DÄMONENHASS
Osten am Waldrand – ein Feuer? Ein Tanzfeuer war es wohl kaum; er sah nur ein schwaches Flackern, aber das war besser als nichts.
Das musste Eleni sein! Trotz Nikhas Warnung, dass Nathan nach Sonnunter kein freundliches Licht mehr leiten würde, hatte Eleni ein kleines Feuer in Brand gehalten. Erleichtert kletterte er wieder auf die Ebene hinab und strebte quer über das Grasland dem Feuer zu. In dem hohen, windzerzausten Gras unter einem aschfarbenen Himmel, verwehenden Wolken und den immer zahlreicher werdenden Sternen kam er gut voran.
Aber ... heute Nacht war der Himmel sonderbar. Mehrere Wolkengürtel schienen in unterschiedlicher Höhe dahinzuziehen, einige in diese Richtung, andere in jene. Unmittelbar vor Nathan trieben hoch über dem Wald kleine, schwarze Wolkenklumpen rasch nach Norden zum Gebirge, bis sie im trügerischen Samt der Nacht verschwanden.
Auf der Ebene war der Feuerschein nicht länger zu sehen. Nathan beeilte sich. Er legte eine Meile zurück, eine zweite, und die dritte hatte er gerade begonnen, da sah er das Licht wieder. Als zu seiner Linken der nächtliche Wald immer näher rückte und der eilende Mond sich über dem fernen Grenzgebirge erhob und ihm mit seinem Licht den Weg wies, leuchtete der Richtungsschimmer des Feuers immer heller, bis er schließlich die Stelle erreichte.
Am Rand des Graslandes, unter den Bäumen, sah er die Karren und Wagen der Sintana halb verborgen unter den mächtigen Ästen dreier Eisenholzbäume. Das Feuer flackerte rot und orange und drängte die Schatten in der dreieckigen Lichtung zurück. Es hieß Nathan willkommen ...
... auf die gleiche Art und Weise, wie es schon andere vor ihm willkommen geheißen hatte!
Er wurde langsamer, erreichte die Lichtung und stolperte hinein, während ihm langsam die Kinnlade nach unten klappte. Er nahm einen bestimmten Geruch wahr, den der in Böen kommende Wind nicht ganz hatte verwehen können. Nathan fielen die schwarzen, zerfetzten Wolkengebilde wieder ein, die der Wind über den Wald zum fernen Pass auf die Sternseite geweht hatte. Und er sah, wie die Türen an den Wagen unter den Brisen hin und her knarrten, als ob sie gegen die Leere hinter ihnen aufbegehrten. Der Ort war ... verlassen?
Nein, nicht verlassen, nur leer. Ohne Leben ...
Nathan konnte es nicht glauben. Er sah, dass hinter den Wagen eine Ecke mit Stricken als Tierpferch abgezäunt worden war. Die Fläche lag im Schatten und wurde vom Flackern der Flammen und dem fahlen Sternenlicht, das von den dahinjagenden Wolken noch gedämpft wurde, nur unzureichend beleuchtet. Die Tiere lagen am Boden und bildeten niedrige, bucklige, reglose Umrisse, was an sich schon alles sagte. Bergziegen legten sich nur selten nieder und niemals in Gruppen ...
Er trat an einen hohen Eisenholzbaum heran, unter dem der Boden von Nadeln frei gefegt worden war und so eine eigene kleine Lichtung bildete. Doch als er dort stehen blieb, huschten und flatterten aufgedunsene, schwarze Umrisse wie vom Wind bewegte Sträucher über den Boden und in den Schatten. Nathan stöhnte auf, wich zurück und blickte nach rechts und links, während der Wind seufzte und die Äste knarrten. Als Nathans Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er, dass andere, im Widerschein des Feuers wie kleine, rote Punkte wirkende Augen, ihn aus dem Gebüsch um das Lager heraus anstarrten.
Eines dieser unbekannten Wesen versteckte sich wie ein Geier in kauernder Haltung hinter einem geborstenen Tisch, der auf der Seite lag. Wie gelähmt blieb Nathan unter dem großen Baum stehen und gab keinen Mucks von sich, bis in der Dunkelheit etwas einen schrillen, zwitschernden Laut ausstieß ... dem jenseits des Kreises etwas in gleicher Weise antwortete!
Als er das Geräusch urplötzlich erkannte, zuckte er zusammen, und ...
... etwas tropfte ihm auf den Unterarm. Nathan hatte zuvor die Ärmel hochgekrempelt. Nun blickte er hinunter und sah, dass sein Arm rot war – ebenso wie der Boden unter seinen Füßen. Als er nach oben sah ... erkannte er, was für Früchte dieser Baum trug: Die drei Männer der Szgany Sintana hingen mit den Fersen an einem Ast, und aus ihren aufgeschlitzten Kehlen rannen die letzten Blutstropfen über die schlaff herunterhängenden Arme und tropften langsam herab!
Eine riesige, von Blut aufgedunsene Desmodus-Fledermaus löste sich von einer ausgesaugten Leiche und flatterte zu Boden. Die Kreatur hatte sich zu sehr vollgesogen, um noch fliegen zu können, und krabbelte
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