Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
heute.
„Das Rehbraun, das Sie heute tragen, steht Ihnen ausgesprochen gut“, entgegnete er.
„Vielen Dank für das Kompliment, Herr Heyder.“
Thomas Heyder lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. Die gefalteten, manikürten Hände ruhten unbewegt auf der Tischplatte. Er blickte sie ernst und durchdringend an. „Dorothea, wie Sie bestimmt schon wissen, habe ich eine ausgeprägte Sammelleidenschaft alte Bücher betreffend.“
Doro nickte.
„Vor allem antike Beschwörungsbücher haben es mir angetan“, erklärte er weiter.
Sie nickte abermals, jedoch etwas verhaltener. Ihre Mimik musste ihre augenblickliche Anspannung verraten, denn er sagte: „Oh, das braucht Sie nicht zu beunruhigen, verehrte Dorothea. Diese Passion ist nichts weiter, als ein harmloser Spleen von mir. Irgendeinen Tick hat doch jeder von uns. Der eine sammelt Briefmarken, der andere alte Rechenmaschinen oder Oldtimer und ich habe mich eben für antike Bücher entschieden.“ Er machte eine Pause, „Haben Sie schon mal von dem Buch der Geheimnisse gehört, dem Arcanum Daemonum ?“
Doro schüttelte den Kopf. „Nein. Ich muss gestehen, mein Wissen in Sachen Beschwörungsbücher ist ziemlich jungfräulich.“
Heyders Mundwinkel bogen sich erheitert nach oben. „Ich muss zugeben, dass jungfräulich die netteste Umschreibung für ‚ keine Ahnung’ ist, die ich bislang gehört habe. Dann will ich Sie mal in groben Zügen aufklären. Das Arcanum Daemonum ist ein extrem seltenes und auch sehr altes Buch. Der Legende zu Folge, soll es nur ein einziges Exemplar geben. Dieses Buch aufzuspüren, kommt der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich.“ Er lächelte verschwörerisch.
„Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie eine Vermutung haben, wo sich das Buch befindet?“
„Ehrlich gesagt, nein. Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber meine Intuition sagt mir, dass unser gemeinsamer Freund, Alexander Sirius Maar, mehr über das Buch weiß, als er mir gegenüber bereit ist zuzugeben.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Ich habe in der Vergangenheit immer wieder versucht, ihn auf das Buch anzusetzen, aber sobald das Gespräch auf das Arcanum kommt, blockt er ab. Er lehnt meine Bitte mit der Begründung ab, dass das Buch nicht existiert. Maar ist der Meinung, ich jage einem literarischen Phantom hinterher.“
„Aber Sie sind sich sicher, dass es das Buch der Geheimnisse wirklich gibt.“
„Allerdings. Und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass der Weg zum Arcanum über Maar führt.“
Doro richtete ihren Oberkörper zu voller Größe auf. „Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich verstehe nicht, welchen Beitrag ich in dieser Angelegenheit leisten kann.“
„Das ist ganz einfach, denn zwischen Ihnen und mir gibt es einen nicht zu verachtenden Unterschied.“
Natürlich gab es den. Das brauchte Heyder nicht extra zu betonen. Das wurde ihr schließlich jeden Tag vor Augen geführt, wenn sie die Firma betrat. Doros Magen zog sich in einem Anflug von Nervosität krampfartig zusammen. Die vage Vorstellung, welche Wendung die Unterhaltung mit den nächsten Sätzen nehmen würde, nahm in ihrem Kopf zaghafte Konturen an. Sie lächelte schüchtern, um Zeit zu gewinnen, während sie über ihre weitere Wortwahl nachdachte.
„Wenn ich ehrlich bin, ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Herr Heyder“, sagte sie entschuldigend, „Das Einzige, was ich weiß, ist, dass Sie seit Jahren eine geschäftliche Verbindung mit Alexander Maar pflegen.“
„Entschuldigen Sie, Dorothea. Wenn es um Beschwörungsbücher geht, bin ich entsetzlich ungeduldig und mitunter auch etwas forsch. Ich werde mein Anliegen verständlicher formulieren. Ich habe den Eindruck, es mangelt Herrn Maar mir gegenüber an Kooperationsbereitschaft.“
„Und was hat Maars Kooperationsbereitschaft mit mir zu tun?“
„Sehr verehrte Dorothea, ich will Ihnen bestimmt nicht zu nahe treten und Ihr Privatleben ist und bleibt natürlich Ihre persönliche Angelegenheit. Doch an dem Abend im Bergschlösschen ist mir nicht entgangen, dass mein Freund Maar ein reges Interesse an Ihnen hat. Daher möchte ich nicht ausschließen, dass er Ihnen ein gänzlich anderes Vertrauen schenkt als mir. Zumal er eine augenfällige Schwäche für attraktive Frauen hat.“ Heyder schloss seine Ausführung mit einem süßlich milden Lächeln, das seine Forderung auf eine eigene und gleichzeitig unheimliche Art unterstrich, die keinen Widerspruch duldete.
Jetzt war es raus.
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