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Daemonenblut

Daemonenblut

Titel: Daemonenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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hatten, war angenehm. Ungewohnt, aber angenehm.
    Von Zeit zu Zeit, wenn er dachte, ich würde es nicht bemerken, sah er mich an, als versuchte er abzuschätzen, ob es mir wirklich gut ging. Einmal, ich hatte mir gerade den letzten Bissen meines Sandwiches in den Mund geschoben, trafen sich unsere Blicke, und zum wohl ersten Mal nahm ich seine Augen wirklich wahr. Schöne Augen, von der Farbe eines Gewitterhimmels. Augen, bei denen ich mir plötzlich sicher war, dass sich dahinter so viel mehr versteckte, als der arrogante Blick zunächst vermuten ließ.
    » Was ist los? «
    Ertappt schüttelte ich den Kopf. Ganz bestimmt würde ich ihm nicht sagen, worüber ich gerade nachgedacht hatte. Er würde nur glauben, dass ich mich doch noch bei ihm einschmeicheln wollte. Ich schluckte den Rest meines Sandwiches herunter. » Ich habe mich nur gefragt, ob du es jedem so schwer machst. «
    Eine Weile sagte er nichts, und als ich schon dachte, er würde meine Frage ignorieren, seufzte er plötzlich. » Wir hatten keinen allzu guten Start, oder? «
    » Mal überlegen. Bei unserer ersten Begegnung hättest du mich beinahe überfahren und später wolltest du die Polizei rufen. «
    » Du bist in Miles’ Wohnung eingebrochen! «
    » Du doch auch. «
    Er hob abwehrend die Hände. » Schon gut, schon gut. « Nach einer kurzen Pause, in der er das Sandwich auf seinem Teller eingehend betrachtete, sah er mich wieder an. » Dafür, dass ich dich beinahe über den Haufen gefahren hätte, sollte ich mich wohl entschuldigen. «
    » Tu lieber nichts, das meinen Eindruck von dir verderben könnte. «
    » Den Eindruck, dass ich ein Kotzbrocken bin? Ein arroganter Pimpf? « Er griff nach der Teekanne, um mir nachzuschenken.
    » Heute warst du gar nicht so pimpfig « , befand ich. » Eigentlich warst du sogar ziemlich nett. «
    Prompt schüttete er den Tee daneben.
    Ich unterdrückte ein Lachen und beobachtete, wie er hastig nach einem Lappen griff und die Sauerei aufwischte. Wer hätte gedacht, dass ich ihn– den großen Nick Wolfe– aus der Fassung bringen konnte?
    Nachdem er den Lappen zum Trocknen aufgehängt hatte, kehrte er an den Tisch zurück. » Da wir jetzt unseren Status festgestellt haben– «.
    » Ach ja? Und welcher Status soll das sein? « Es klang, als würde ich ihn aufziehen wollen, in Wahrheit allerdings wollte ich die Antwort wirklich hören. Wollte wissen, wie er über uns dachte. Im Sinne eines Teams natürlich.
    » Mindestens Waffenstillstand. « Er betrachtete mich einen Moment lang, dann meinte er: » Vielleicht sind wir auch schon einen Schritt weiter. «
    » Freundliches gegenseitiges Ignorieren? «
    » Anbahnung einer vorsichtigen Vertrauensbasis mit der Möglichkeit auf– «.
    Ich sollte nicht erfahren, welche Möglichkeiten er für uns sah, denn statt seinen Satz zu beenden, schüttelte er den Kopf. » Wir werden sehen « , meinte er dann. » Wir werden sehen. «
    Mehr sagte er nicht. Da ich nicht nachfragen wollte, hielt das Schweigen an. Je länger es andauerte, desto mehr veränderte sich die Stimmung. Dort, wo ich eben noch eine gewisse Leichtigkeit zwischen uns verspürt hatte, lag mit einem Mal etwas Drückendes, Schweres in der Luft. Ich wusste, was das bedeutete, wusste, dass ich es nicht mehr lange aufschieben konnte, über heute Nachmittag zu sprechen. Im Augenblick allerdings wollte ich das Unvermeidliche noch so lange wie möglich hinauszögern.
    » Was du im Wagen erzählt hast… «
    » Riley. «
    » Nein, wirklich, das interessiert mich. « Das tat es tatsächlich.
    » Wir müssen darüber reden, das weißt du. «
    » Dass ich es weiß, heißt nicht, dass es mir deshalb leichter fällt. « Ich wusste ja nicht einmal, wo ich anfangen sollte. Bisher war ich ziemlich zurückhaltend mit dem gewesen, was ich ihm erzählt hatte. Genau genommen wusste er nur, dass die Séance seltsam verlaufen war und das, was ich in der Vision von Miles’ Tod gesehen hatte. Um ihm verständlich zu machen, was heute Nachmittag passiert war und woher ich mein Wissen über Geister hatte, musste ich wohl ganz am Anfang beginnen.

31
    Den Blick auf Nicks Gesicht gerichtet, in der Hoffnung, zu erkennen, was er von meiner Geschichte hielt, erzählte ich ihm von Madames Ritual, der überfahrenen Katze, davon, wie ich Craig beim Tierarzt kennengelernt hatte und am darauf folgenden Morgen neben dem Geist einer toten Katze aufgewacht war.
    Bisher verriet sein Blick nicht viel. Er wirkte ernst und konzentriert, hatte mich aber

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