Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
nahm einen üppigen Schluck, als wäre der Wein die ersehnte Welle des Vergessens, die alles fortspülte, was ihn belastete. Danach stellte er sein Glas wieder auf dem Trommeltisch ab, verzog die Lippen zu etwas, das ein Lächeln andeuten sollte und fragte: „Wie war deine erste Woche bei Heyder?“
Doro grinste voller Stolz. „Anstrengend, aber ich denke, ich komme zurecht. Heute hat er mich mit meinem ersten Projekt betraut.“
„So?“ Alexanders Gesichtszüge hellten sich ein wenig auf. „Und wie sieht dieses Projekt aus?“
Sie zögerte mit einer Antwort. Ihre Unterhaltung mit Heyder lebte wieder in ihr auf und damit auch das Bewusstsein, welch schales Gefühl, ihre nächsten Sätze bei Alexander auslösen mussten. Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass das geheimnisvolle Buch, hinter dem Heyder herjagte, auf unerklärliche Weise auch ihre eigene Neugier geweckt hatte.
„Wahrscheinlich ist es für dich nicht sonderlich überraschend, wenn ich dir sage, dass es mit einem Beschwörungsbuch zu tun hat“, antwortete sie.
„Nein, etwas in der Art hatte ich erwartet.“
„Hast du auch erwartet, dass es sich dabei um das Arcanum Daemonum handelt?“
Alexanders Mienenspiel verdunkelte sich. „Nicht unbedingt erwartet, aber befürchtet.“ Er brach abrupt ab, um sie zu mustern. „Dann bist du wohl heute Abend in Heyders Auftrag hier?“
Doro konnte seinem durchdringenden Blick nicht Stand halten und wandte ihre Augen dem flackernden Feuer zu. Alexander kannte Heyder gut genug, um zu wissen, dass ihr Chef in den nächsten Tagen nach Ergebnissen fragen würde. Dann war es ihre Aufgabe, ihm Bericht zu erstatten. Vielleicht nicht alles, aber zumindest so viel, dass es Heyder zufrieden stimmte.
„In erster Linie bin ich hierher gekommen, weil ich dich sehen wollte“, sagte sie und es entsprach der Wahrheit. „Aber, ich will nicht abstreiten, dass ich dir sehr dankbar wäre, falls du mir ein paar Auskünfte zu dem Buch geben könntest.“
„Heyder weiß bereits alles über das Arcanum .“
„Mag sein, trotzdem habe ich keine Ahnung von dem Buch der Geheimnisse . Wenn du mich darüber aufklärst, tust du in erster Linie mir einen Gefallen, weil ich dann nicht mehr ganz so verloren vor Heyder dastehe.“
Alexanders Augen waren starr auf sie gerichtet und sie sah die unterschwellige Verachtung, die in seinem Blick lag. „Darum geht es dir also. Du willst vor Heyder eine gute Figur machen. Was tust du als Nächstes? Sag es mir Doro, wie weit wirst du gehen, um ihm weiterhin zu gefallen? Um ihn bei Laune zu halten. Oder soll ich es anders formulieren, um seine Wünsche zu befriedigen .“ Ein süffisantes Grinsen zeigte sich um seine Mundwinkel.
„Weißt du eigentlich, was du mir da unterstellst?“, wollte Doro wissen. Selten hatte sie ein derart intensives Bedürfnis verspürt, ihrem Gegenüber eine Ohrfeige zu erteilen wie in diesem Moment.
„Ja.“
„Das ist die Meinung, die du von mir hast?“
„Entspricht sie etwa nicht der Wahrheit?“
„Du bist geschmacklos, Alexander Maar.“
Alexander stand von seinem Sessel auf. Vor ihr blieb er stehen. Er beugte sich zu ihr hinab und nahm ihr Gesicht behutsam zwischen seine Hände.
„Nein, das bin ich nicht. Ich will dich nur vor dir selbst schützen.“
„Indem du mich beleidigst?“ Sie drehte ihren Kopf zur Seite und entzog ihr Gesicht seinen Händen. „Wenn ich es mir genau überlege, bin ich mir gar nicht sicher, ob ich von dir beschützt werden will.“
„Das bleibt deine Entscheidung.“ Alexander nahm wieder Platz. „Du hast dich in den letzten Tagen ziemlich verändert.“ Er lächelte undefinierbar. „Ich würde es mit einer satten Hundertachtzig-Grad-Wendung umschreiben.“
Die Überheblichkeit, die er augenblicklich an den Tag legte, begann sie langsam zu ärgern. „Ja. Ich habe mich verändert; nicht nur äußerlich. Aber, ob es dir passt oder nicht, mir macht der neue Job Spaß. Und zumindest bis jetzt, hat sich Heyder nicht gerade von seiner schlechtesten Seiten gezeigt.“
Alexander nahm sein Weinglas zur Hand. Scheinbar gedankenverloren ließ er die Flüssigkeit durch das Kelchinnere gleiten. „Ich kann mich täuschen“, sagte er, ohne sie dabei anzusehen, „Aber bislang war ich der Auffassung, du hättest dir ihm gegenüber ein gesundes Grundmisstrauen bewahrt.“ Seine Augen waren nun wieder kühl und starr auf sie gerichtet, als wollten sie Doro mit der gleichen Kälte überziehen, die bereits in seiner Stimme
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