DÄMONENHASS
Kampfbestien seht ihr?«, grunzte er. »Wir wissen, dass Shaithis sechs hatte.«
»Karen und Harry Höllenländer hatten mindestens zwei«, brummte Andrei mürrisch. »Wir fanden die Spuren von einer und das Aas der anderen!«
»Dann betet lieber, dass sie noch mehr hatten«, knurrte Lardis. »Betet, dass sie noch viel mehr hatten!«
Die Geräusche der Luftschlacht wurden auf wechselnden Winden in unterschiedlicher Stärke herangeweht: Das Fauchen und Brüllen der Kampfkreaturen, das tiefe Wummern ihrer Ausstoßorgane, das Krachen der Panzerschuppen, wenn riesige Körper in der Luft zusammenprallten. Doch als der Lärm sich entfernte und immer schwächer wurde, war Kirk Lisescu mit dem Zählen fertig. Es war auch nicht schwierig gewesen.
»Zwei Flieger und sechs Kämpfer über der Geröllwüste«, berichtete er. »Sie fliegen nach Osten zur Torkuppel und den zerfallenen Festen der Wamphyri. Zwei weitere Krieger im Windschatten der Berge, die von einem einzelnen Krieger verfolgt werden.«
Lardis’ Zählung stimmte damit überein. »Und der Große ist bei der Hauptgruppe«, ergänzte er. »Insgesamt sieben Krieger. Shaithis hat keine Verluste erlitten – es sei denn, ich habe mich geirrt, und der Riesenkadaver an der Mauer gehörte zu ihm. Aber bestenfalls steht es zwei gegen fünf ...«
Andrei Romani schüttelte missmutig den Kopf und stellte schlicht fest: »Sie sind erledigt, so gut wie tot!«
Lardis funkelte ihn böse an. »Wenn dem so ist, dann sei dir sicher, dass wir kaum länger durchhalten werden – oder dass es uns nicht besser ergehen wird!«
Abermals ließ er seinen Blick über die Sternseite schweifen, musterte den Horizont von der Geröllwüste im Osten bis zum Gebirge. Die größere Gruppe der dahineilenden Flecken ging jetzt in den Sinkflug über, zog sich zu einer unregelmäßigen Linie auseinander. Die kleinere, aus zwei Fliegern und dem sie verfolgenden Krieger bestehende Gruppe, ging ebenfalls tiefer, als sie die niedrigeren Gipfel erreichte. Noch während er ihnen mit den Blicken folgte, verschwand die Dreiergruppe hinter einer vorspringenden Felsreihe.
Lardis begann wieder zum Garten hinabzusteigen. »Kommt schon!«, knurrte er.
Die anderen folgten ihm. Zwar hörten sie das Drängen in seiner Stimme, der Grund dafür blieb ihnen jedoch verborgen. »Wohin denn?«, wollte Peder Szekarly wissen. Mittlerweile hatte er sich von seiner Vergiftung einigermaßen erholt, fühlte sich aber immer noch, als könne er bis Sonnunter durchschlafen.
Am Fuß der Felsen drehte Lardis sich zu ihm um. »Nach Osten entlang der Kämme, wohin sonst? Soweit es nötig ist, um den Ausgang des Kampfes festzustellen. Mutmaßungen allein reichen nicht aus – wir müssen wissen, wie die Sache ausgegangen ist! Die Zukunft der Szgany, all unserer Männer, Frauen und Kinder, hängt davon ab.«
Mit einer heftigen Bewegung wandte er sich um und wollte schon den Osthang des Gartens ansteuern, ... als plötzlich die Schatten in einer umfassenden, schleichenden Bewegung zum Leben erwachten! Lardis und seine drei Gefährten erstarrten. Sie hatten nichts gehört, und doch waren sie umzingelt. Aber von wem? Hatten Shaithis und das Schneckenwesen aus den Eislanden etwas dagelassen, das ihnen den Rücken freihalten sollte? Wie viele Wesen hatten sie hiergelassen?
»Mein Vater wäre ... Es würde ihn freuen «, erklang eine leise, stockende Stimme aus dem Dunkeln – eine Stimme, die japste, knurrte und kaum menschlich klang. »Ihn freuen, zu erfahren ... zu wissen, dass er immer noch ... noch Freunde unter den Szgany hat.«
Einer Sage gemäß hatten die Wanderer in uralter Zeit einst einen gütigen Gott verehrt. In jüngerer Zeit hatten sie allerdings nur Dämonen gekannt ... die Wamphyri genannt wurden! Nicht dass jemand die Wamphyri angebetet oder auch nur bei ihrem Namen geflucht hätte; es reichte schon aus, dass sie selbst ein lastender Fluch waren! Wenn es um Gebete ging, hielten sich die Szgany für gewöhnlich an die Sonne, und zwar nicht in Gestalt einer Gottheit, sondern als Zeichen eines gütigen Schicksals. Oder wenn ein Mann während Sonnunter geboren wurde, dankte er womöglich dem Stern, der in der Stunde seiner Geburt über ihm geleuchtet hatte. Lardis Lidesci war kaum abergläubisch zu nennen. Als die Stimme aus der Finsternis erklang, hätte er nicht sagen können, ob sein Stern nun gerade am Himmel stand – doch hoffte er, dass es der Fall war!
Links von Lardis spannte Peder Szekarly seine Armbrust;
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