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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Bezeichnung ›Asket‹ für Maglore, sofern diese Worte überhaupt auf Wamphyri angewandt werden können) genoss Vormulac großen Respekt ... im Allgemeinen.
    Er war kein strenger Anhänger des Zolteismus, aber er schwelgte auch nicht in allen möglichen Genüssen. Selbst auf dem Höhepunkt seiner Macht hatte er den anderen Lords kein Übel angetan. Seine Truppen hatten außer zur Verteidigung von Vormspitze niemals angegriffen, aber wenn sie Krieg geführt hatten, dann gründlich und rücksichtslos! Vor achtzig Jahren hatte Vormulac Gonarspitze und Trogstatt in Schutt und Asche gelegt, ihre Herren mit silbernen Ketten gefesselt und sie an ihre eigenen Brüstungen gehängt, um den Schmelztod durch die aufgehende Sonne zu erwarten. Seither war Turgosheim von inneren Streitigkeiten vergleichsweise verschont geblieben.
    Und so sah er aus:
    Seit einhundertdreißig Jahren präsentierte Vormulac der Welt den rasierten Kopf und die Stirnlocke eines Knechtes. Was damals seinem alten Herrn Engor Sporensohn gefallen hatte, gefiel Vormulac noch immer. Seine Sklaven, Männer und Frauen, waren gleichermaßen geschoren. Seine Stirnlocke hatte ihren mattschwarzen Glanz durch die langen, schlaflosen Jahre verloren und schimmerte nun eisengrau. Geflochten und mit Perlen durchsetzt, hing sie ihm bis zur Brust herab. Seine eng zusammenstehenden Augen waren nicht völlig rot, sondern mit seltsamen gelben Flecken durchsetzt und lagen tief in ockerfarbenen Höhlen.
    Vormulacs Nase war lang und schmal, ihr Rücken scharf gebogen; vielleicht war sie vor langer Zeit einmal gebrochen gewesen und schlecht verheilt. Ihre Schrunden und die Größe der Löcher waren weniger ausgeprägt als bei den meisten anderen Wamphyri, aber ihre Länge war äußerst ungewöhnlich: Die Spitze reichte fast bis zur Mitte der Oberlippe und verlieh seiner Miene etwas falkenhaft Strenges. Er trug einen eisengrauen Schnurrbart, dessen lange, einwärts gebogene Enden sich mit dem Keil seines Kinnbartes trafen. In diesem borstigen Rahmen wirkte sein breiter Mund so schmal wie ein bloßer Schlitz. Er war leicht schief, jedoch nicht höhnisch verzogen. Auf seiner linken Wange verlief eine dünne, weiße Narbe, die von der Augenhöhle bis zum Mundwinkel reichte und vielleicht für dessen Schiefe verantwortlich war. Seine Ohren lagen flach an, und ihre muschelgleichen Windungen waren von dicken weißen Haarbüscheln bedeckt.
    Mit seiner Größe von fast sieben Fuß wirkte er wie ein Riese. Die Geschichtsschreibung verzeichnete unter den frühen Wamphyri etliche Fälle von Riesenwuchs, einige waren acht Fuß und größer gewesen! Vormulac war mit seinen sieben ganz zufrieden, und bei Gelegenheiten wie dieser erwies sich seine Körpergröße als besonderer Vorteil. Da die Sitzfläche seines Sessels ebenfalls ein bis zwei Zoll höher lag als die aller anderen am Tisch, machte er wahrlich einen imposanten Eindruck.
    Dennoch wirkten Vormulacs Antlitz und Gestalt alles in allem so düster wie Vormspitze selbst, und die Atmosphäre seiner Gemächer, Möbel und Wandbehänge war trotz ihrer Üppigkeit, Reichhaltigkeit und fragwürdigen ›Schönheit‹ gleichermaßen trübsinnig. Sie waren nicht unbedingt unfroh oder untergangsschwanger zu nennen, sondern steckten voll trauriger Nostalgie und schienen stumm danach zu streben, Bilder einer entschwundenen oder gestohlenen Jugend, unheilvoller Fehler und ewiger Bitternis heraufzubeschwören.
    Maglore, von gleichem Alter wie Vormulac, kannte den Grund dafür sehr wohl. Vielleicht wäre er auch einigen anderen gegenwärtig gewesen, wenn sie sich darum gekümmert hätten, solche Dinge wahrzunehmen und sich daran zu erinnern. Aber in einer Welt ohne anständige Aufzeichnungen löscht die Zeit selbst höchst wirksam die Erinnerung.
    In jungen Jahren war Vormulac nämlich, nachdem er das Ei des sterbenden Engor Sporensohn empfangen hatte, zum Herrn über Vormspitze aufgestiegen. Da er sich noch einen Rest seiner Szgany-Menschlichkeit bewahrt hatte, war er auf die Sonnseite zurückgekehrt, um seine verlorene Liebe wiederzugewinnen. Er war ihrer verlustig gegangen, als er als Tributant entführt worden war. Sie war mit ihm nach Vormspitze gekommen, und ihre Leidenschaft entflammte auf eine Weise, dass binnen kurzer Frist sein noch unreifer Vampir ein Ei hervorbrachte, das durch den Geschlechtsakt auf sie übertragen wurde.
    Nur hatte Vormulacs früherer Herr ihm eines nicht gesagt: dass er, Engor, ein Aussätziger gewesen war!
    Die

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