DÄMONENHASS
ich derzeit mit meinem Bruder teile.«
Sie hatte Kneblasch, gestikulierte Vasagi, zuckte die Achseln und wich ein wenig zurück. Außerdem hat sie bereits damit begonnen, Leitungswarte zu züchten. Warum sollen die Mühen der Lady vergebens sein? Später, wenn die Burg erst einmal voll ausgestattet ist, haben wir immer noch Zeit, mit ihr abzurechnen, falls wir es wollen. Diese Ansicht hast du im Stillen doch selbst vertreten.
»Gefällt dir die Hure etwa?«, grinste Wran höhnisch. »Du und sie, ihr würdet doch ein prächtiges Gespann abgeben. Du mit deinem abartigen Gesicht und Wratha, die alte Hexe unter dem Mädchenfleisch! Ist es so? Hoffst du darauf, dich mit ihr zu paaren? Hast du die Schreie deiner Odalisken so satt, wenn du sie bedienst? Bestehen sie darauf, dass du sie von hinten besteigst, damit sie dein Gesicht nicht sehen müssen?«
Vasagi trat einen gleitenden Schritt auf ihn zu. Seine Gesten wurden heftiger, weniger nuanciert, seine telepathische ›Stimme‹ hatte einen zischenden Unterton angenommen: Warum beleidigst du mich, Wran? Willst du mich provozieren? Ich habe kein Kinn, das ist wohl wahr, aber das geschah auf meinen eigenen Wunsch. Lieber das, als dein Kinn mit seinem schwarzen und vielleicht sogar aussätzigen Gewächs!
»Wer wirft jetzt mit Beleidigungen um sich?« Wran reckte sein gerötetes Gesicht vor. »Im Übrigen handelt es sich bei meiner Warze um einen Schönheitsfleck.«
Ach ja? Der Sauger lachte verächtlich auf. Dann könntest du noch ein paar davon gebrauchen! Doch als Wran wütend schnaubte und näher trat, versteifte Vasagis spitz zulaufendes Mundwerk sich, und der vor Speichel triefende Saugstachel schob sich nach vorn. Du solltest dir vergegenwärtigen, warnte er, dass dein Handschuh in deinen Gemächern liegt, Wran. Ich hingegen trage meine Waffe stets bei mir!
Wran wusste, dass Vasagi blitzschnell zuschlagen konnte, um ein Auge zu durchbohren oder auszustechen oder durch ein Ohr bis zum Gehirn vorzudringen. Murrend trat er den Rückzug an, wandte sich auf dem Absatz um und strebte den Landebuchten zu. »Eines sollte dir klar sein, Wurmgesicht«, fauchte er über
die Schulter. »Über kurz oder lang hat die Lady nur zwei Möglichkeiten: entweder als mein gehorsamstes Weib in Wranshöhe zu leben oder aber ihren Platz für Bessere zu räumen! Falls es Ersteres sein sollte – wird es mir eine Freude sein, Wrathas Schwanz den Stachel zu ziehen, das kannst du mir glauben! Und wenn Letzteres«, er zuckte die Achseln, »dann sei es eben so!« Damit verschwand er hinter einem steinernen Vorsprung.
Vasagi gönnte ihm nicht das letzte Wort: Halte dich lieber an deine Sklavinnen, Wran! Für einen Stutzer wie dich ist Wratha zu sehr Frau! Die Spitze kam jedoch zu spät. Wran hatte ihm seinen Geist verschlossen, und Vasagis Gedanken verhallten wie ein Echo.
Aber das machte nichts. Schließlich war Wran ein Wahnsinniger. Mit einem Achselzucken schüttelte Vasagi seine Verärgerung ab und setzte seinen Weg fort ...
ZWEITES KAPITEL
Nathan regte sich. Seine Insel wurden schon seit einiger Zeit nicht mehr von der Sonne beschienen, und ihm war kalt. In der Nähe gluckste der Fluss, ein Fisch sprang aus dem Wasser, um nach einer Fliege zu schnappen, und tauchte mit einem Klatschen wieder ein. Diese beiden Geräusche hatten Nathan geweckt.
Durchfroren, steif und verkatert erwachte er und erkannte sogleich, wie lange er geschlafen hatte. Die Sonne stand als
heller Schein zwischen den Baumwipfeln im Süden, und von einigen silbrigen Reflexen im Flusswasser abgesehen lag der Wald zu beiden Seiten des Flusses in düsterem, schattigem Grün. Nathan hatte rund fünfzehn Stunden geschlafen ...
Er watete ans Ufer und trat den Rückweg nach Westen an. Als er das Sumpfgebiet hinter sich ließ und festeren Boden erreichte, wich ein Teil der Steifheit aus seinen Muskeln und nahm etwas von dem stechenden Schmerz in seinem Rücken mit sich. Vermutlich lag das an Elenis Salbe. Er fragte sich, wo sie und die Szgany Sintana jetzt wohl sein mochten.
Wahrscheinlich zogen sie bereits klimpernd ihrer neuen Heimstätte entgegen. Heute Nacht würden sie ein vorläufiges Lager errichten, es morgen mit einer Tarnung versehen, für einen längeren Aufenthalt befestigen und sich dort niederlassen. Wenn Nathan nur etwas schneller ging, könnte er bald bei ihnen – und Eleni – sein und sich ihnen anschließen. In gewisser Hinsicht kam er sich wie ein Verräter an Lardis vor, an der Erinnerung an Misha
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