Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
weniges länger zu schützen.
    Sonnauf, oh ja ... Mit diesem Gedanken wichen alle düsteren Vorzeichen und Schreckensbilder aus Lardis’ Gemüt. Jedenfalls eine Zeit lang ...
    »Halloo!« Der Ruf durchbrach Lardis’ Selbstversunkenheit und brachte ihn auf die Beine.
    Er trat an den vorderen Rand des Gartens und spähte die grobe Steintreppe hinunter, die er im Zickzack an der steilsten Stelle des Hangs angelegt hatte. Lardis sah zwei ungleiche Gestalten heraufklettern, deren Füße durch milchigen Nebel wateten. Eine davon, deren vertraute Stimme ihn angerufen hatte, war Nana Kiklu. Die andere – männlich, knorrig und leicht gebeugt – gehörte Jasef Karis, dem Mentalisten oder auch ›Gedankendieb‹, wie die meisten ihn nannten, wenngleich dieser Ausdruck nicht sehr freundlich war. Oh ja, der alte Zigeuner konnte einem schon in den Kopf schauen und die Gedanken stehlen, wenn er es denn wollte! Aber das war nicht seine Art. Für gewöhnlich behielt er seine Gabe für sich und nutzte sie zum Wohl des ganzen Stammes.
    Und was Nana betraf: Ihr Mann war nach der Schlacht um den Garten des Herrn gestorben, die sich wiederum kurz nach dem höllischen Blutbad am Zufluchtsfelsen ereignet hatte. Und daran erinnerte sich Lardis nur allzu gut ...
    Damals war der Wamphyri-Lord Shaithis auf die Sonnseite gekommen, um nach Zekintha Foener und dem Höllenländer Jazz Simmons zu suchen. Tatsächlich stammten beide, Zek und Jazz, aus den Höllenlanden, doch während Lardis sie als Einzelpersonen bewundert hatte, waren seine Erinnerungen an Zek doch weitaus freundlicher. Zwar hätte man sie unmöglich für eine Zigeunerin halten können (wie auch – bei ihrer sonnengleichen Farbe?), dennoch hatte sie etwas Zigeunerhaftes an sich gehabt. Nicht ein einziges Mal hatte sie Lardis irgendwie ermuntert, und trotzdem hatte er Hoffnungen gehegt. Vielleicht, wenn die Dinge anders verlaufen wären ... Aber das waren sie eben nicht. Zek war fortgegangen, zurück in ihre eigene Welt. Jedenfalls hatte Lardis Lissa und Jason, die er beide von Herzen liebte. Doch er schweifte ab!
    Nach dem Gemetzel am Zufluchtsfelsen und der Ruhezeit im Garten des Herrn, als der Stamm wieder zur Sonnseite zurückgekehrt war und Siedeldorf errichtete, war Nana die Pflege des alten Jasef auferlegt worden; denn bei den Szgany gab es keine Müßiggänger. In der Tat hätte Nana sich unter den Bedingungen ihrer alten Lebensweise einen neuen Mann suchen müssen. Und was den Alten anging: Schon lange wäre der Tag gedämmert, da es den Mentalisten nicht mehr gegeben hätte. Sein rasch einschrumpfendes Hirn, seine verfallenen Knochen und knotigen Sehnen hätten ihm ein rasches Ende eingebracht. Ohne die Klugheit, sich ein Versteck zu suchen, oder die Gewandtheit, die ihm zur Flucht verhalf, hätte Jasef seine Tage nach einem albtraumhaften Überfall von der Sternseite als Fraß im Wanst einer Kampfzüchtung der Wamphyri beschlossen. Nur ... das war damals gewesen, heute war heute, und die Zeiten hatten sich geändert.
    Lardis behielt die herannahenden Gestalten weiter im Auge, und seine Gedanken über den alten Szgany-Telepathen waren weder hartherzig noch berechnend, lediglich ehrlich.
    Der alte Jasef mit seiner Gedankenleserei und alldem: Was er aß, machte nicht viel aus, und er bereitete niemandem Schwierigkeiten. In dem Anbau bei Nanas Hütte verbrachte er seine Tage in aller vorhandenen Behaglichkeit und war dafür dankbar. Denn er wusste, dass er bei bestimmten Stämmen der Szgany dieses Glück vielleicht nicht gehabt hätte. Womöglich hätte man ihn sogar getötet, wie es seinem Vater vor ihm ergangen war; denn er hatte etwas von den Wamphyri in sich. Es war nur sehr wenig und zeigte sich auch nur in seinem Mentalismus. Doch in Lardis’ Augen machte ihn das wertvoll. Besonders jetzt, da sich wieder etwas zu tun begann, allerdings etwas, worauf die Szgany gut und gerne verzichten konnten.
    Lardis dachte daran, wie es damals, vor dreizehn Sonnaufs, gewesen war, als Nana Jasef Karis das letzte Mal zu ihm gebracht hatte – und was sich daraus ergeben hatte:
    »Karen ist unruhig in ihrem Horst!« Die flatternden Hände des alten Mannes hatten wie braun gefleckte Vögel gewirkt. »Ebenso Harry Wolfsohn, der mit dem Rudel an den Hängen der Sternseite umherstreift und den dahineilenden Mond anheult. Ihre Gedanken sind sonderbar und künden von Unheil. Mit ihren Augen habe ich gesehen, wie die Auroras über den Eislanden wabern und pulsieren, und mit ihren Nasen

Weitere Kostenlose Bücher