sparte mir jede spitze Bemerkung. Der neue Friede, der zwischen uns herrschte, seit wir das Krankenhaus verlassen

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