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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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fleckigem Leder glich, in das die Zeit ihre Spuren gegraben hatte, von seinen weißen Augenbrauen, die sich zu den Schläfen hin verjüngten, an denen der grobe, zurückweichende Haaransatz wie graue Flechten an den Hängen eines kuppelförmigen Kopfes wuchs; von den blutroten Kreisen seiner Augen, die tief in ihren violetten Höhlen lagen, jenen Augen, die sich nun mehr und mehr verengten, als Maglore allmählich die Geduld verlor.
    Karz riss sich zusammen. »Nun ja, sie schritt die Reihen des Tributgesindes ab, Lord!«, platzte er hervor. Und fuhr dann stockend fort (denn er wusste, wie wenig es sich schickte, die Wamphyri zu kritisieren): »Was nicht ... nicht entsprechend ... was im Widerspruch steht zu ... was ...«
    »Was schlicht und einfach falsch war!«, führte Maglore den Satz zu Ende und rief ihm ins Gedächtnis: »Wir sind hier allein, Historiker! Wenn du hier fehlst, wem soll ich dich denn melden? Ich bin dein Herr, der die Strafe zuteilt – falls und wann sie erforderlich ist.«
    »Ja, Lord.«
    »Sprich also weiter.«
    Karz nickte, befeuchtete sich die trockenen Lippen und fuhr fort: »Einer der jungen Tributanten war von hohem Wuchs, sehr stark, stolz und sogar kühn. Seine Haltung und sein Blick waren eine einzige Herausforderung. Er zuckte weder zurück, als Wratha ihn anlächelte und seine Armmuskeln erprobte, noch senkte er den Blick, als sie nahe – sehr nahe vor ihm stand.«
    »Umso größer seine Blödheit!«, knurrte Maglore. »Was geschah dann?«
    »Als ich die Tributanten zur Zuteilung führte, sagte sie zu mir: ›Sage dem Zuteiler, dass ich ... den hier vorgemerkt habe.‹ Was ich auch tat.«
    »Und?«
    »Es war seltsam«, antwortete Karz. Doch nun ließ er den Kopf hängen, als schäme er sich seines Szgany-Blutes. »Der Zuteiler war Giorge Nanosi, den man den Schicksalskünder nennt, Knecht für alle und niemanden. Er steht bei keinem in besonderer Gunst und nennt keinen Lord seinen Herrn, sondern erfüllt seine Pflichten ... unparteiisch.«
    Maglore nickte, und der menschliche Teil in ihm dachte: Dieser Karz Biteri ist ein verschwendeter Mann. Doch wenn er ganz und gar mein Sklave wäre, so wäre die Verschwendung nur noch größer. Bei seinen eigenen Leuten wäre er zweifellos ein großer Denker, vielleicht sogar ein Weiser. Deshalb habe ich keine Veränderung an ihm vorgenommen, sondern beließ ihn zur Gänze menschlich oder jedenfalls beinahe – um der Originalität seiner Gedanken willen, die nicht bloße Spiegelbilder der meinen sind. Ich gestatte ihm Gedankenfreiheit, denn er verfügt über Verstand und ist ein Denker! Und weil er mich für einen ›gerechten‹ oder ›vernünftigen‹ Herrn hält, ist er mir auf seine Weise treu und macht sich meine Sorgen zu eigen. Ach, es ist in Turgosheim schon schwer genug, ein gewöhnlicher Mensch zu sein, Szgany, selbst wenn man kein Denker ist! Darum ist Wratha die Auferstandene auch mit ihm aneinandergeraten, obwohl die Worte, die sie hörte, zum größten Teil die meinen waren. Sie kamen lediglich aus seinem Mund ...
    Doch Maglores unmenschlicher Teil dachte: Andererseits könnten mit zunehmendem Alter diese Ehrlichkeit und offene Spontaneität zum Problem werden. Womöglich liegt es in ein, zwei Jahren – sobald er sämtliche erhaltenen Geschichtswerke übersetzt hat – in meinem Interesse, ihm eine Gunst zu erweisen und diese spröden Knochen durch ein biegsameres Material zu ersetzen. Fürwahr ... Mit seinem wendigen Geist gäbe Karz Biteri einen fabelhaften Flieger ab!
    All diese Gedanken durchzuckten seinen Verstand binnen eines Augenblicks. Laut sagte er: »Giorge Nanosi, den man aus offensichtlichen Gründen Schicksalskünder nennt? Ja, ich kenne ihn. Und – was kam dir daran seltsam vor?«
    »Zuerst«, führte Karz weiter aus, »untersuchte Giorge die Tributanten und sonderte jene aus, die er als minderwertig erachtete. Sie wurden fortgeführt, um umgeformt zu werden. Für die ... die Bedürfnisse von Turgosheim; die Wartung; was für die Stätten und Türme ... notwendig ist.«
    »Ja, ja«, winkte Maglore ungeduldig ab. Doch worauf diese beiläufige Geste sich bezog, war für Karz das reine Grauen.
    »Dann«, fuhr der Historiker fort, »stellte der Schicksalskünder die anderen in einer Reihe auf und begann, die Wappenzeichen aus seinem Lederbeutel zu holen. Ich war Zeuge, wie es unseren Sitten entspricht. Als Erster in der Reihe stand der junge Mann, der Wratha ... aufgefallen war. Giorge hatte ihn dorthin gestellt. Und

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