DÄMONENHASS
Absicht des Mädchens, unterbrach die Aufzählung seiner geplanten Foltern und schlug die junge Frau zu Boden. Sie schrie auf und fiel gegen Karl auf seinem Thron, umklammerte seine Beine und presste ihre Brüste dagegen. Und als sie seinen Schutz erflehte, stürzte Radu schon vor. Doch Lord Karl von Zackenspitze hob eine Hand ... und diese einfache Geste reichte völlig aus. Da beging Radu, der seine Felle davonschwimmen sah, einen Fehler, der ihn leicht das Leben kosten konnte. »Sie gehört mir!«, knurrte er. »Sie wurde mir übergeben!«
»Oh ja«, sagte Karl und nickte. »So wie du mir gehörst und mir übergeben wurdest. Aber mit deinen hitzigen Worten – was du alles mit ihr anstellen willst – hast du meine Säfte in Wallung versetzt, und ich will sie zuerst ausprobieren. Sage mir also: Erhebst du irgendwelche Einwände?« Während er sprach, hielt Wratha seine Schenkel umklammert und sagte:
»Rette mich, Lord! Rette mich! Ich habe seinen Bruder umgebracht, weil er mich genommen hätte; deshalb ließ er auch seinen Flieger in den Hügeln aufsetzen. Aber soll ich denn an bloße Knechte übergeben werden, derweil der Größte der Wamphyri-Lords leer ausgeht?«
Radu riss sich zusammen. Blut stand im Blick seines Lords, und ein kleiner Speichelfleck hatte sich in seinem Mundwinkel gesammelt. Zwar war Karl ein großer Narr und leicht zu lenken, wenn er mit der Welt im Reinen war, aber wenn seine Laune sich dem Zorn zuneigte ... dann übernahm sein Vampir das Ruder. Ihn jetzt zu erzürnen war keine gute Idee. Also sagte er: »Erhebe ich Einwände? Nein, natürlich nicht, Lord – nur den, dass sie deiner nicht würdig ist! Doch wenn es dich erheitert, nimm sie allemal zuerst und unterweise sie in unseren Gebräuchen. Denn welch besseren Lehrer könnte sie schon haben?«
»Ganz genau«, knurrte Karl. Damit war die Sache erledigt.
Anschließend ... nahm Lord Karl sich reichlich Zeit, Wratha ›auszuprobieren‹, und verliebte sich dabei in sie. Schließlich ließ sie sich von ihm vampirisieren, was unvermeidlich war: Durch die Küsse und Umarmungen und jene anderen Handlungen, mit denen sie ihn unterhielt und umgarnte, gelangte sie mit seinen Körperflüssigkeiten in Berührung. Allerdings begab sie sich nur insoweit in seine Knechtschaft, als sie ohne ihn verloren gewesen wäre. Weiter unterwarf sie sich ihm nicht. Ihr Wille war stark, und der seine im Vergleich zu ihrem so schwach. Als Karls Geliebte blieb ihr Leben verschont – vorerst. Diese Schonfrist musste sie nutzen.
Nun wusste Karl, dass er Wratha letztendlich an Radu übergeben musste, oder wenn schon nicht ›musste‹, dann doch ›sollte‹. Sie war rechtmäßig zum Tod durch Radus Hand verurteilt worden, und wenn Karl die Dinge zu lange hinausschob, konnte er vor den anderen Wamphyri nur das Gesicht verlieren. Er befand sich gewissermaßen in einer Zwickmühle, denn er war einer Sklavin hörig. Unterdessen flehte Wratha ihn an, dass sie alles tun wolle, um ihrem Schicksal zu entgehen, wenn Karl ihr nur einen Ausweg gewährte. Sie wollte nicht sterben, sondern stattdessen ewig leben ... natürlich mit Karl in Zackenspitze.
Ihre Zeit kam eines Nachts, als sie in seinen Armen eingeschlafen war und zuvor geschluchzt hatte, wie sehr sie ihn liebe und dass sie immer bei ihm bleiben wolle. Karl beschloss, dass dem so sein sollte. Während sie schlief, leerte er sie bis auf den letzten Blutstropfen, bis sie in Bewusstlosigkeit versank und schließlich starb. Er bahrte sie in seinem Privatgemach auf, kreuzte ihr die Arme über der Brust und rief dann Radu zu sich, damit dieser sehen sollte, was er getan hatte. »Da«, sagte er. »Das Urteil ist vollstreckt. Wen schert es, wer sie getötet hat und auf welche Weise? Sie ist tot. Bald wird sie untot sein und mir gehören. Sie braucht dich also nicht mehr zu kümmern.« In seiner Torheit sah er das Funkeln in Radus Augen nicht, und auch nicht den Zorn, den sein höchster Offizier nur mühsam bezähmte.
Denn Radu war kein Narr; er hatte Wrathas Willensstärke selbst gesehen, ihre Zähigkeit, ihre Lebenslust. Zwar war sie für den Augenblick tot, doch sobald – falls – sie wieder auferstand, würde sie umso stärker sein. Und für sie beide gab es keinen Platz in den Diensten des Lords Karl von Zackenspitze. Daher ...
Als Karl unterwegs war, um sich um seine Angelegenheiten zu kümmern, brachte Radu Wratha an einen geheimen Ort, weit weg von den Felstürmen und -stätten, und bereitete eine Kammer für
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