Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
der mir vor ein paar Tagen in dieser Hütte zu diesem Vorgehen geraten hat. Willst du mich jetzt dafür bestrafen, dass ich deinem Vorschlag gefolgt bin?“
„Und du denkst, dass ich dich deswegen verschone?“ Gelal musterte sie aufmerksam.
„Nein, aber du wirst mich verschonen, weil wir beide nicht wollen, dass Heyder sein Ziel erreicht“, sagte Doro und senkte den Blick.
„Hast du eine Ahnung, was passiert, wenn das Arcanum in Heyders Hände fällt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Und wenn ich ehrlich bin, interessiert es mich auch nicht“, sie sah zu ihm auf, „Denn deine und meine Welt funktionieren leider nicht nach dem gleichen Schema.“ Sie machte eine Pause und senkte den Blick zu Boden. Sie hatte alles gesagt, was ihr auf der Seele brannte.
Gelal verweigerte die Antwort. Wieder herrschte im Raum bleierne Stille.
„Liebst du mich immer noch?“, hörte sie nach einer Weile Alexanders seidig raue Stimme fragen.
Sie sah auf und blickte in Alexanders vertrautes Gesicht. Auf Kinn und Backen lag zwar der erste Ansatz eines dunklen Bartschattens, aber weder sein Körper noch seine Kleidung zeigten Spuren des schrecklichen Kampfes, der noch vor wenigen Minuten da draußen getobt hatte. Nur der schwach leuchtende, goldene Ring um Alexanders Pupillen verriet noch das widderköpfige Geschöpf aus der Zwischenwelt in ihm. Obwohl sie die Wahrheit kannte, wanderten ihre Augen noch einmal suchend durch das Zimmer, doch Gelal blieb verschwunden.
„Was hast du gefragt?“, erkundigte sie sich.
„Ob du mich immer noch liebst.“
„Ich kann es dir nicht sagen“, gab sie kaum hörbar zurück.
Alexander lächelte betrübt. Er hakte nicht weiter nach, sondern wechselte das Thema. „Als Magische kannst du die meisten Dämonen in ihrer wahren Gestalt bannen.“
Sie musterte ihn zweiflerisch. „Wie bitte?“
„Du scheinst wirklich keine Ahnung zu haben, welche Macht du in dir trägst“, sagte er.
„Nein.“
In den letzten Augenblicken war ihr der Spiegel vorgehalten worden. Was sie begehrte, hatte sein wahres Gesicht gezeigt, mit all seinen Fassetten. Ihr komplettes Weltbild, samt ihren Gefühlen, war innerhalb weniger Sekunden mit einer Vehemenz auf den Kopf gestellt worden, die sie an ihrem Verstand zweifeln ließ. Die Vorstellung, dass ausgerechnet sie in der Lage sein sollte, diese vollkommenen Geschöpfe zu beherrschen, war nicht nur irrwitzig; sie war illusorisch. Wie Eric es prophezeit hatte, war es ein Ding der Unmöglichkeit, zwischen den Welten hin- und herzuwechseln, ohne dass es Spuren hinterließ. Doro hatte sich in einen attraktiven Mann Anfang Dreißig verliebt, dass sich hinter der anmutigen Fassade ein Incubus auf Brautschau verbarg, klang immer noch absurd. Abgesehen davon, hatte sie nicht die leiseste Ahnung, was es bedeutete, ein Geschöpf der Triebwelt zu lieben. Eine Kreatur, die sich von den ekstatischen Gefühlen der Menschenfrauen ernährte. Ein Wesen, das sich im Schlaf zu seinen Opfern legte, sich mit ihnen vereinigte und ihnen erotische Träume schickte, während es sich an ihren schönen Emotionen satt fraß, um am Ende nichts als Zerstörung zurückzulassen. Dämonen waren gefährlich. Sie ergriffen von den Menschen Besitz, stahlen ihnen das Glück und ihre Seelen. Nüchtern betrachtet hatten ihre und Gelals Welt nicht mehr gemeinsam als Tag und Nacht. Nichts. Außer dem Bestreben Heyders Ziele zu vereiteln. Aber brauchte sie dafür tatsächlich Alexanders oder Gelals Unterstützung? Das hier war die Welt der Menschen und die ihr zur Verfügung stehenden Mittel würden ausreichen, um Heyder aufzuhalten. Und trotzdem hatte das Schicksal ein unzertrennliches Band um sie und Alexander gewoben. Auch wenn es momentan keine vernünftige Erklärung für ihr Empfinden gab, verspürte sie den unweigerlichen Drang, dieser Kreatur zu folgen.
Alexander hatte zwischenzeitlich neben ihr Platz genommen. Er nahm ihr Kinn sanft zwischen Zeigefinger und Daumen und drehte ihr Gesicht in seine Richtung.
„Warum hast du mein Leben verschont?“, fragte sie.
„Die Frage kann ich zurückgeben. Selbst einen mächtigen Incubifürsten wie Gelal hättest du durch deinen bloßen Willen zu deinem Sklaven machen können“, einen Moment lang umspielte seine Mundwinkel ein sinnliches Lächeln, dann wurde er wieder ernst „Gelal hätte dann das gleiche erbarmungswürdige, unfreie Leben führen müssen wie dein Vater.“
sie legte ihre Arme um seinen Hals. „Wenn du um meine
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