Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
Furcht, die sich in ihren Bauch einnistete.
Reiß dich zusammen! Sie straffte die Schultern und machte sich auf den Weg.
Eigentlich hätte sie die tapsenden Schritte hinter sich schon früher hören müssen, aber sie war zu sehr mit all den Fragen beschäftigt, die durch ihren Kopf schwirrten. Die Barriere war überwunden, aber die Luft war dichter und schwerer als in der Welt der Menschen. Die Sonne sorgte heiß und unbarmherzig für ein Gefühl, als verdurstete sie.
Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als sie des Geräuschs gewahr wurde. Nur nicht umdrehen . Die Schritte wurden lauter. Hechelnder Atem begleitete sie. Was auch immer Sariel verfolgte, es kam näher.
Mit einem Ruck blieb sie stehen. Sie würde sich langsam umdrehen und ihrem Verfolger in die Augen sehen. Und dann werde ich …
Keine Ahnung! Sie wusste nicht was sie dann tun würde, hoffte, das Wesen würde sich als harmlos oder freundlich herausstellen. Tims Worte fielen ihr ein: „Hüte dich vor allem vor denen, die freundlich sind. Das sind die Gefährlichsten.“
Wenn dieses Etwas böse wäre, hätte es mich längst angegriffen , machte sie sich Mut. Es half nichts. Ihr Atem ging stoßweise, das Herz hämmerte in der Brust und sie war schweißgebadet. Dreh dich um, befahl sie sich. Wenn sie es nicht schaffte, der Gefahr ins Auge zu sehen, konnte sie die Welt der Dämonen genauso gut verlassen und sich in ihrer Pariser Wohnung unter der Bettdecke verkriechen.
Ein Hund!
Von allem, was Sariel befürchtet hatte, war ein Hund so ziemlich das letzte Lebewesen, das sie hier anzutreffen erwartet hatte.
Er sah aus wie ein dunkelbrauner Labrador. Ein freundlicher Labrador. Seine Zunge hing seitlich aus dem Maul, so als wäre er ebenfalls durstig. Fast schien es, als lächelte er.
„Oh!“, war alles, was ihr dazu einfiel. Ohne auf ihren Ausruf zu achten, trabte der Hund an ihr vorbei. Als er merkte, dass sie ihm nicht folgte, blieb er stehen und machte eine Bewegung mit seinem Kopf, die nur eines bedeuten konnte: komm!
Wider besseres Wissen, oder zumindest gegen alle Ratschläge, die sie erhalten hatte, beschloss Sariel, sich dem Tier anzuvertrauen. Und wenn auch nur, weil es in Richtung der Stadt ging und nicht die Absicht zu haben schien, ihr etwas anzutun.
Endlich! Dem Stand der Sonne und ihrem Hunger nach waren mindestens drei Stunden verstrichen, als sie die Stadtmauern erreichten. Warum hatte sie nicht an Proviant gedacht? Und mit welcher Währung sollte sie in Dschinnanyar bezahlen? Wie gut, dass ich mich bestens vorbereitet habe , dachte Sariel ironisch. Aber sie hatte keine Zeit gehabt, bevor sie in die Welt der Dämonen aufbrach. Torsten Halder hatte dafür gesorgt, indem er Alexander immer weiter an den Rand des Zusammenbruchs trieb. Wie Tim war auch Sariel davon überzeugt, dass Alexander nicht mehr lange leben würde, wenn sie es nicht schafften, ihn von dem Siegel des Salomon zu befreien. Nur in Dschinnanyar gab es die Antwort auf die Frage, wie sie dies erreichen konnten.
Das riesige, schmiedeeiserne Stadttor ragte hoch vor ihr auf. Die beiden Torflügel standen weit offen. Das Ganze machte einen mittelalterlichen Eindruck, so als müssten sich Soldaten auf der Stadtmauer befinden. Wachen würden das Tor schützen, das zumindest hatte Sariel geglaubt, als aus einer verschwommenen Silhouette am Horizont das Aussehen der Stadt immer klarer und deutlicher hervortrat.
Nichts von all dem entsprach den Tatsachen. Das Tor wurde genauso wenig bewacht wie die Stadtmauer. Die Dämonen fürchteten keine Angriffe so viel war klar.
Ohne sich nach ihr umzusehen, betrat der Hund den inneren Zirkel der Häuser. Schmale Gassen schlängelten sich zwischen altertümlichen Bauten hindurch. Die Gebäude waren kreisförmig angeordnet, in Spiralen, die immer enger wurden.
Der Hund ging zielstrebig einem Ziel entgegen, von dem Sariel hoffte, es wäre das Haus Abu Ayubs. Da sie keinen Drang verspürte, eine andere Richtung einzuschlagen, als die, die ihr das Tier wies, musste sie auf dem richtigen Weg sein.
Seltsam nur, dass sich niemand auf den Straßen aufhält. Der Gedanke kam relativ spät, denn sie hatte sich, seit sie die Stadt betreten hatte, über den Ausgang ihrer Mission gesorgt. Jetzt aber fiel ihr zum ersten Mal auf, wie still und verlassen alles vor ihr lag. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinab. Es war unheimlich. Sie hatte sich vieles vorgestellt, aber nicht damit gerechnet, niemandem zu begegnen.
Sie passierten
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