Daemonenbraut
begegnete. »Shoda, ich erzähle Ihnen, was passiert ist. Als Gegenleistung verlange ich von Ihnen eine Erklärung dafür, warum mein Lebensfaden so lang ist, dass die zweier langlebiger Hexenmeister wie brüchige Fädchen dagegen wirken.«
Samuel erstarrte, und ich spannte die Schultern an, dann spürte ich seine Finger im Nacken und stieß die angehaltene Luft aus.
Der Dhag überlegte kurz, schließlich nickte er. »Einverstanden. Wenn Sie nichts dagegen haben, fange ich an.«
Ich wunderte mich zwar, doch ich stimmte zu.
»Sie sind zum größten Teil ein Mensch, zu einem kleineren Teil Dämon, so wie die meisten Dämonenbräute. Im Gegensatz zu allen anderen jedoch entstammen Sie einer mächtigen Linie, den Lenden der Herrscherklasse.«
Das war nichts Neues, Bash hatte es schon erwähnt. »Und weiter?«
»Dieses Dämonenblut setzt sich über viele Generationen durch. Während es bei den anderen Dämonenbräuten jedoch wässrig wird, ist es bei Ihnen von einer Reinheit, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Sie sind zwar ein Mensch, doch der kleinere andere Teil, der in Ihnen schlummert, ist einhundert Prozent Dämon. Dadurch sind Sie in der Lage, uns zu retten oder uns zu vernichten, und das gefällt uns nicht besonders.«
»Kann ich verstehen«, sagte ich nachdenklich und unterdrückte die aufsteigende Übelkeit. »Aber ich habe nicht vor, Unschuldige zu töten. Alles, was ich will, ist, diese Kräfte zum Schutz anderer einzusetzen, besonders zum Schutz jener, die ich liebe.«
»Menschen können sich ändern, Sophie«, sagte Shoda leise.
Ich schüttelte den Kopf. »Durch das Mal in meinem Gesicht hat man mich schon immer als Monster angesehen. Aber ich bin keines!«
Samuel schlang die Arme um mich und presste seine Wange an meine. Wie konnte er mich noch in den Arm nehmen, nachdem er das erfahren hatte?
»Sophie«, sprach Shoda auf mich ein. »Ich habe Ihnen das nicht gesagt, um Sie zu beleidigen, sondern weil es eine Tatsache ist.«
Es machte mich trotzdem wütend zu hören, dass man mir vorwarf, meine Kräfte missbrauchen zu können.
»Wieso haben Sie diese Paranys nicht getötet?«, fragte der Dhag.
Ich presste die Lippen aufeinander. »Ich töte meine Diener nicht!« »Aber das machen fast alle Dämonenbräute«, konterte er.
Der Richan sah mich mit einem Nachdruck an, der mich beunruhigte.
»Ich bin aber nicht fast alle«, sagte ich trotzig.
Shoda seufzte. »Sie rufen Paranys, die Ihnen aus der Hand fressen, in unserem Labor haben Sie einen Herrscherdämon gerufen ...«
»Der mich killen wollte, schon vergessen?«, unterbrach ich ihn triumphierend, um seine Theorie zu widerlegen.
»Weil er in der falschen Kaste war«, mischte Bash sich ein.
Verständnislos sah ich ihn an. Auch in Shodas Augen flackerte Interesse an dem Dämon auf. »Du bist ein Ausbund an Informationen«, stellte er nachdenklich fest.
»Spar dir das, Mensch«, wies der Dämon ihn ab. »Du wirst deine Antworten dann erhalten, wenn sie es wünscht.«
Antworten? »Sprich!«, befahl ich ihm, denn ich war voller Fragen.
Der Dämon in der Gestalt des kleinen Jungen ließ die Skulptur der halb nackten Frau fallen und sah zum ersten Mal ernst aus. »Eigentlich ist es verboten, mit Menschen darüber zu reden, immerhin sind wir Feinde, doch weil du es bist ... nun gut.« Er sah mich eindringlich an. »Wir leben unterteilt in verschiedene Klassen und Kasten. Der Dämon, der dich töten wollte, stammte aus der Shibuy-Kaste, deine Vorfahren jedoch sind Garamor, was euch praktisch zu Todfeinden macht.«
Na super, ich hatte Todfeinde und wusste es noch nicht einmal. »Wer sind die Garamor?«, hakte ich nach.
»Jene, denen der Richan und ich angehören. Die Shibuy haben unsere Herrscher ausgerottet, was uns zu Herrenlosen macht. Es gibt viele von uns Dämonen, die ohne Anführer durch unsere Dimension ziehen, und das macht uns zu Opfern, denn ohne einen Beschützer sind wir leichtes Futter für Herrscherdämonen und Dämonenbräute.«
»Shibuy«, murmelte Shoda nachdenklich. »Wir hatten viele in Gewahrsam, die diesen Namen ausriefen.«
»Was ihr hattet, waren führerlose Garamor«, knurrte der Richan, der bisher geschwiegen hatte. »Shibuy können nicht von Menschen eingefangen und gebändigt werden, denn sie haben eine Shimay, die das verhindert.«
»Shimay?«, fragte ich verwundert.
»Sie ist, wie ihr es nennen würdet, die Königin der Shibuy. Eine Shimay beschützt ihr Volk, indem sie verhindert, dass dieses von
Weitere Kostenlose Bücher