DÄMONENHASS
und am Verenden war. Mit seinen letzten Zuckungen brachte das Wesen sein Ei hervor – und Wratha hatte endlich, was sie wollte! Freiwillig öffnete sie sich dem Wesen, das ohne innezuhalten in sie drang und sich in ihrem Fleisch verbarg. Es war vollbracht. Wratha war nun eine Wamphyri oder würde bald eine sein!
Karls Kampfbestien hatten sich vom Augenblick seines ersten Aufschreis an gegen ihre Ketten geworfen. Jetzt riss eine von ihnen sich los und raste heran, um den Schänder ihres Herrn aufzuspüren und zu vernichten. Wratha wurde von der ekstatischen Agonie durchschüttelt, die mit der Übertragung eines Eis stets einhergeht. Trotzdem stand sie aufrecht und zeigte sich der Kreatur. Denn sie hatte ihre Zeit in Zackenspitze wohl genutzt und sich mit allen Kindern aus Karls Bottichen vertraut gemacht. Die stumpfen Wesen hatten sich an Wratha gewöhnt und reagierten auf ihre Vampirtechniken und ihre Ausstrahlung, und so hatte sie ihnen ihren Willen aufgezwungen und sich für diesen Tag erprobt.
Nun war die Zeit gekommen, da diese Vorbereitungen vor der endgültigen Prüfung bestehen mussten. Wratha starrte den Krieger nieder, brüllte ihn mit ihrer Stimme und ihrem Willen an ... und das Ungeheuer wich zurück! Als sie erkannte, dass sie gewonnen hatte, befahl Wratha den Krieger auf einen neuen Posten in einer Ecke von Karls Schlafgemach – nur war es jetzt ihr Zimmer, und die Streitbestie gehörte nun ebenfalls Wratha. Denn ihr Wille durchstreifte sämtliche Flure und Gänge der Zackenspitze (die bald in Wrathspitze umbenannt wurde). Karls andere Kreaturen wurden auf die gleiche Weise besänftigt.
Doch sind Bestien eben nur Bestien, während Männer Männer sind, und von Letzteren schliefen etliche im Felsenturm. Wrathas Wappenzeichen – eine ungehörige Abbildung, wie ich finde – zeigt jedoch nur zu gut, was sie von Männern hält! Sie rief Karls Offiziere einen nach dem anderen zu sich, zeigte ihnen ihr Werk und forderte von ihnen Treue und Gehorsam. Einige davon waren gewöhnliche Knechte, bei anderen handelte es sich um untote Vampire, die es womöglich nach Karls Stellung gelüstet hatte, doch keiner erhob Einspruch. Wenn einer von ihnen auch nur die Stirn runzelte oder ein mürrisches Gesicht machte, begann Wrathas Krieger zu grollen und stieß zischend stechende Gase aus. So war sie, Wratha von Wrathhöhe, in jeder Hinsicht aufgestiegen und bereit, dies der Welt zu verkünden.
Mit Einbruch von Sonnunter sandte sie einen Offizier auf einem Flieger aus, der gewissen anderen Wamphyri-Ladys wie Zindevar Greisentod und Ursula Torbrut Einladungen zu einer Versammlung in Wrathhöhe überbrachte. Natürlich nahmen sie aus schierer Neugier alle teil, aber Wrathas spezieller Gast war Devetaki Schädellarve, die sogenannte ›jungfräuliche Dame‹ von Maskenstatt, die sie sehr bewunderte.
Als Devetaki noch eine Sklavin gewesen war, hatte sie mit einer jungen Vampirin um das Ei ihres Herrn gewetteifert. Bei dem darauf folgenden Kampf trug sie den Sieg davon, aber sie verlor die rechte Hälfte ihres hübschen Gesichtes, als ihr diese bis zum Wangenknochen heruntergefetzt wurde. Seither trägt sie vergoldete Halbmasken aus Blei: eine lächelnde Maske, wenn sie guter Stimmung ist, und eine finstere, wenn sie missgelaunt ist. Auf diese Weise stimmen die beiden Hälften, die lebendige und die aus Blei, stets überein. Da sie aber nun einmal Devetaki ist, trägt sie gewöhnlich die finstere Maske. Oh, und wenn sie sehr zornig ist, trägt sie gar keine Maske ...
Nun, um es kurz zu machen: Die Ladys hießen ihre neue Schwester willkommen (Zindevar von Greisenfried vielleicht etwas widerwillig), danach taten die Lords es ihnen gleich. Schließlich war Wratha nun eine Wamphyri, und so war, ist und wird es immer sein. Der Weg zum Aufstieg ist unwichtig, nur die Ankunft zählt. Man sollte stets daran denken, dass es für jeden von uns, der in den Felsentürmen oder den Stätten geboren wurde, einen gibt, der von der Sonnseite oder aus den Sümpfen stammt.
So starb Karl, und Wratha stieg auf. Lang lebe Wratha! Nur ein Blinder oder ein Narr fragt in Turgosheim danach, warum Wesen, die so lange zu leben vermögen wie die Wamphyri, für gewöhnlich nur so kurz unter uns weilen.
Aber wer sollte schon anderes verfügen, oder? Ich habe es oft genug gesagt: Wir sind keine wahren Herren, sondern Sklaven unserer Schmarotzer, und nicht einmal ihnen zur Gänze untertan, sondern dem blinden Schicksal, das uns auf unserem
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