Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
uns alle vernichten. Auch wenn er selbst das Buch nicht benützen kann, besitzt er mit ihr den Schlüssel. Du weißt genau, dass sie als Magische in dem Buch lesen kann. Und wenn sie nicht auf unserer Seite steht, sind wir machtlos.“
„Ich habe das Buch an einen sicheren Platz gebracht“, gab Gelal zurück, „Und sie will uns in unserem Kampf unterstützen.“
„Solch eine Naivität kann auch nur ein Incubus entwickeln. Begreife es endlich, solange das Mädchen lebt, gibt es keinen sicheren Platz für unsere Schrift“, brüllte Bael. In einer schnellen Bewegung riss er die Incubi zur Seite, die Gelal stützten. Gelal verlor augenblicklich das Gleichgewicht und stürzte nach vorne auf den Steinboden. Die Widerhaken aus Menschenknochen bohrten sich noch tiefer in sein Fleisch und brannten wie Feuer. Gelal schrie auf. Am liebsten hätte er sich die Haken aus dem Leib gerissen, doch der glühende Schmerz lähmte jede seiner Bewegungen.
Bael stieg mit einem großen Schritt über ihn hinweg, ohne ihn zu beachten. Er wandte sich an Marbas: „Fessel ihn und zieh ihm diese Dinger aus dem Leib. Er soll wissen, wie wir uns gefühlt haben, als wir das Arcanum Daemonum mit unserem eigenen Blut geschrieben haben. Sabnock wird ihm etwas geben, damit sich seinen Wunden nicht gleich wieder schließen. Dann hat er Zeit, über seinen Verrat nachzudenken.“ Er gab ein Zeichen. Nach und nach verließen die Anwesenden die Ratshalle. Bald waren auch die letzten Schritte zwischen den ehrwürdigen Mauern verhallt. Sabnock saß auf den Stufen, die zum Thronpodest hinaufführten. Er trug einen ledernen Brustschild und schmiedeeiserne Armschoner über seiner derben Kleidung. An seiner linken Seite hing, wie bei Marbas, ein Schwert, über seine massige Brust spannte sich der edelsteinbesetzte Riemen eines Köchers. In seiner rechten Hand hielt er einen altertümlich wirkenden Langbogen. Sein Blick wanderte von Marbas zu Gelal, der immer noch regungslos auf dem Bauch lag, um seine Kräfte zu schonen.
Marbas winkte einen der beiden Torwächter herbei. Die schweren, raumgreifenden Schritte des gut drei Meter hohen, hundeköpfigen Wesens donnerten durch die Stille des verlassenen Thronsaals.
„Nimm seine Arme und Beine und halt sie fest. Wer weiß welche Kräfte noch in ihm stecken“, sagte Marbas. Er nestelte zwei dünne Lederbändchen aus seinem Beutel hervor, während zwei unnachgiebige Pranken Gelals Gelenke umfassten und in der Mitte seines Rückens zusammenzogen. Gleich darauf spürte er, wie sich die Schnüre eng um seine Hand- und Fußgelenke legten und in sein Fleisch schnitten. Abermals erhöhte sich der Druck auf die Haken, die in seinem Fleisch steckten. Gelal versuchte den Schmerz aus seinem Leib zu schreien, doch ein klägliches Jaulen war alles, was er zustande brachte.
Sabnock beobachtete weiterhin unbeteiligt das Geschehen zu seinen Füßen.
„Hilf mir, ihn aufzurichten“, befahl Marbas barsch.
„Ja, Herr“, antwortete der Torwächter kleinlaut. Er packte Gelal bei den Hörner und zog ihn nach hinten bis sein Körper eine kniende Position eingenommen hatte.
Gelal stöhnte leise. Er wagte nicht das Haupt zu senken, um an sich hinabzuschauen.
Marbas ging vor Gelal in die Hocke. Er war ein Geist, dessen Fähigkeit darin bestand, Leiden zu erschaffen oder diese zu lindern. Deshalb hatte ihn Bael zu Alastors Nachfolger bestimmt. Marbas verspürte zwar keine Freude daran, Gelal unnötig zu quälen, doch seine gegenwärtige Pflicht bestand darin, sein Opfer leiden zu lassen, bis ihm sein König einen anderen Befehl erteilte.
„Halt ihm den Mund zu. Incubi haben eine ekelhaft grelle Stimme, wenn sie schreien. Und der hier wird gleich schreien“, sagte Marbas, während er sein Opfer mit einem kalten, klaren Blick fixierte, der keine Spur von Gnade zeigte.
Zwei gewaltige Pranken legten sich um Gelals Maul und rissen seinen Kopf nach hinten. Marbas´ Hand umschloss das glatte, elfenbeinfarbene Ende des Pflocks, der in Gelals Rücken steckte. Mit einem gewaltigen Ruck riss er die Knochenspitze samt Widerhaken aus dem Körper. Gelal schnaubte, er warf seinen Kopf von einer Seite auf die andere, derweil er erfolglos versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien. Die Klauen des Torwärters hielten sein Maul fest wie Schraubstockwangen zusammen.
Marbas entfernte den zweiten Pflock aus Gelals Körper. Die Folgen des Blutverlusts hatten seinen Verstand benebelt, so nahm er das Herausziehen des letzten Dorns nur noch
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