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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Kunst. Eine der eher körperlichen Künste der Wamphyri, die man Gestaltwandlung nennt. Aber es gibt solche und andere Künste. Künste des Körpers, Künste des Willens und Künste des Geistes. Tatsächlich sind der Wille und der Geist nicht dasselbe. Ich habe großartige Geister gekannt, die wenig oder gar keinen Willen besaßen, und Kreaturen von erlesener willensstarker Sturheit, die kaum über so etwas wie Geist verfügten.«
    Nathan setzte seinen Weg über die Knochenbrücke fort, über die versteinerten Knorpel verwandelter Menschen, und erblickte am Ende ihres Bogens eine ummauerte, aus der Schluchtwand gemeißelte Treppe. Hundert, zweihundert Fuß hoch erhob sie sich zu den von Wind, Regen und Zeit geformten Brüstungen am zackigen Rand von Turgosheim. Aber da waren auch Aufgänge, von denen die finsteren Torbögen schlundartiger Gänge zu Räumen und Anlagen innerhalb des gewaltigen ausgehöhlten Felsmassivs, dieses turmartigen Vorgebirges führten, von dem Maglores Burg über einen Abgrund aus Luft und Finsternis ragte. Und darunter befanden sich auch abweisende Fenster, von denen einige durch flackernden Lichtschein im Innern erleuchtet wurden und andere so finster waren wie die Augenhöhlen eines Schädels.
    »Runenstatt!«, raunte Maglore in Nathans Ohr, als sein Schützling stolpernd verharrte. »Darin praktiziere ich meine Künste. Und dort wirst auch du ... die deinen ausüben.«
    Als er am Ende der Brücke auf eine ummauerte Rampe oder Brüstung trat, wandte sich Nathan zu Maglore. »Meine Künste?«
    Maglore starrte ihn aus schmalen, rot glühenden Augenschlitzen an und packte seine Schulter mit eisernem Griff. »In dir habe ich geheime Künste gespürt, ja«, sagte er. »Sie sind noch unentwickelt ... vielleicht. Verstehst du dich auf den Mentalismus?«
    Nathan wäre beinahe zusammengezuckt. »Mentalismus?«
    »Nenne mich Herr«, knurrte Maglore. »Wenn du mir eine Antwort gibst, musst du mich Herr nennen. Hier in Runenstatt verfüge ich über Kreaturen, Knechte, Wesen, die mir gehören. Von dir verlange ich, was ich auch von ihnen verlange: Gehorsam. Wenn du dich nachlässig verhältst, könnten sie ebenfalls nachlässig werden. Daher wirst du mich Herr nennen. Verstehst du das?«
    »Ja, Herr.«
    »Gut.« Dann nahm er den Gesprächsfaden wieder auf. »Mentalismus, oh ja. Telepathie. Das Lesen der geheimen Gedanken Dritter, wodurch man ihre tückischen Pläne und hinterhältigen Vorhaben erkennt.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte Nathan und schüttelte den Kopf. Sein Schild stand jetzt fest, zumindest so fest, wie er ihn zu errichten vermochte. Aber Maglores Augen weiteten sich einen Moment lang, als er ein letztes Mal in den Geist seines Schützlings zu dringen versuchte. Als es ihm nicht gelang und er sich zurückzog, konnte Nathan seine Enttäuschung beinahe spüren.
    Dann nickte Maglore. »Vielleicht weißt du tatsächlich nichts darüber«, sagte er. »Aber du hast eine Befähigung zu seltsamen Künsten, glaube mir. Oh ja, denn ich spüre sie in dir. Vielleicht können wir sie entwickeln. Eine davon ist die Umkehrung des Mentalismus: Ein Schild wird erschaffen, der den Geist des Anwenders vor äußeren Einmischungen bewahrt. Bei einigen wenigen tritt er auf natürliche Weise auf. Ihre Gedanken kann man nicht lesen, wie geschickt man auch sein mag.«
    Nathan zuckte die Achseln und versuchte einen verwirrten Eindruck zu machen. »Ich versuche das zu verstehen, Herr.«
    Maglore entspannte sich, seufzte und sagte: »Lass es gut sein.« Er zeigte auf einen Torbogen am anderen Ende der Rampe. »Dies wird dein Zuhause sein. Tritt nunmehr ein und sei das in Runenstatt, was du in meiner Gesellschaft gewesen bist: furchtlos. Denn seinen Weg angstvoll zu beschreiten, bedeutet zu versagen. Besonders hier.«
    Nathan zögerte ein wenig und verharrte auf dem äußeren Absatz. Tatsächlich geschah es diesmal jedoch nicht aus Furcht, eher aufgrund der drückenden Atmosphäre dieses Ortes. Sein Zögern glich dem kurzen Moment, bevor man sich in ein tiefes, lichtloses Loch hinablässt. Vielleicht lag es aber auch an dem Zeichen, das in den unberührten Stein des Torbogens gemeißelt war, das ihn zurückhielt: das Zeichen des verdrehten Bandes, das Nathan sein Leben lang gekannt hatte, das fürwahr ein Teil von ihm war und nun zu einem noch wichtigeren Teil seines Lebens werden sollte. Und so blieb er stehen und sah zu dem Zeichen auf, bis Maglore ungeduldig erneut befahl: »Tritt ein! Tritt aus eigenen

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