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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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zerfurchte und kräuselte sich, schwarze Nüstern sprangen auf, und ihre Oberlippe zog sich auf der rechten Seite etwas zurück und entblößte einen schimmernden Reißzahn.
    »Eine Diebin?«, zischte sie.
    Bevor die Lage weiter entgleiten konnte, erhob Vasagi sich mit einer fließenden Bewegung und stellte sich zwischen Gorvi und die Lady. Der Sauger reagierte auf Kneblasch sehr empfindlich – empfindlicher als die anderen – und wusste, was Wratha vorhatte und wozu sie imstande war. Sie betrachtete diesen Ort als ihr Eigentum, und wenn man sie in ihrem eigenen Horst zu sehr ›beleidigte‹, war es gut möglich, dass sie ihre Gefährten mit ihrem Zerstäuber allesamt aufs Krankenlager sprühte, um ihren ewigen Mäkeleien ein Ende zu machen. Nun, Vasagi hatte im Augenblick jedenfalls genug von Heilungsschmerzen. Wäre der Bolzen, den er letzte Nacht in die Seite bekommen hatte, in Kneblasch getaucht gewesen ... dann wäre selbst Vasagi trotz seiner gestaltwandlerischen Fähigkeiten in große Bedrängnis geraten! Der Gedanke daran war unerträglich.
    Es war also an der Zeit, ihre Angelegenheit vorzubringen
– nur das und so zartfühlend wie möglich –, damit sie zumindest erkannte, was man ihr vorwarf. Später hätten sie immer noch Gelegenheit, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, falls oder wenn sie so etwas noch einmal versuchte. Schließlich waren sie zu fünft, und Wratha war allein. Es dürfte nicht allzu schwerfallen, sie zu überraschen und alle Rechnungen zu begleichen. Und sollte dieser Ausgleich eben mit einem Stück gebogenem Metall erfolgen, das der Schlampe den Schädel vom Körper säbelte ... Dann sei’s drum!
    Doch vorerst verlieh Vasagi seinen Gedanken durch ein kompliziertes und eloquentes Achselzucken Ausdruck. Wir alle sind Diebe. Er wedelte mit den Händen, verschränkte seine Finger in eindrucksvolle Geflechte, warf sich in die Brust und legte den Kopf schräg. Wir halten es lediglich für unnötig, uns untereinander zu berauben. Besonders an einem Ort wie diesem.
    »Der Sauger hat recht.« Wran befühlte die kleine schwarze Warze an der Spitze seines Kinns. »Die Sonnseite strotzt vor Menschen, warum wilderst du also unter den Knechten deiner Gefährten, he, Wratha? Wir haben sie verwandelt, und dennoch kamen sie zu dir. Hätten mein Bruder und ich nicht einige
wiedererkannt, die auf dem Weg zu deinen Gemächern durch unseren Wohnsitz stiegen, hätten wir sogar noch mehr verloren! Und sie trugen unser unverwechselbares Zeichen!«
    »Dachtest du etwa, Lady«, warf Wrans Bruder Spiro ein, »wir hätten letzte Nacht nur dir zuliebe Knechte auf der Sonnseite ausgehoben?«
    Sie musterte die fünf nacheinander mit säuerlichem Blick – Gorvi und Vasagi zu ihrer Rechten, die aufgestanden waren, die Brüder und Canker, die links von ihr noch Platz behalten hatten. Ihr Blick blieb an Canker hängen. Sie hielt ihn für denjenigen, der am leichtesten umzustimmen war. »Nun, hast du auch etwas dazu zu sagen?«
    Er zuckte die Achseln, kratzte sich an seinem zerfransten Ohr und bellte schließlich: »Für dieses Gekläffe und Geknurre habe ich keinen Sinn. Außerdem bin ich todmüde. Doch soweit ich es sehe, hast du deine Versprechen gehalten. In meinem Zwinger sind jetzt Frauen, und ein neuer Krieger reift heran. Aber wenn du wissen willst, wie ich dazu stehe – nun, ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht bin.«
    »In welcher Hinsicht?« Ihre Neugier war echt. Canker war ein sonderbarer Geselle, bei dem man nur schwer wusste, was er wirklich dachte.
    »Männer«, antwortete er mit einem leisen Winseln, »also Offiziere – also, davon habe ich ein paar einberufen. Nicht viele«, ergänzte er mit einem unbeholfenen Achselzucken. »Allerdings waren sie alle stark und gut genährt! Und jetzt habe ich offenbar die meisten davon an dich verloren! Daher reicht diesmal ein leichtes Kopftätscheln nicht mehr aus, Lady, oh nein. Wenn du erwartest, dass ich dir einen neuen Krieger erschaffe wie jenen, den ich in Turgosheim für dich gezüchtet habe, wirst du mir zuerst meine Knechte zurückgeben müssen.«
    »Was?«, zischte sie ihn an. »Hatte ich dich nicht davor gewarnt, zu viele Frauen zu nehmen?« Sie sprang auf und starrte ihre Gefährten böse an. »Wie sollte ich wohl auf euch Acht geben und dann noch die Zeit finden, mir eigene Knechte zu erschaffen? Ich bin also eine Diebin, ja? Das ist es doch, was ihr denkt? Zählt nur meine Knechte und ihr werdet erkennen, wer hier besser weggekommen

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