Daemonenbraut
Nicht, weil ich es nicht wollte, es klappte einfach nicht. Dieser Kerl sah mir eine Lüge an der Nasenspitze an. Ich presste hörbar Luft zwischen den Lippen hervor und gestand: »Eine Kollegin hat Beschwerde gegen mich eingereicht.«
»Warum?«
Verdammt noch mal, wieso musste ich nur so eine schlechte Lügnerin sein? »Weil ihr meine Nase nicht passt.«
Anna stand mit uns zugewandtem Rücken hinter dem Tresen. Schließlich ließ sie die Schultern sinken und seufzte auf. »Ist schon gut, Sophie«, sagte sie leise und drehte sich zu Samuel. »Maggie, es war wegen Maggie. Der Vampirrat erhebt Anspruch auf sie.«
An Samuels Wange pochte ein Muskel, die Luft um ihn schien sich aufzuladen. »Wieso hast du mir das nicht gesagt?«
»Ich glaube, ich gehe lieber«, setzte ich an, doch der Hexenmeister griff nach meinem Arm. »Sophie, bleib! Ich will jetzt die Wahrheit hören!«
Wieso? Warum wollte er es wissen? Ja, Anna gehörte zu seinen Leuten, doch er konnte rein gar nichts tun, um ihr zu helfen.
Meine Freundin beendete ihren Zauber und setzte sich zu uns. Ihre grauen Augen wirkten plötzlich müde und alt. »Du hast genug um die Ohren«, sagte sie leise zu Samuel. »Ich wollte dir nicht auch noch zur Last fallen.«
»Närrin«, knurrte er aufgebracht und ließ meinen Arm los. »Dir muss doch klar sein, dass ich nicht zulassen werde, dass Maggie denen in die Hände fällt.«
»Aber sie wird nun mal ein Vampir«, erklärte Anna ruhig, obwohl ihre Nasenflügel bebten.
»Und das verschweigst du mir?« Fassungslos sah Samuel sie an, schließlich stand er auf und sah gekränkt auf sie hinab. »Was bin ich für dich? Bin ich nicht euer Freund? Bin ich nicht Maggies ...« Sein Mund wurde zu einem dünnen Strich. »Ich glaube, ich gehe lieber.«
Anna vergrub den Kopf in ihren Armen. »Verdammte Scheiße«, flüsterte sie.
Verwirrt sah ich zu ihr, dann folgte ich dem Hexenmeister, der nach draußen eilte, mit den Augen. Was war hier eigentlich los? Entschieden ging ich Samuel nach. Er stand vor dem Haus, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte in den dunklen Nachthimmel.
»Samuel?«
Beim Klang meiner Stimme sah er mich an. Seine Augen waren zwei tiefe Seen des Bedauerns. »Es tut mir leid, dass du da hineingezogen wurdest, Sophie.«
Bin ich nicht Maggies... ? »Was bist du für Maggie?«, fragte ich leise.
Er hob die Hand, wollte meine Wange berühren, doch ich schüttelte abwehrend den Kopf. »Hör auf und antworte mir!«
»Allaire war mein Jugendfreund«, begann er leise. »Wir kannten uns eine Ewigkeit und haben immer zusammengehalten. Als er Anna begegnete, war er im siebten Himmel.« Seufzend schüttelte er den Kopf. »Es gibt bei uns ein Gesetz, Sophie: Eine Hexe muss ihre Linie fortführen, wenn sie es kann, aber Allaire war unfruchtbar.«
Die Wahrheit dämmerte mir langsam und raubte mir fast den Atem. »Du bist Maggies Vater!«, sagte ich tonlos.
»Nur ihr Erzeuger«, korrigierte er mich. »Ich bin Gwenys Vater, und sie ist meine Nachfolgerin. Allaire war Maggies Vater, daran gab es nie einen Zweifel.«
Den Mann, den ich begehrte, in meiner Vorstellung mit meiner besten Freundin zu sehen, war grotesk. Ich fühlte mich schlecht, verraten und irgendwie auch betrogen. Nicht, weil Anna es vor langer Zeit mit ihm getrieben hatte, sondern weil sie wusste, dass ich ihn begehrte, und weil sie mir trotzdem nichts gesagt hatte.
»Es war nicht leicht für Anna und mich«, fuhr Samuel fort.
Ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten.
»Wir waren Freunde und wollten nicht miteinander schlafen, doch dann hätte ein Fremder Annas Kind zeugen müssen, aber das wollte Allaire nicht. Sie wurde nach dieser einen Nacht glücklicherweise sofort schwanger, und wir entschieden, nie wieder daran zu denken.« Der Hexenmeister seufzte schwer. »Habe ich dich jetzt für immer verloren, Sophie?«
Hatte er mich denn je besessen? »Ich weiß nicht, ich weiß gar nichts mehr.« In gewisser Weise hatte ich sogar Verständnis, trotzdem fühlte ich mich mies.
»Ich habe es für Anna und Allaire getan und würde es immer wieder für sie tun«, gestand Samuel heißer. »Auch wenn ich nicht als Maggies Vater gelte, so will ich sie dennoch beschützen, denn sie ist von meinem Blut.«
Auch das konnte ich verstehen. »Ich weiß, Samuel.«
»Bitte hasse mich nicht, Sophie.« Er trat an mich heran und lehnte sich gegen mich, ohne mich zu umarmen. »Lass mich weiterhin Teil deines Lebens sein.«
Maggies Vater, Annas
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