DÄMONENHASS
ist. Ihr, samt und sonders ihr! Ich sage euch: Bisher habe ich meine Tiere gefüttert, meine neuen Offiziere ausgewählt – nur zwei – und mit der Heranzucht meiner Leitungswarte begonnen. Und wie viele Knechte habe ich jetzt wohl noch übrig, he? Das kann ich euch sagen: genau sieben! Und du, Wran?« Sie fuhr zu ihm herum. »Wie viele machen deine Beute aus? Und du, Gorvi der Gierige?« Sie wirbelte zurück. »Wie gering fiel sie bei dir aus? Zweimal so reichlich, möchte ich wetten!«
»Aber du warst doch diejenige«, donnerte Wran, dem bereits das Blut zu kochen begann, sodass er sich erst beruhigen musste, ehe er fortfuhr, »die gesagt hat, dass es hier, auf der Alten Sternseite, kein Tributsystem mehr geben würde. Dennoch schwingst du dich nun zur Tributmeisterin auf, ganz wie der alte Vormulac in Turgosheim! Du weißt sehr wohl, Wratha, dass du unsere besten Exemplare vereinnahmt hast. Schluss mit dem Drumherumgerede – gestehe deine Schuld ein!«
»Und was ist mit der Wartung der Burg?« Sie erwiderte sein Funkeln. »Züchtest du Gaskreaturen oder Krieger, Wran? Hah! Dachte ich’s mir doch! Du verschwendest keinen Gedanken an den Rest von uns, aber du stellst dich hin und klagst mich an. Und du, Gorvi: Hast du schon eine Kreatur erschaffen, die die Brunnen säubert, oder wächst in deinen Tanks etwas anderes heran? Und wie viele ›Etwas‹ reifen dort?«
Sie antworteten nicht, sondern standen zornig und mit
finsteren Blicken vor ihr – mit einer Ausnahme: Vasagi, dessen Wunde noch nicht verheilt war. Und als sie die Vampir-Lords der Reihe nach musterte, erkannte Wratha, dass sie recht hatte. Keiner von ihnen dachte an die Burg, jeder war nur auf sein eigenes Wohl bedacht. Aber sie erkannte noch mehr: Sie waren samt und sonders am Ende ihrer Geduld angekommen – genau dort, wo Wratha sie haben wollte.
Oh ja, diese Lords waren wütend! Obwohl sie ihre Gedanken verbargen, las Wratha sie doch deutlich genug in ihren blutroten Augen. Sie hatten den Krieg gekostet und wildes, ungezähmtes Blut geschmeckt, und beides hatte ihnen zugesagt. Warum jetzt damit aufhören? In der Burg war zwar viel Platz, aber ohne Wratha gab es noch mehr! Was war sie denn schon – doch nur eine Frau!
Ihr missfiel die Art, wie Canker sie ansah und ihr mit seinen tierhaften Hundeaugen den Mantel aus Fledermauspelz auszog. Auch wie Gorvi langsam näher rückte, machte sie misstrauisch. Ihre Hand glitt unter den Umhang ... und Vasagi hob eine bebende Hand und gestikulierte wie ein Wahnsinniger.
SOFORT AUFHÖREN! Sein Gedanke war ein geistiger Aufschrei, der alle erstarren ließ. Aber unter dem gewaltigen Ausbruch lagen andere Gedanken, die der Sauger lieber für sich behielt. Dennoch konnte Wratha einige davon lesen:
Als Vasagi letzte Nacht kurz vor dem Angriff auf Siedeldorf angeschossen worden war, hatte Wratha ihn gefragt, ob er sich weiteren Unternehmungen gewachsen sehe. Sie wusste, dass er verwundet war, und hatte auf seinen Zustand Rücksicht genommen. Oh, ihm war durchaus klar, dass ihre Sorge nicht ihm allein, sondern der Gruppe als Ganzes galt; sie sah sich als General und brauchte gesunde Truppen. Aber es hatte doch gezählt. Außerdem wusste Vasagi, was ein anständig gewarteter und bevorrateter Horst ihnen wert sein konnte. Im Augenblick war die Burg nichts als ein ausgehöhlter Felszahn, ein Pestloch der Vampire, aber sie konnte zu einer echten Festung werden. In dieser Hinsicht waren die Ideen der Lady gut durchdacht und vernünftig.
Und schließlich ... befand Wrathas Hand sich immer noch unter dem Umhang, wo sie in einer kleinen Blase ihr Kneblaschöl verwahrte, das die Luft leicht in tödliches Gift zu verwandeln vermochte. Auch das war für den Augenblick etwas, das in Betracht gezogen werden musste. Aber später, wenn die Felsenburg erst einmal hergerichtet war ...
Gorvis ölige Stimme durchbrach das angespannte Schweigen. »Nun?«, fragte er, ohne jemand bestimmten zu meinen. Aber er sah ebenfalls, dass die Lady die Hand unter dem Umhang hatte, und zog sich besonnen einen Schritt zurück.
Haben wir, gestikulierte Vasagi, die Tyrannei von Turgosheim so weit hinter uns gelassen, damit wir uns jetzt im Streit zerfleischen?
»Aber ...« Wran nahm den funkelnden Blick nicht von Wratha. Sein Herz pochte, seine Brust hob und senkte sich heftig, und er verharrte immer noch gefährlich nahe vor dem Punkt der Raserei.
Hört mir doch zu, unterbrach Vasagi ihn. Anscheinend bin ich der Einzige, der erkennt, was
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