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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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blubbernde, nebeldurchwobene Finsternis. Mindestens ein Stamm der Trogs der Sternseite, jener Bewohner der tiefen Höhlen weit westlich des ehemaligen Gartens des Herrn, kannte die Gefahr gut und hielt stets Wache gegen jedes verdächtige Geschöpf, das aus jener Gegend kam. Und da sie alle verdächtig waren, vernichteten sie sie, wo immer sie auf sie trafen. Ganz gleich ob Wolf, Ziege, oder Mensch – wer oder was auch immer aus der feuchtdumpfen Finsternis hervorkam oder -stakste und das Territorium der Trogs betrat, war verloren.
    Lardis tat es den Trogs gleich. Einhundertvierzig Meilen westlich von Siedeldorf, dort, wo die Berge nicht mehr ganz so zerklüftet waren und der Grüngürtel der Sonnenseite sich zu einer Art spärlich bewaldetem Flaschenhals verengte – dort hatten die Szgany ihre Grenzlinie gezogen. Während Lardis’ gesamter Zeit als Wanderer hatte er den Stamm niemals über jene Linie geführt, und auch kein anderer Anführer, von dem er wusste. Von einer Handvoll Einzelgänger abgesehen – einsamen Wanderern, die stets für sich reisten, vielleicht um der Sicherheit für Leib und Leben willen –, von diesen also und von sehr gelegentlichen Nomadenfamilien abgesehen, war das Gelände hinter der Grenzlinie den Menschen unbekannt und unerforscht. Doch was die Grenze selbst betraf: Jetzt war sie zumindest mit Posten versehen. Und das dauerhaft.
    Westlich von Siedeldorf gab es zwei weitere feste Zigeunergemeinden: Mirlu-Städtchen, das nur zwanzig Meilen entfernt lag, und Tireni-Hang, noch drei Mal so weit dahinter. Freiwillige aus allen drei »Städten« wechselten sich bei der Bewachung des düsteren Vampir-Grenzlandes ab. Gerade jetzt befanden sich zwei Dutzend Männer der Szgany Lidesci einen ganzen Sonnauf-Marsch weit im Westen. Dort blieben sie dann vier lange Tage – und vier kalte, unheimliche Sonnunter –, bis die Szgany Mirlu sie ablösten. Danach war eine Gruppe vom Tireni-Hang an der Reihe, und so weiter. Ebenso wie die Trogs der Sternseite nach Eindringlingen Ausschau hielten, schützten die Szgany die Sonnseite.
    Mehr konnte nicht getan werden. Lardis hatte das gesamte Verfahren mit Anton Mirlu und Yanni Tireni abgesprochen. Die Lidesci schienen – weil sie am weitesten von der Grenze entfernt lebten und daher den längsten Weg zur Wahrnehmung ihrer Pflichten hatten – den schlechtesten Teil des Abkommens erhalten zu haben. Allerdings waren sie eben diejenigen, die am weitesten entfernt von der Gefahr lebten ... doch nie so entfernt, dass Lardis die Verbindung verloren hätte. Oh nein, schließlich musste er seine Kenntnisse frisch halten, musste auf dem Laufenden bleiben, ob, wo und wann sich vampirische Ausbrüche oder Manifestationen zeigten ...
    Lardis kauerte auf seinem Stuhl über Siedeldorf und wälzte all diese Gedanken, dachte über Vergangenes nach und fragte sich, was kommen würde, bis er plötzlich fröstelnd den Kragen seiner Jacke hochschlug. Nicht, dass ihm dadurch wärmer wurde, denn es war – vielleicht – ein Frösteln seiner Seele. Er schnaubte und zuckte beunruhigt die Achseln. Manchmal verfluchte er seine seherische Gabe! Sie zeigte ihm Dinge und warnte ihn, aber nie zeigte sie genug, und manchmal warnte sie zu spät.
    Vom Boden, aus den Bächen und dem Fluss stieg langsam (und ganz natürlich) ein leichter Nebel auf, rückte durch die Wälder vor und sammelte sich in den Vertiefungen. Die Mauern von Siedeldorf verschwanden allmählich im Grau. Lardis hatte nicht viel für Nebel übrig. Er hatte schon zu viel davon gesehen, der nicht natürlichen Ursprungs war. Er erinnerte sich wieder an das klamme Gefühl auf der Haut, daran, was diese Nebel hervorgerufen hatten, was nur allzu oft aus ihnen hervorgekommen war. Aber dieser hier ...
    Er kniff die dunklen Szgany-Augen zusammen und tat diesen Nebel mit einer mürrischen Miene ab. Da er seinen Ursprung kannte, konnte er sich diese Geste leisten, denn der Dunst entsprang lediglich der Morgendämmerung. Nur eine kurze Weile noch, dann würde die prächtige, sich mühende Sonne ihren Rand über die fernen Glutwüsten erheben und ihr Licht auf Büsche, Präriegras und Savanne ergießen, die allmählich in Wald überging, bis schließlich ihr goldenes Licht auf Siedeldorf und das Grenzgebirge fiel.
    Sonnauf, schon bald! Das Land wusste es, regte sich, stieß seinen nebligen Atem aus, um warmblütige Tiere und Vögel gleichermaßen zu wecken und die schimmernden Forellen in den heller werdenden Flüssen noch um ein

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