Dämonenfalle Rom
sondern sie fangen.
Glenda lief. Sie tat es automatisch, setzte einen Fuß vor den anderen, wühlte den Sand hoch, hielt den Kopf gesenkt, schluchzte und sprach Worte, die niemand verstand und auch nicht hören konnte. Durst quälte sie, hinzu kam die Erschöpfung und natürlich das Wissen, daß sie Scorpio nicht mehr entkommen konnte.
Der Gladiator hielt es für angemessen, in Aktion zu treten. Den rechten Arm hielt er ruhig. Er hob nur den linken ein wenig an. Die Muskeln an seinem ungeschützten Oberarm spielten unter der Haut. Es war zu sehen, welch eine Kraft in diesem Kämpfer steckte, der eiskalt war und nie aufgab.
Allmählich geriet der Arm in kreisende Bewegung. Noch lag das Netz am Boden, nicht mehr lange, denn es wurde leicht angehoben und schwebte plötzlich eine Fußbreit über dem Sand.
Die Bewegungen wurden schneller, wilder. Nun spielte Scorpio seine Kräfte aus, und das gewaltige Netz entfaltete sich wie ein durchlässiges Dach.
Für einen Moment erinnerte es auch an einen sagenumwobenen Vogel, der seine Schwingen weit ausgebreitet hatte, bevor Scorpio mit einer letzten Drehung und dem Vorschnellen seines Arms das Netz auf die Reise schickte.
Bisher hatten die Zuschauer ihn noch angefeuert und ihm zugejubelt. Als das Fangnetz unterwegs war, hielten sie den Atem an Jeder wartete darauf, daß Scorpio sein Ziel erreichte, und es wurde still in dem weiten Rund.
Zahlreiche Blicke verfolgten das fliegende Netz. Es hing an einem langen Band, und Scorpio behielt ein Ende in der Hand. Würde er treffen?
Ja, es erreichte die fliehende Frau, die erst jetzt bemerkte, was geschehen war. Sie drehte den Kopf, wobei sie allmählich in die Knie sank.
In diesem Augenblick fiel das Netz nach unten.
Es senkte sich einem Schatten gleich auf die am Boden Liegende herab, berührte sie und fing Glenda ein wie ein Fisch auf dem Trockenen. Wohl kaum jemand hörte das leise Klagen des Opfers. Der Laut verwehte im weiten Rund.
Nur einer nahm ihn wahr.
Scorpio!
Er lachte leise, während er auf Glenda Perkins zuschritt, um sie zu köpfen…
***
Es war phänomenal, gleichzeitig grauenhaft und auch unwahrscheinlich. Suko, Lady Sarah und mir wurde ein Blick in die Vergangenheit gestattet, quasi in das Rom der Gründerjahre.
Und das, was wir zu sehen bekamen, stammte nicht aus einen Film, es war eine Tatsache, denn Magie hatte dies ermöglicht. Schwarze Magie!
Ihr war es gelungen, Raum und Zeit zu verschieben, einfach aufzuheben, denn dieses Haus hier beherbergte ein Dimensionstor, das in eine andere Zeit führte.
Wir waren so perplex, daß wir dastanden wie Gartenzwerge und uns nicht rührten.
Unsere Blicke waren auf die gewaltige, airrömische Kampfarena gerichtet, wo, und das wußte fast jedes Schulkind aus dem Unterricht, die Christen ein Opfer wilder Raubtiere werden sollten. Dort fanden auch die großen Gladiatorenkämpfe statt.
Und so einen Gladiator sahen wir.
Das war Scorpio! Eine wirklich sagenhafte Gestalt. Groß, breite Schultern, durch den golden schimmernden Kragen noch verstärkt, ein wahrer Riese, in dessen rechter Hand das Schwert direkt klein wirkte, und der jetzt die linke Hand bewegte, denn mit seinen Fingern hielt er den Griff eines Netzes fest, das er nun schleuderte. Sein Ziel war eine Frau.
Ein völlig erschöpftes Wesen, das durch den Sand taumelte und sich kaum auf den Beinen halten konnte. »Glenda!« schrie ich. In diesen meinen Schrei mischte sich das harte Lachen des Ennio Carra.
»Ja!« brüllte er. »Das ist deine Glenda. Das Mädchen, das aus der Zukunft in die Vergangenheit geschleudert worden ist, als Beute für Scorpio. Und sie wird sterben!«
»Nein!« Ich fuhr herum.
»Doch!« brüllte er mir entgegen. »Sie stirbt, falls du und dein Freund sich hier wehren!«
»Irrtum!« Wild schüttelte ich den Kopf, während ich ihn anschaute und nicht mehr auf das Dimensionstor blickte. »Sie kann nicht sterben, denn sie hat in der Gegenwart gelebt, und diese Raum-Zeit-Schwelle zu eliminieren, ist nicht möglich!«
»Läßt du es darauf ankommen?« höhnte Carra. »Ist durch Schwarze Magie nicht vieles möglich?«
Ja, da hatte er recht. Ein Risiko bestand, und ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.
»John!« Diesen Warnruf stieß Suko aus, und ich drehte mich wieder um. Die Szene hatte sich verändert.
Scorpio ging aufs Ganze. Er hatte das Fangnetz so geschleudert, daß es jetzt über der flüchtenden Glenda schwebte und sich schon senkte, um sie zu umfangen wie gewaltige
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