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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Fratze verzogene Gesicht, das Karz nur zu genau wiedererkannte. Denn es handelte sich um das Gesicht und den Rest dessen, was von Giorge Nanosi übrig war, den man den Schicksalskünder genannt hatte, dessen Adern gerade aus seinen Stümpfen hervorbrachen und langsam zu den Röhren an der Wand krochen!
    Der Historiker konnte sich nicht länger beherrschen. Taumelnd wich er zurück, stolperte ans Fenster, streckte den Kopf hinaus und holte lange und tief Luft.
    Maglore las seine Gedanken und blieb neben ihm stehen. »Du siehst, was aus dem Schicksalskünder geworden ist«, sagte er. »Er war nicht ganz so unparteiisch, wie wir alle dachten. Oh ja, als Wratha ihre Haken in ihn schlug, verkündete sie ihm zugleich in aller Deutlichkeit sein eigenes Schicksal. So sei es!«
    Die Schultern des Historikers zuckten.
    Maglore zerrte ihn vom Fenster weg. »Was denn? Willst du Runenstatt mit deinem Erbrochenen beflecken? Das gestatte ich nicht, weder hier drinnen noch dort draußen. Geh, kümmere dich um deine Pflichten, säubere meine Werkstatt. Denn ich will mich bald in meinen Künsten üben!«
    Karz entfernte sich torkelnd aus dem Raum und machte sich mit unsicheren Schritten auf den Weg in die unteren Stockwerke.
    Maglore folgte ihm ein kurzes Stück, hielt jedoch hinter dem Torbogen inne und sah zurück. Sein Blick wanderte zu dem Reliefwappen über dem Türsturz, das auch über alle anderen Türen von Runenstatt gemeißelt war:
    Dies war das Zeichen, von dem er zur Zeit des Lichtes-im-Westen geträumt und das er zu seinem Wappen erkoren hatte. Seine Bedeutung (wenn es überhaupt etwas bedeutete) lag allerdings im Dunkeln. Maglore vermutete, dass es machtvoll war; wieso hätte er, ein Magier, sonst davon geträumt?
    Und dann fragte er sich, welche anderen machtvollen Dinge Wratha auf der Alten Sternseite wohl finden mochte ...

TEIL VIER: DER ÜBERFALL

ERSTES KAPITEL
    Morgengrauen auf der Sternseite, nur noch wenige Stunden bis Sonnauf. Aus dem riesigen, gezackten Schattenriss des Grenzgebirges schälten sich langsam die Gipfel heraus, hohe, fahle Wächter, ein jeder von unverwechselbarer Gestalt. Bald würden die Sonnenstrahlen durch den Pass fallen und sie mit ihrem Goldschimmer überziehen. Der Wechsel vom Dunkel zum Licht war stets ein großartiges Schauspiel. Er gab einem Hoffnung.
    Das in etwa ging Lardis, dem Stammesoberhaupt der Szgany Lidesci, durch den Kopf. Dass er den Großteil der Nacht hier verbracht hatte – auf der Sternseite, bei Sonnunter! Unter dem silbrigen Licht des Mondes und dem blauen Funkeln der Sterne ... Dass er hier auch noch geschlafen hatte! Der Gedanke ließ unweigerlich seine Kopfhaut kribbeln, jagte ihm einen Schauder durch den Körper. Ein Gefühl der Ehrfurcht übermannte ihn, Staunen, zugleich aber auch ein Entsetzen, das ihm das Herz bis zum Halse schlagen ließ ...
    Ungefähr alle fünfzig Sonnaufs unternahm Lardis diese – nun ja, Pilgerfahrt? – zur Sternseite. Sicherlich konnte man es eine Art Geisteraustreibung nennen. Sein Weg führte ihn über die öde Felsebene zu den eingestürzten Felstürmen der Wamphyri und zur Karenhöhe, dem letzten Horst, und schließlich durch den großen Pass wieder zurück zur Sonnseite. Ihm war bewusst, dass er diese Reise niemals alleine machte, dass die Schatten der Vergangenheit mit ihm gingen und gelegentlich ihre kalten Finger über sein Rückgrat strichen.
    Es war ein Ritual, das ihrer Vertreibung diente, oh ja, es sollte die Dämonen aus seinen Träumen und die Albträume der Vergangenheit aus seinen wachen Stunden verjagen. Damit wollte er sich vergewissern, dass es die Wamphyri nicht mehr gab und dass sie nie mehr zurückkehren würden. Indem Lardis während der langen Stunden des Sonnunter, der doch ihre Zeit gewesen war, durch ihr ureigenstes Territorium wanderte, schöpfte er neue Zuversicht. Deshalb kam er her, unternahm immer wieder diese Reise und würde sie auch weiterhin antreten, solange seine Beine ihn trugen – weil er sich stets von Neuem von der wunderbaren Wahrheit überzeugen musste, dass es sie nicht mehr gab.
    »Tot und vergangen«, brummte er vor sich hin, blieb stehen und spähte von seinem Standort im Bergvorland, nicht weit vom Großen Pass, zur Sternseite zurück. »Allesamt ausgelöscht und vom Angesicht der Welt gefegt zu einer Stunde, die sie als die Zeit ihres größten Triumphes ansahen, als sie mit ihren Opfern spielten und am leuchtenden Kuppeltor in Blut schwelgten. Alle, die noch übrig waren: Lord

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