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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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eines wirren Traums. Das habe ich doch schon mal erlebt, dachte Anna. Mir wird nichts passieren. Egal, ob die Skorpione jetzt aus allen Ecken kommen, irgendwer wird mich schon retten.
    Der Kronleuchter schien sich mitzudrehen. Die Tierkreiszeichen an den Wänden leuchteten auf. Geheimnisvoll schimmerten sie über den Köpfen der Menschen im Saal. Das Wispern wurde lauter.
    »Mädchen.«
    Anna fühlte sich überhaupt nicht angesprochen. Erst als sie eine leichte Berührung am Arm spürte, merkte sie, dass die Baronesse von Hohengarden neben sie getreten war.
    »Du musst gehen.«
    Sie hatte so leise gesprochen, dass Anna einen Moment brauchte, um zu verstehen, was die nette ältere Dame da gerade sagte.
    »Ich?«, flüsterte sie. »Er meint mich?«
    »Natürlich.«
    »Und wohin soll ich gehen?«
    »In den Kreis.«
    Anna erstarrte zur Salzsäule. Erstens konnte sie nicht schweben, und zweitens hatte ihr niemand gesagt, dass sie als Vierte im Bunde dieser Wahnsinnigen aufzutreten hatte.
    »Du darfst ihn nicht warten lassen. Geh schon.«
    »Ich kann nicht!«
    Sandrine hob die Augenbrauen. Sie ließ ihren Blick über die dunkle Masse schweifen, als ob sie jemanden suchte. Niemand zeigte sich.
    »Nun?«,fragte sie. »Wo ist sie denn?«
    Annas Puls raste. Also doch. Wen sonst konnte Weller meinen? Eine plötzliche Lähmung schien sie erfasst zu haben. Sie war unfähig, auch nur den kleinsten Finger zu rühren. Die Baronesse ließ ihren Arm los.
    »Geh, mein Kind«, sagte sie leise. »Dir wird nichts geschehen. Du hast doch deinen Glücksbringer dabei. Nicht wahr?«
    Annas Finger umkrampften ihre Abendtasche. Plötzlich spürte sie, wie die Wärme in ihre eiskalten Glieder zurückkehrte. Die Lähmung verschwand, sie konnte wieder tief durchatmen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und trat in den Lichtkreis.
    Im gleichen Moment öffnete sich die Kuppel des Saales. Sandrine, Vicky, Weller und sie schienen im Weltall zu schweben. Um sie herum kreisten die Sternzeichen. Sie funkelten an einem Himmel aus tiefschwarzem Samt. Es war kalt, aber Anna fror nicht. Sie war hinter Weller getreten und spürte, dass er ihre Gegenwart registriert hatte. Galaxien zogen an ihnen vorüber, funkelnde Wirbel aus Sternenstaub. Anna atmete nicht mehr. Ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Es war, als ob durch die Zeit ein Schnitt gegangen wäre und ein Augenblick zur Ewigkeit wurde.
    Sandrine streckte die Hand aus und deutete auf Weller.
    »Gib mir dein Reich!«
    »Nein. Was willst du damit? Hast du nicht schon genug?«
    »Ich will ein Sternzeichen! Und dafür brauche ich den Erdkreis.«
    »Du bist es nicht wert.«
    »Ach. Aber du?«
    Ein Komet raste heran und fuhr mit einem Feuerstrahl durch die Szene. Ein metallisches Geräusch zerfetzte beinahe Annas Trommelfell. Sie wurde Lichtjahre zurückgeworfen und schwebte bewegungsunfähig im Raum. Vicky war verschwunden. Sie sah, wie schwarze Panzer sich um Sandrine und Weller gelegt hatten. Beide richteten sich auf – zwei gewaltige Skorpione am Firmament, bereit zum Kampf. Sandrine holte mit ihren Scherenar menaus und zerfetzte mit einem tödlichen Sirren Wellers Brustschild.
    »Nein!«, schrie Anna.
    Ihr Schrei hallte durch den unfassbar weiten Raum. Sie holte den Stein aus ihrer Tasche und schleuderte ihn mit aller Kraft auf Sandrine. Im Flug wurde er größer und nahm an Geschwindigkeit zu. Fassungslos sah Anna, wie ihr kleiner Kiesel sich in einen gewaltigen Meteoriten verwandelte, der in Lichtgeschwindigkeit davonschoss. Er prallte auf Sandrines Panzer, der in tausend Stücke zerbrach. Sandrine wurde zurückgeschleudert. Ihr Kleid war zerrissen, ihre Haare wehten wie züngelnde Schlangen um ihren Kopf. Wutentbrannt fauchte sie auf und flog pfeilschnell auf Anna zu. In letzter Sekunde warf sich Weller dazwischen. Der Aufprall der beiden Körper war wie eine Explosion. Weller packte Anna am Arm, sonst hätte die Wucht der Druckwelle sie ins Unendliche geschleudert.
    Sandrine legte den Kopf in den Nacken und lachte laut und schrill. Der Schmerz war unerträglich. Anna hob die Hände an ihre Ohren. Plötzlich merkte sie, dass die Sterne näher kamen. Das Weltall verdichtete sich. Schwer wie Blei lag die Dunkelheit auf ihrer Brust und zog sie mit sich hinab.
    »Weller!«
    Anna merkte, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Etwas zog sie nach unten, dorthin, wo die Nacht am tiefsten und am dunkelsten war. Doch Weller hielt sie weiterhin fest. Gegen seine Kraft waren wohl auch die Mächte der

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