DÄMONENHASS
Wüste und fand mich bei Sonnauf am Fuß der Sandsteinklippen wieder. Dort beschloss ich zu sterben.
Doch als ich mich zum letzten Schlaf niederlegte, hörte ich die Stimme eines Mannes, eines Uralten der Thyre, der sich Rogei nannte. Er offenbarte mir gewisse Dinge und führte mich zur Höhle der Uralten. Mittlerweile war ich sehr geschwächt und wurde ohnmächtig. Als ich erwachte, fand ich mich hier wieder. Und jetzt werde ich der Grabschändung und Lästerung bezichtigt.«
Der Sprecher der Ältesten wurde erneut zornig. »Auch wenn Rogei ein hochverehrter Name bei den Thyre ist, so ist er doch nicht ungewöhnlich. In der Höhle der Uralten gibt es mehr als einen Rogei, was dieser Szgany-Nekromant zweifellos erraten hat. Er muss den Namen von unseren Händlern erfahren haben und hat ihn sich gemerkt, um ihn für seine üblen Zwecke zu missbrauchen.«
»Und wie sollte so etwas geschehen?« Der Allerälteste blickte ihn an. »Wer unter den Thyre würde seinen geheimen Namen einem jungen Szgany verraten, den er bei einer flüchtigen Begegnung am Handelstag trifft? Aus welchem Grund? Nein, das glaube ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Und wenn es sich so verhielte, bedeutete es, dass du deine Anschuldigung abänderst? Wenn dem so ist, was ist dann das Verbrechen dieses Mannes? Ist er nun ein abscheulicher Nekromant oder bloß ein listiger Lügner?«
Der andere schürzte die Lippen. »Ich sage, wir sollten in unserer eigenen Sprache sprechen«, sagte er schneidend. »Er belauscht uns. Er ist schlau. Er ist ein begabter Betrüger!«
»Ich sage es noch einmal: Du irrst dich«, ließ Rogei Nathan sagen. »Ich kann beweisen, was ich gesagt habe.«
»Dann tue es«, fauchte der Sprecher, »und sprich dich selbst schuldig!«
Ich glaube, den kenne ich, sagte Rogei zu Nathan . Ja, und den Allerältesten auch. Sogar unter den Zeichen des hohen Alters erkenne ich ihn. Aber der Sprecher: Sein Aussehen und sein Verhalten ähneln dem meines eigenen Sohnes. Es könnte tatsächlich sein, dass er mein Enkel ist! Das würde seine aufbrausende Art erklären, die unter den Thyre selten ist. Verstehst du? Er glaubt, dass du dich an den Überresten seines Großvaters vergangen hast!
»Aber das habe ich nicht!«, platzte Nathan heraus – und die Ältesten der Thyre fuhren auf ihren Hockern leicht zurück und starrten ihn neugierig an.
Nein, aber ich habe dich berührt! Das war kein Traum, Nathan. Ich habe dich einen Necroscopen genannt, einen Liebling der Toten. Als ich in der Höhle der Uralten dachte, dass du sterben müsstest, wurde ich – dazu bewogen , zu dir zu kommen! Ich stand auf und war an deiner Seite, um dich in deinem Fieber zu trösten!
»Du ... kamst zu mir?« Nathan konnte den Ausruf nicht unterdrücken. »Aber du bist doch tot!«
»Hah! Er plappert Unsinn!«, höhnte der Sprecher und fügte noch einige Schmähungen in der Sprache der Thyre hinzu. Aber der Allerälteste hatte etwas in Nathans seltsamen Augen gesehen, was ihn seinen Hauptankläger ermahnen ließ:
»Nein, sprich so, dass er es versteht. Denn wenn wir Anklage erheben, müssen wir in Betracht ziehen, dass er vielleicht unschuldig ist.«
Rogei sprang für Nathan ein und übermittelte ihm, was er zu sagen hatte und auf welche Art er es vorbringen sollte. Nathan sah den Sprecher der Thyre an und wiederholte Rogeis Sätze Wort für Wort, ließ allerdings seinen ätzenden Sarkasmus beiseite. »Ach, zu guter Letzt erkennt dein Großvater dich, Petais!« Er sah dem Sprecher direkt in die Augen und nickte bedächtig. »Petais, Sohn von Ekhou und Enkel von Rogei dem Uralten, zur selben Stunde geboren, da dein Großvater sich zum Sterben niederlegte. Aber bevor er starb, sah er dich in den Armen deiner Mutter und war stolz auf dich, wie er auch jetzt stolz ist, dass du ein Ältester geworden bist! Rogei erkennt dich – nicht nur an dem vorzeitigen Haarausfall, den vertrauten Zügen und der Körperhaltung – du bist beinahe ein genaues Abbild deines Vaters, der sein Sohn war –, sondern auch an deiner schroffen Art und deinen hitzigen Argumenten. Ekhou war stets ein Hitzkopf, und du bist es ebenfalls!«
Petais klappte der Mund auf. Die Stimme versagte ihm, seine Augen traten vor, und er gurgelte etwas Unverständliches. Unter Rogeis Anleitung ließ Nathan ihm keine Zeit, sich wieder zu sammeln, und setzte sofort nach: »Sage also dem Vater deines Vaters, ob du akzeptierst, dass diese Worte die seinigen sind. Ich hoffe doch, dass es so ist, denn sonst
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