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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Brüllen hungriger Krieger weckte sie. Man hatte sie aus ihren Pferchen in die Schlucht entlassen, wo sie nach Belieben umherstreiften. Wenn zwei aufeinandertrafen, forderten sie einander heraus und bäumten sich auf, schlugen jedoch nicht zu. Ihre Wamphyri-Meister hatten ihren kleinen Gehirnen Befehle eingegeben, die Kämpfe unter ihresgleichen verboten. Sie waren einfach nur Wachhunde; und sie hielten nicht nach anderen Kriegern Ausschau.
    Vor Jahrhunderten nämlich, als das Tributsystem neu eingerichtet worden war, kam eine Gruppe Sonnseiter bei hohem Sonnauf durch die Berge, um die Wamphyri in ihren Stätten aufzuspüren und zu töten. Ihnen war tatsächlich ein geringer Erfolg beschieden gewesen – der Tod mehrerer Offiziere und Knechte, die Einnahme einer kleinen Burg, der Mord an deren Lord und Herrn – bevor die überraschten Bewohner von Turgosheim sie zur Strecke gebracht hatten. Seither war der tägliche Auslauf der Ungeheuer zu einer festen Gewohnheit geworden, die sich durch all die Jahre gehalten hatte.
    Als sie aus ihrer Deckung kam, entdeckte Wratha den abscheulichen graublauen Rumpf eines Kriegers, der sich dicht vor ihr in der Dunkelheit bewegte! Hals über Kopf ergriff sie die Flucht zum Pass. Als die Kreatur ihre Witterung aufnahm, brüllte und schnaubte sie nur noch mehr und folgte ihr. Sie hätte es vielleicht geschafft ... Doch ein weiterer Krieger wartete am Eingang des Passes!
    Wratha war zwischen ihnen gefangen. Jaulend stapften sie heran und starrten sie böse aus blutroten Nachtaugen an. Sie konnte nicht mehr fliehen, also blieb sie einfach stehen und wartete ab. Wenigstens würde es schnell gehen. Doch die Krieger schnaubten und prusteten und stießen eklige Gerüche aus, aber sie kamen nicht näher. Sie hatten ihre Witterung aufgenommen und erkannt, dass sie ebenso wie sie aus dem Stoff der Vampire bestand. Wratha schritt zwischen ihnen hindurch und betrat den Pass ...
    Sonnauf kam, und Wratha drang weiter gen Süden vor, aber in der tiefen, gewundenen Schlucht, die den Pass darstellte, spürte sie nichts von der Kraft der Sonne und sah ihr Licht lediglich als bleichen Fleck am Himmel. Während des langen Tages blieb sie auf der Straße der Tributanten und lauschte mit all ihren erwachenden Vampirsinnen auf fremde oder feindselige Wesenheiten. So erreichte sie den Hang, der zur Sonnseite führte, und anstatt sich der Sonnenglut auszusetzen, ruhte sie sich in der Mündung der Schlucht bis Sonnunter aus. In der Dämmerung badete sie in einem munter dahinplätschernden Bach und machte sich in der Nacht auf den Weg zu der Stelle, an der ihr Stamm innerhalb seines Gebietes eine kleine Stadt an der Tributstraße der Wamphyri erbaut hatte.
    Sie umging die Wachposten und schlich sich lautlos wie ein Gespenst zu der aus geflochtenen Weiden und Lederhäuten errichteten Hütte des Anführers, den sie zu Hause und bereits im Bett antraf. Seine Frau war seit Jahren tot, und er lebte allein in seinem verlotterten Haushalt. Sein lautes Schnarchen entlockte Wratha ein Lächeln, weil sie wusste, dass dies sein letzter Schlaf war. Aber ihr Lächeln schimmerte grässlich in der Nacht: Es barg keinerlei Wärme und noch weniger Menschlichkeit. Und als sie nackt in einem dunklen Winkel seines Zimmers stand, rief sie ihn leise beim Namen.
    Mit einem lauten Schnaufen fuhr er hoch und fragte: »Wer ist da?«
    »Wratha!«, gab sie zur Antwort und trat in das Mondlicht, das durch sein Fenster fiel. Doch vorerst hielt sie ihre blutunterlaufenen Augen verborgen.
    »Du!«, keuchte er auf, als er ihren Umriss sah – ihre nackte Silhouette. Er wurden zusehends munterer. »Aber ... du?«
    »Ich bin geflohen!«, flüsterte sie leise. »Die Wamphyri halten mich für tot. Heute Nacht muss ich mich ausruhen und vor Sonnauf in den Wald laufen, wo ich mich den Rest meiner Tage verbergen werde.« Sie hatte keineswegs diese Absicht.
    Er setzte sich gerade auf. »Du ... du hast gewagt, wieder zurückzukommen? Du wirst sie uns noch auf den Hals hetzen wie ...«
    »Nur für die Nacht, wie ich schon sagte«, fiel sie ihm ins Wort. »Außerdem wissen sie nicht einmal, dass ich noch lebe ... du armer, blinder Narr!«
    »Was?« Erstaunt sah er sie an, als sie näher an sein Bett trat. »Ich blind? Was sagst du da?«
    »Du wolltest mich deinem Sohn geben, da ... du doch alles warst, was ich wollte!« Das war eine List. Ihre Worte sollten ihn reglos verharren lassen und davon abhalten, zu laut zu schreien. Sie hob seine Decke an,

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