Daemonenbraut
ältere Gestalt anzunehmen. Nun sah er aus wie ein junger Engel, der gerade ein Studium begann. Die ganze Fahrt über war er aufgeregt und sog alles in sich hinein. Es war unverkennbar, dass er zum ersten Mal unsere Welt besuchte, denn er führte sich auf wie ein hyperaktives Kind im Disneyland. Im Gegensatz zu ihm war der Richan mit einer Statue vergleichbar, einzig seine blassblauen Augen beobachteten wachsam die Umgebung. Shoda schien seine Wortkargheit ebenfalls abgelegt zu haben und plauderte mit Samuel über alltägliche Dinge, als wäre er ein ganz normaler Kerl und kein Dhag. Ich fühlte mich wie eine total überforderte Mutter, die drei teuflische Kinder hatte. Am liebsten hätte ich mich in Annas Armen verkrochen und geschmollt.
»Das ist ja eine prächtige Residenz«, rief Bash freudig aus, als wir am Ziel waren.
Ich atmete tief durch. »Dann lasst uns reingehen, bevor die ganze Nachbarschaft aufmerksam wird.«
»Ich schaue später vorbei«, versprach Anna, und ich erwiderte müde ihr Winken. Dann ging ich zu meinem Haus, blieb aber am Eingang stehen. »Der Mistkerl ist übrigens hier gewesen«, sagte ich zu Shoda. »Was meinen Sie, könnten Sie Ihren praktischen Handschuh benutzen?«
Als er nickte, war ich erleichtert, ließ mir aber nichts anmerken.
Ich sah ihm dabei zu, wie er das Ding überstreifte und das Haus betrat, um damit die Räume zu durchleuchten. Nachdem er in der Küche fertig war, ging ich hinein und setzte Teewasser auf. Ich war gerade dabei, die Kanne zu füllen, als ich ein Brüllen hörte, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Entsetzt ließ ich alles stehen und liegen, rannte ins Wohnzimmer und starrte ungläubig auf die Szenerie vor mir. Der Richan war in Kampfstellung auf mein Sofa gesprungen, an der Decke hing Bash kopfüber, die Augen vor Angst geweitet. Was zum Teufel war hier los? Wegen der Ecke in der Wand konnte ich nicht sehen, was in der Mitte des Zimmers vor sich ging. War dieser verdammte Schwarzhexer hier?
Mit rasendem Puls machte ich einen Schritt nach vorne, und ungläubig klappte mir der Unterkiefer runter, als ich den Grund für die Aufregung entdeckte. Nikodemus stand seelenruhig auf dem Couchtisch und gab ein fragendes Miauen von sich. Verwirrt blickte ich mich um, ob sich vielleicht irgendwo Angreifer versteckten, doch die Aufmerksamkeit der beiden Dämonen galt eindeutig meiner
Katze. Als Nikodemus einen Schritt nach vorne machte, sprang der Richan behände hinter das Sofa. Ein lautes Lachen brach aus mir hervor, als ich begriff, dass zwei mächtige Kriegerdämonen Angst vor meinem Kater hatten. Ich lachte und lachte, bis mir der Bauch wehtat, doch ich konnte einfach nicht aufhören.
Schließlich saß ich mit angezogenen Knien und tränennassem Gesicht auf dem Boden und rang keuchend nach Luft. Der Kater mauzte verwirrt und kam unter den bösen Dämonenblicken zu mir. Ich packte ihn und drückte ihn an meine Brust. »Das ist doch nur Nikodemus, eine Katze«, stellte ich ihn leise kichernd vor.
Die Paranys sahen immer noch aus, als wollten sie einen Krieg anfangen, aber ich fühlte mich wieder mit mir im Reinen, das Lachen hatte mir gut getan. Auch Samuel, der mit Shoda im Wohnzimmereingang stand, lächelte amüsiert.
»Kennt ihr keine Katzen?«, fragte er den Richan.
Der Parany steckte seine Waffe widerwillig zurück in die Lederscheide und verschränkte die Arme vor die Brust.
»In unserer Welt sind sie zehnmal so groß und jagen uns«, knurrte Bash, der wieder auf den Boden kletterte.
Nikodemus miaute, dann machte er sich los und sprang auf den Teppich. Ich fühlte fast körperlich, wie meine Diener erstarrten, und wieder kam ein Glucksen in mir hoch, doch ich unterdrückte den aufsteigenden Lachanfall und erhob mich. »Mein Kater wird nicht zerfetzt, ist das klar?«, sagte ich bestimmt. »Bei uns hält man sie als Haustiere, sie jagen Mäuse und Vögel, aber keine Dämonen. Nikodemus ist sogar eine verwöhnte Hauskatze, die noch nie draußen war, und kennt nur die Jagd nach einer Stoffmaus.«
Bash kam vorsichtig hinter dem Sofa hervor. »Wenn du das sagst... aber dass du so eine Bestie gezähmt hast, beweist nur wieder deine Einzigartigkeit.«
Und die Millionen anderer Katzenbesitzer, dachte ich amüsiert. »Ich habe Hunger«, sagte ich, um das Thema zu beenden und wandte mich an meine Diener. »Erzählt mir, was Dämonen essen.«
»Fleisch«, knurrte der Richan mit einem Unterton, auf den ich nicht näher eingehen wollte.
In der Küche
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