DÄMONENHASS
als vereinte Streitmacht gegen ihn. Davon wurde Shaitan überrascht und fand sich alsbald in den oberen Stockwerken von Shaitanshöhe eingeschlossen. Die Flieger seiner Feinde besetzten seine Startrampen, er war von seinen Mitkämpfern abgeschnitten, und feindliche Krieger landeten auf seinem Dach und suchten nach ihm!
Er wurde aus einem Fenster gedrängt und auf dem höchsten Sims in die Enge getrieben. Flieger schossen heran, um ihn hinabzustoßen. Er verwandelte das formbare Fleisch seiner Hände in große Saugnäpfe, mit denen er sich an der Steilwand des Turmes festhielt, und kletterte hinab, um sich eine sichere Zuflucht zu suchen. Aber ein Krieger, der neben ihm gegen die Wand prallte, ließ ihn den Halt verlieren. Mit Hilfe seines großen Willens – gepaart mit der Unbeugsamkeit seines Vampirschmarotzers, der es nicht wagte, ihn durch einen solch verheerenden Fall zerschellen zu lassen – streckte Shaitan sein Fleisch zu einer dünnen Flugmembran und stieß in einer Art Gleiten auf die Erde hinab. Zwar stürzte er schwer, aber seine Verletzungen waren leicht.
In der Zwischenzeit hatten sich seine Truppen unter seinen Offizieren neu formiert, und Shaitanshöhe wurde nicht eingenommen.
Somit war Shaitan der erste Wamphyri, der aus eigener Kraft flog – was ihm kaum sonderbar schien, da er doch meinte, er habe diese Fähigkeit einst irgendwo, irgendwann schon einmal besessen ...
Einhundert Jahre währten die Turmkriege. Menschen und Monster wurden im Kampf geboren und starben darin. Das Erschaffen von Fliegern und Kriegerkreaturen entwickelte sich zu einer Kunst, und die Zahl der Wamphyri verringerte sich im Gestank und Gebrodel geistlosen Dahinschlachtens. Dies war die Zeit, in der die Szgany der Sonnseite vom Abgrund zurücktraten und wieder Atem holten, ihr Leben und die Reste ihrer Gesellschaft neu errichteten. Nur sollte das nicht von Dauer sein.
Denn Shaitan war nun der unbestrittene Herrscher der Vampire, der oberste Richter, vor den die niedrigeren Wamphyri-Lords ihre Streitigkeiten brachten, damit er seinen Schiedsspruch fällte. Und als der Kampfeslärm erstarb, war auch die Zeit der barmherzig seltenen Überfälle auf die Sonnseite vorüber, und der Albtraum begann von neuem, und zwar schlimmer als zuvor. Denn die Wamphyri mussten sich jetzt um Vorräte für ihre verwüsteten und erschöpften Horste kümmern, deren Nährstoffe sich auf der Sonnseite tummelten.
So ging es weitere sechzig Jahre lang: dreitausend Sonnunter des Grauens und des Elends, in denen Shaitan Jagdscheine vergab und sich seinen Zehnten von dem zitternden Fleisch holte, das die anderen zurückbrachten. Doch in diesen sechzig Jahren erstarkte auch das Ei in Shaithar Shaitansohn, der einst Turgo Zolte gewesen war, und machte ihn zu einem wahrhaft kundigen Vampir. Shaithar war stark, ebenso wie seine Söhne Zol Zoltesohn und Turgo Zahnbrecher. Und sie alle hassten Shaitan mehr als sonst jemanden auf der Welt.
Das wusste der Fürst der Vampire, denn er hatte in jedem Horst seine Spitzel. Als der Aufstand endlich losbrach, stand er bereit und schlug ihn ohne nennenswerte Verluste nieder. Darauf stellte er Shaithar mit seinen Söhnen und Offizieren vor Gericht und verbannte sie nach Norden in die Eislande – all jene, die von seinem Ei abstammten.
Man gestattete ihnen natürlich, Flieger und die eine oder andere Dienerin mitzunehmen, aber sie erhielten weder Vorräte noch Ersatztiere oder auch nur einen einzigen Krieger. Also flogen sie los gen Norden, behielten diese Richtung für eine gewisse Zeit bei – und schwenkten dann nach Osten, um dem Grat des Grenzgebirges in unbekannte Länder zu folgen. Shaitans Fledermausvertraute brachten ihm die Kunde von dieser Täuschung, aber sie überraschte ihn nicht sonderlich. Denn er hatte sie vorhergesehen.
Und er sagte sich: Ach, Turgo Zolte, welch ein Sohn hättest du sein können! Gemeinsam hätten wir die gesamte Welt ausplündern können, du und ich! Aber ich habe bereits Schwäche gezeigt, als ich dich nur verbannte, da ich dich doch hätte töten sollen, und jetzt weiß ich, dass du sterben musst . Sonst kehrst du eines Tages zurück, um mir mit deinen Ränken das Leben schwer zu machen. Nun, sei’s drum ...
Noch während er dies dachte, stiegen seine Krieger bereits auf und rasten durch den nächtlichen Himmel der Sternseite ihrer Beute entgegen, Shaithar und seinen Ausgestoßenen, die Richtung Osten flogen.
Mit seinen Geistesklauen griff Shaitan nach seinen Ungeheuern
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