Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
torkelnden Marsch über den Abgrund zwischen Leben und Untod leitet. Solcherart ist die Natur der Wamphyri, und Eifersucht, Gier, Hass, Lust – und Blut – sind ihr Lebensinhalt. So sei es. Vielleicht sollte man es dabei belassen ...«
    Maglore schwieg kurz und erwiderte: »Nun gut, Karz Biteri, Historiker! Jetzt kennst du die Geschichte von Wratha der Aufgestiegenen!« Er seufzte und verfiel in Schweigen.
    Nach einer Weile erwiderte Karz: »Dafür bin ich dankbar, Herr. Doch wenn ich so kühn sein darf: Deine gesamte Geschichte spielte vor langer Zeit – vor hundert Jahren. Doch wir leben in der heutigen Zeit und wissen, dass die Lady Wratha insgeheim Krieger für den Luftkampf züchtet. Aber gegen wen? Welchen Mann, welche Männer hasst sie jetzt, und welchen neuen und höheren Rang strebt sie an?«
    Maglore sah zu Karz auf. »Hmmm?«, sagte er. Aber er hatte ihn sehr gut verstanden. Und er dachte: Oh ja, ein schlauer Mann und ein feines Gehirn, aber vielleicht mit einer gefährlichen Zunge versehen. Ich gebe dir noch ein Jahr, Karz, mein Freund, höchstens zwei. Danach wirst du wenigstens etwas von deiner Intelligenz behalten – aber Flieger werden nicht gerade nach ihrer Konversationsfähigkeit ausgesucht.
    Laut sagte er: »Höre gut zu. Es soll keine leichtfertigen Gespräche über Dinge mehr geben, die du vielleicht ab und zu in Runenstatt vernimmst. Und lass niemals den Inhalt meiner Rede Grundlage der deinigen sein. Nicht einmal in den allerbesten Absichten oder Beweggründen. Hast du verstanden?«
    »Selbstverständlich, Lord. Von nun an bin ich taub, stumm und blind.«
    Grimmig lächelnd schüttelte Maglore den Kopf. »Stumm sollte genügen«, sagte er. »Und das kann ich sehr rasch einrichten, falls du dazu nicht in der Lage sein solltest! Was Wratha und gewisse verbotene Flugwesen betrifft, die sie, wie ich begründeterweise vermute, in den Tiefen von Wrathspitze heranzieht: Dafür wird sie schon bald Rechenschaft ablegen müssen. Und nicht nur Wratha, sondern auch andere, die ich nennen könnte. Für den Augenblick lass es jedoch gut sein. Was mich betrifft: Ich muss mich ausruhen, denn es ist Sonnauf, und ich werde allmählich müde!« Er stand auf, und Karz wich mit einer Verneigung zurück.
    »Räume meine Sachen weg«, sagte Maglore zu ihm und überflog seinen Arbeitsraum. »Richte alles ordentlich her und kehre dann zu deinen Studien zurück oder widme dich deinen Pflichten. Zuvor jedoch lege mir meine gute Kleidung heraus, komplett mit Kette und Wappenzeichen. Und meinen Handschuh! Befreie ihn vom Rost, wenn du kannst. Zweifellos werde ich während des langen Tages ab und zu wach sein, aber sei gewiss, dass ich bei Sonnunter ganz sicher wieder wach bin!«
    »In der Tat, Lord!«, antwortete Karz, der genau wusste, warum sein Herr bei Sonnenuntergang wieder aufstehen musste. In Anbetracht ihrer Unterhaltung unterließ er es jedoch, eine Bemerkung darüber zu machen. Er dachte nicht einmal daran, erst sehr viel später, als Maglore sich schon zur Ruhe begeben hatte.
    Später ...
    ... sah Karz aus einem Fenster zu den vom Sonnenlicht wie mit Gold übergossenen Türmen und hohen Zackengipfeln auf. Sein Blick schweifte weit über die mehrere Meilen breite Schlucht von Turgosheim, in deren durchlöcherten Wänden die großen Stätten lagen, bis zu der Stelle, wo die fahlen Lichter der düsteren Vormspitze trotz des angebrochenen Tages wie Glühwürmchen schimmerten. Karz dachte darüber nach, was das wohl bedeuten mochte. Denn Folgendes war geschehen:
    Lord Vormulac Ohneschlaf, der seinerzeit der Mächtigste unter ihnen gewesen war und immer noch über erkleckliche Macht gebot, hatte zur zweiten Stunde nach der Dämmerung eine Zusammenkunft in Vormspitze anberaumt. Es war keine gewöhnliche Zusammenkunft, denn sämtliche Wamphyri, Lords wie auch Ladys, waren gleichermaßen geladen worden, und Tributstrafen drohten jedem, der sich zu enthalten gedachte.
    Oh ja, die Dinge änderten sich in Turgosheim; das spürte Karz Biteri im Urin! Und er vermutete, dass schon bald neue Geschichten verzeichnet werden mussten – möglicherweise sogar mit Blut ...
    Lord Vormulac Giftkeim, den man nach siebzig Jahren Schlaflosigkeit auch Ohneschlaf nannte, hatte den Platz am Kopfende der großen Tafel eingenommen. Das war nur recht und billig, da er sowohl Gastgeber als auch Einberufender war. Als Tributmeister, Schiedsrichter und ›Ästhet‹ (dieses Wort muss auf die gleiche Weise verstanden werden wie die

Weitere Kostenlose Bücher