Daemonenbraut
»Ist was passiert?«
»Nein, nur die üblichen Aufgaben eines Hexenmeisters«, sagte er und küsste mich auf die Stirn. »In ein paar Stunden bin ich wieder bei dir.«
»Ich werde dich vermissen.«
Er lächelte und stand auf. »Bis später.«
Nachdem er weg war, drehte ich mich auf die Seite und versuchte zu schlafen, aber ich konnte nicht, weil ich mich plötzlich einsam fühlte. Jahrelang hatte ich alleine in diesem Bett geschlafen, und nun sah es so aus, als könnte ich nicht einmal eine Nacht ohne Samuel verbringen. Das jagte mir Angst ein, und ich schalt mich eine Närrin. Samuel war mein Freund, es war vollkommen normal, dass ich ihn vermisste.
Nach zwei Stunden, in denen ich mich unruhig hin und her gewälzt hatte, schlief ich dann doch ein und erwachte erst wieder, als sich jemand an mich schmiegte.
14
Am nächsten Morgen führte ich ein langes Gespräch mit Shoda, und erst das Klingeln meines Handys beendete die Unterhaltung. Mein Boss orderte mich zu einer Adresse, also schnappte ich mir die Paranys, küsste den besorgt dreinschauenden Samuel und setzte mich wieder in Annas Kombi, der immer noch einwandfrei funktionierte. Dabei dankte ich dem Schicksal, dass meine Freundin für die kurze Strecke zu ihrem Laden ihren Roller nahm und überlegte, ob ich ihr ein Angebot für den Wagen machen sollte. Ein kleiner Besuch in der Werkstatt, und das Problem mit dem Ausgehen des Motors wäre keines mehr.
»Warum müssen wir dorthin?«, erkundigte sich Bash.
»Das hat Karl nicht gesagt.« Ich und bog in ein belebtes Industriegebiet ein, das an der Stadtgrenze lag. Mein Boss hatte überhaupt nicht viel gesagt. Er kommunizierte mit den Dhags, folglich wusste er auch von meinen neuen Fans, doch ein ernstes Gespräch stand noch aus.
Karls feuerrotes Haar fiel mir sofort auf, als ich auf das Gelände eines leer stehenden Wohnblocks fuhr, der nicht mehr bewohnbar zu sein schien. Er trug ein weißes Hemd zu blauen Jeans und sah seriös und kompetent aus, bis man näher kam und seine Augen sah. Sie waren durch und durch verstört.
»Sophie.« Mit schnellen Schritten war er bei mir und musterte mich. Anscheinend entdeckte er etwas, dass ihn beruhigte, denn er deutete mit dem Kopf nach hinten. »Gut, dass du so schnell gekommen bist.«
»Was ist denn los?«, wollte ich wissen und folgte ihm zu dem grauen Gebäude.
»Das musst du selbst sehen«, sagte er knapp.
Ich wäre fast gegen ihn geprallt, als er plötzlich stehen blieb. Ich sah an ihm vorbei und stieß geräuschvoll Luft aus meinen Lungen, weil der Anblick mich wie eine Faust in den Magen traf.
»Gütiger Himmel!«
»Du sagst es«, knurrte Karl.
Vor mir lagen die Überreste von fünf Dämonen. Ihre Stärke war nicht mehr einzuschätzen, weil sie so verstümmelt waren, aber ich glaubte, dass sie einmal Paranys gewesen waren.
»Shibuy«, grummelte Richie zufrieden. Es fehlte nur noch, dass er grinste.
Konnten das jene Paranys sein, die mich gestern töten wollten? Ein Verdacht kam mir. »War das der Arakor?«
Bash ging in die Hocke und schnupperte. Karl spannte sich. Es war unschwer zu erkennen, dass es ihm nicht gefiel, die beiden hier zu sehen.
»Nein, die Toten riechen anders«, erklärte Bash, dann zeigte er zu einem verletzten Rumpf. »Das sieht aus wie Säure.«
Entsetzt sah ich ihn an. Säure? Jebidiah hatte gesagt, dass es Sindras Gabe war. Konnte es die Tat dieses Wahnsinnigen sein? Doch was bezweckte er damit?
Karls Handy klingelte. Er entfernte sich und ließ mich mit den beiden alleine.
»Warum tötet er meine Feinde?«, fragte ich leise.
»Vielleicht darfst du nicht zu Schaden kommen, immerhin will er deine Gabe«, mutmaßte Richie.
»Ein Dankesbrief bekommt er dafür garantiert nicht«, stieß ich hervor und drehte mich um, weil Karl mit langen Schritten zurückkam.
»Wir haben noch einen Tatort«, sagte er nervös. »Gleiche Opfer, gleiches Schema.«
»Und wo?«
»Ich fahre mit dir.« Er folgte mir zu dem Kombi.
Während der Fahrt herrschte Schweigen im Wagen. Karl saß auf dem Beifahrersitz, und Richie verhielt sich, als nähme er ihm das übel.
»Hast du was von Julius gehört?«, durchbrach Karl plötzlich die Stille.
»Du hättest mir sagen können, dass seine Wandlung bevorsteht«, antwortete ich vorwurfsvoll.
Er strich er sich das rote Haar aus dem Gesicht. »Julius wollte es nicht, und ich stehe unter Schweigepflicht.«
Das mochte stimmen, aber ich nahm es ihm trotzdem übel. An einer Kreuzung bog ich ab und kaute auf
Weitere Kostenlose Bücher