Dämonenfalle Rom
an beiden Schultern tief in das Fleisch, bevor sie Glenda in die Höhe zogen. Dann wurde die junge Engländerin rücksichtslos über den Boden geschleift und aus der kleinen Zelle gezerrt.
Im Gang fand sie sich wieder. Hier öffnete sie zum erstenmal die Augen, sah sich zwischen den beiden Soldatenknechten und konnte auch den Gang entlangschauen. An dessen Ende erkannte sie ein Tor, das von zwei brennenden Pechfackeln eingerahmt wurde, die geisterhafte Licht-Schatten-Spiele auf das Holz warfen. Befand sich dort die Arena?
Glenda glaubte es zu wissen. Instinktiv stemmte sie ihre Schuhe auf den harten Lehmboden, doch diese Reaktion war lächerlich und besaß überhaupt keine Wirkung, denn gegen die Kraft der beiden Soldaten kam Glenda nicht an.
Sie hatte das Gefühl, dieser Gang würde für sie zu einer Todesstrecke werden. Aus ihrer halb liegenden Perspektive kam er ihr sehr lang vor, wobei die Entfernung schnell zusammenschmolz, als die Kerle sie hindurchschleiften.
Die Angst steigerte sich noch mehr. Durch einen Tränenschleier erkannte sie ihre beiden Peiniger.
Die Beine waren zwar nackt, an den Füßen allerdings trugen die Männer sandalenähnliche Schuhe, deren Riemen über die Waden eng geschnürt waren.
In Höhe der Oberschenkel wippten die Lendenschurze, und in den Gürteln steckten ihre Schwerter.
Viel mehr konnte Glenda nicht erkennen. Helme die auf den Köpfen der Wächter saßen, erahnte sie nur.
Dann hatten sie das Tor erreicht. Es besaß zwei Flügel, die sich getrennt voneinander öffnen ließen.
Die Wächter hatten sich den rechten vorgenommen. Einer drückte mit seiner freien Hand dagegen, so daß es nach innen schwang. Und zwar so weit, damit ein Riegel einrasten konnte, der es offenhielt. Freier Durchgang.
Die Geräusche hatten sich verstärkt. Glenda hörte die Stimmen, sogar ein rhythmisches Klatschen war zu vernehmen, und dann sah sie etwas Schreckliches.
Von rechts, wo sich aber auch der Durchgang zur Arena befand, schleppten zwei andere Soldaten etwas herbei.
Es war ein Mensch - ein Toter!
Glenda stöhnte vor Entsetzen, als sie den Mann erkannte. Es war der, den sie kurz zuvor geholt harten.
Er war ein Opfer der Löwen geworden…
Glenda begann zu weinen. Dieses Bild war so schlimm, daß sie ihr eigenes Schicksal für einen Moment vergaß und erst wieder aufmerksam wurde, als man sie auf einen offenen Durchgang zur Arena hin weiterschleppte, der sich innerhalb eines Torbogens befand. Dieser Durchgang konnte durch ein Fallgitter aus spitzen Eisenstäben gesichert werden. Jetzt allerdings war es hochgezogen.
Die beiden Soldaten schafften das neue Opfer unter den spitzen Stäben des Gitters her, und Glenda Perkins, eine Frau aus einer anderen Zeit, wurde in die Kampfarena im alten Rom geschleift…
***
Sie hatte ihre Gedanken ausgeschaltet, spürte zwar, daß es unter ihren Füßen weicher geworden war, aber sie merkte nicht, daß man sie durch Sand zog.
Sand, der an zahlreichen Stellen feucht und dunkel schimmerte. Das Blut der hier Gestorbenen.
Die beiden Knechte besaßen Routine. Sie lockerten den Griff nicht um einen Deut. Glenda drang der von ihnen hochgewirbelte Sand in den offenen Mund, er blieb auch auf ihrem feuchten Gesicht kleben, wo er eine graubraune Schicht bildete, die gleichzeitig noch einen Stich ins Gelbe bekommen hatte.
Etwa in der Mitte der Arena ließen die Wächter das neue Opfer los, verneigten sich zu der hohen Kaisertribüne hin, machten dann kehrt und gingen denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Glenda Perkins lag im Staub des Kampfplatzes!
Ein hilfloses Bündel Mensch im gewaltigen Rund der Arena. Zusammengesackt, mit ihren Nerven am Ende und von der blanken Todesangst geschüttelt.
Sie besaß nicht mehr die Kraft, sich in die Höhe zu stemmen. Der Kopf war nach unten gesunken, zwischen ihren Lippen knirschte und schmeckte sie den Sand, und das Schreien der Zuschauer drang wie das Rauschen des Meeres an ihre Ohren.
Sie sah nicht die vollbesetzten Ränge und auch nicht die überdachte Tribüne der römischen Prominenz, für Glenda war das Leben zu einem Alptraum geworden.
Die Menschen wollten Blut sehen!
Es war eine wahnsinnige, verrückte Zeit, in der die Christen ungemein viel zu leiden hatten. Die Römer verehrten ihre Götter, und wer ihrer Vielgötterei nicht zugetan war, wurde auf grausame und spektakuläre Art und Weise getötet.
Tausende waren bereits Opfer der aus dem dunklen Erdteil herbeigeschafften Löwen geworden, doch es
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