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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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ein kleines Bisschen weiter über die steilen Bergkämme des Schwarzwaldes. Und als der Maybach vor dem Eingang des Hotels hielt, waren die letzten Spuren des Tages dem diffusen Zwielicht der Dämmerung gewichen. Die Bestimmtheit, mit der manche Dinge abliefen, ließ sich weder aufhalten noch verändern. Sie wartete, bis der Chauffeur ihre Tür öffnete. Sie stieg aus und blieb kurz stehen, um sich zu orientieren. Vor zehn oder zwölf Jahren war sie mit Eric einmal hier gewesen. Allmählich kehrte ihre Erinnerung zurück. Das Restaurant lag in einem separaten Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite der Zufahrtstraße.
    Doro warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie hatte noch etwas Zeit, also entschied sie, in der Lobby auf Thomas Heyder zu warten.
     
    Die Hotellobby bestand aus Rezeption und Loungebereich, die durch eine Bar und eine ausladende Freifläche getrennt voneinander waren. Am Rande der Bar stand ein weißer, auf Hochglanz polierter Konzertflügel, in dem sich sämtliche Gegenstände im Umkreis spiegelten. Ein grauhaariger Mann, ebenfalls in einem weißen Anzug und mit einer betonartigen Frisur, die sich bei genauerem Hinsehen als Toupet erwies, klimperte drauf eine angejazzte Variante von Frank Sinatras „My Way“.
    Die meisten Sitznischen waren besetzt. Menschen warteten aufeinander und vertrieben sich die Zeit vor dem Abendessen mit einem Aperitif oder einem Cocktail. Sie plauderten miteinander oder suchten Abgeschiedenheit hinter Zeitungen, Magazinen oder den Displays ihrer Laptops.
    Doros Augen suchten die kubusartigen, moccabraunen Ledermöbel nach Heyder ab. Sie meinte, erste Blicke auf sich zu ziehen, während sie einen Anflug von Unsicherheit spürte. Im Vergleich zu den perfekt gestylten Gästen im Saal, wirkte ihr halbherziger Aufzug drollig. Bei den meisten Damen waren die Outfits erbarmungslos gut aufeinander abgestimmt und gaben eine Vorstellung davon, wie sich die unterschiedlichsten Körperformen mehr oder weniger gelungen verpacken ließen. Handtasche, Schuhe und Gewand bildeten bei vielen nicht nur eine untrennbare Einheit, sie waren der schlagende Beweis dafür, dass exquisite Kleidung sehr wohl teuer war. Das belegten die unzähligen Designerlogos, die gut sichtbar wie Jagdtrophäen an allen möglichen und unmöglichen Stellen zur Schau getragen wurden. Ihr Blick blieb an einer hübschen Rothaarigen mit kurzen Haaren kleben. Die Frau tippte geschäftig auf ihrem Handy herum. Danach ließ sie ihr Smartphone beinahe gelangweilt in ihre Jackentasche gleiten, nahm den letzten, lässigen Schluck ihres Drinks und erhob sich mit katzenhafter Eleganz. Ihr grauschwarzer Hosenanzug saß wie angegossen und untermalte das knabenhaft Zierliche ihrer Figur. Sie musste bemerkt haben, dass sie beobachtet wurde. Wenige Schritte vor Doro blieb die Rothaarige stehen. Sie war gut zehn Zentimeter größer, aber ungefähr im gleichen Alter. Ihre wässrig blauen Augen musterten ihr Gegenüber kritisch und die Verächtlichkeit in ihrem Lächeln, mit dem sie sich abwendete, zeigte unübersehbar, dass ihr Urteil vernichtend ausfiel. Nie zuvor in ihrem Leben war sich Doro deplazierter vorgekommen. Leute wie sie gingen zu Franco , aber keinesfalls in ein Etablissement wie das Bärenstüble. Sie gehörte einfach nicht in diese Welt und es würde auch nie ihre werden. Das Essen mit Heyder war eine Schnapsidee, genauso wie der Job in seiner Firma. Sie wandte sich in Richtung der Rezeption. Der Höflichkeit halber, würde sie Heyder noch eine kurze Notiz hinterlassen, bevor sie wieder ging.
    Die stämmige Frau an der Rezeption trug, wie die alle weiblichen Angestellten in diesem Bereich des Hotels, die gemäßigte Abwandlung eines Dirndls und empfing Doro mit einem freundlichen Lächeln.
    „Kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte sie.
    „Ja. Ich würde gern eine Nachricht für Herrn Thomas Heyder hinterlassen. Wir sind für 19.00 Uhr zum Essen verabredet.“
    „Wenn ich mich nicht täusche, habe ich Herrn Heyder bereits in der Lounge gesehen. Einen kleinen Moment bitte, ich lasse ihm Bescheid geben.“
    Doro überlegte, einen Einwand vorzubringen, doch die hilfsbereite Rezeptionistin gab ihre Order bereits an einen jungen Mann weiter, den Doro kaum älter als achtzehn Jahre schätzte. Alles in dieser Luxusherberge verlief anscheinend in streng geregelten Hierarchien, die es einzuhalten galt. Der Mann eilte pflichtbewusst davon. Zügig, aber ohne dabei hektisch zu wirken, durchquerte er den Loungebereich und

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