Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
Vom Netzwerk:
schaufelte sich das eiskalte Wasser ins Gesicht. Sofort ging es ihr besser. Weller reichte ihr ein Handtuch, und sie trocknete sich ab. Anschließend zog er sie wieder hinaus zur nächsten Bar und bestellte einen Kaffee, den er vor Anna abstellte.
    »Trink.«
    Anna schlürfte das schwarze Gebräu. Wenigstens konnte sie jetzt wieder sicher stehen. Als sie die Tasse geleert hatte, ging er zurück zur Bar und holte eine zweite Tasse. Anna sah sich um.
    Diesen Saal hatte sie noch nicht bemerkt. Er schien unter dem Motto der zwölf Tierkreiszeichen zu stehen. Aufwendige Mosaike und Wandmalereien schmückten den Saal. Über der hohen Eingangstür stand in Goldbuchstaben: Saal des Zodiak.
    Die Ballmusik klang nur gedämpft herein. Der Raum war recht voll, und die Gäste unterschieden sich von denen, die draußen vorüber flanierten, ohne die Schwelle zu übertreten. Anna hätte nicht sagen können, worin. Es musste an ihrer Haltung liegen oder an der Art, wie sie ihren Reichtum dezenter als die anderen zur Schau stellten. Ihr Blick kreuzte den einer alten Dame, die freundlich lächelnd ihr Glas hob und Anna zunickte. Ihr Begleiter, eine Mann vom Typ Grandseigneur, stand hinter ihr und beobachtete wachsam das Geschehen. Erst da fiel Anna ein, woher sie sie kannte. Der Blick der Dame fiel auf Annas Abendtasche, die diese vor sich auf den Stehtisch gelegt hatte. Mit einem erfreuten Nicken gab Anna ihr zu verstehen, dass sie sie wiedergefunden hatte.
    »DieBaronesse von Hohengarden.«
    Weller hatte das stumme Zwiegespräch über die Köpfe der anderen Gäste hinweg mitbekommen. Er stellte den Kaffee vor ihr ab und deutete auf die Tasse. »Trinken.«
    »Rede nicht mit mir, als wäre ich ein dreijähriges Kind!«
    »Wenn du dich so benimmst?«
    Anna war noch lange nicht nüchtern, aber sie hatte sich zumindest in der Gewalt. Um diesen Zustand nicht zu gefährden, beschloss sie, sich mit Weller auf keine Diskussionen einzulassen. Wortlos nahm sie die Tasse und pustete hinein.
    »Der Conte von Boccadifalco.«
    Er wies auf einen Mann, der sich gerade eine ziemlich dicke Zigarre anzündete und den Rauch rücksichtslos durch die Gegend paffte.
    »Die Duchess of Glastonborough.«
    Eine überschlanke, sehr große Frau, ganz in Schwarz gekleidet und mit einem Federhut im Stil der Zwanzigerjahre, drängte sich an ihnen vorbei zur Bar.
    »Sollte ich sie kennen?«
    »Ja.« Weller überflog die Gäste, bis sein Blick am Eingang hängen blieb. »Die Imperatorin von Nord-, Mittel- und Südamerika.«
    Anna kicherte in ihren Kaffee. »Seit wann hat Amerika eine Kaiserin?«
    »Seit fast vierhundert Jahren. Ihr Name ist Sandrine Beaufort.«
    Anna fuhr herum und starrte auf den Eingang. Alle Gespräche verstummten. Zu hören war nur noch die schmachtende Melodie eines verträumten Walzers. Er klang aus weiter Ferne herein, so, als ob sie sich in einem ganz anderen Gebäude befänden. Vorsichtig stellte Anna die Tasse ab. Sandrine Beauforts Auftritt war filmreif.
    Sie blieb im Eingang stehen, als hätte ein Regisseur ihr den Auftrag gegeben, sich wie die Kaiserin von China zu benehmen. Von Amerika, korrigierte sich Anna, die immer noch nicht wusste, wielange sie ihr Kichern noch unterdrücken konnte. Sandrine trug ein atemberaubendes Kleid aus dunkelgrün schimmernder Seide, dazu ellenbogenlange Handschuhe und eine schlichte Hochsteckfrisur, die ihren Schwanenhals betonte. In ihrem Haar steckte ein Diadem, von dem Anna annahm, dass es echt war. Noch nicht einmal Sissi persönlich dürfte eine solche Kostbarkeit besessen haben.
    In ihrer linken Hand trug Sandrine einen Fächer. Sie schlug ihn auf und wedelte sich elegant etwas Luft zu. Dann betrat sie den Raum, hinter sich zog sie ein Gebirge aus Stoff. Alle Anwesenden wichen zurück, um Sandrine bildete sich ein Kreis. Sie stellte sich genau in die Mitte.
    Das Kleid war eine Sensation, und Sandrine genoss die Blicke sichtlich. Und dann sah Anna Vicky. Sie musste zwei Mal hinsehen, um ihren Augen zu trauen. Vicky trug Sandrines Schleppe. Als ihre Chefin stehen blieb, ging Vicky in die Knie und drapierte den Stoff so auf dem Boden, dass er wie ein grüner Schweif hinter ihr lag. Dann trat sie zurück in die Reihe der Gäste.
    Weller wandte sich an Anna. »Du tust genau, was ich dir sage.«
    »Und das wäre?«, flüsterte Anna, die immer noch wie gebannt auf Sandrine starrte. Diese fächelte sich ein wenig Luft zu und nickte den Anwesenden hier und dort huldvoll zu. »Deine Krawatte richten?«
    Doch

Weitere Kostenlose Bücher