Dämonenherz
arbeiten?«
»Ich habe herausgefunden, dass du hinter dem Bauvorhaben für das Einkaufszentrum steckst.«
»Welches Einkaufszentrum?«
»In Wiesbaden! Das Haus meines Vaters, du erinnerst dich? Es wird plattgewalzt. Von deinen Baumaschinen!«
Weller runzelte die Stirn. Er schien wirklich nachzudenken, unddas nahm Anna ihm mehr als übel. Offenbar hatte er überhaupt keine Ahnung, was seine Bauprojekte in der Welt alles so anrichteten.
»Sieht aus, als hättest du den Überblick verloren«, kommentierte sie seinen Gesichtsausdruck. »Im Gegensatz zu dir wissen wir Sternbergs aber genau, wer uns was antut. Wenn du geglaubt hast, du könntest mich mit deinem merkwürdigen Arbeitsangebot kaufen, hast du dich geirrt.«
»Anna …«
»Versuch bloß nicht, dich rauszureden. Ich weiß genau, was du vorhast. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Dass du Gast in unserem Haus gewesen bist und wir dich aufgenommen haben wie einen Freund.«
»Ich –«
»Ich will nichts hören!« Anna durchwühlte ihre Reisetasche. In ihrem Portemonnaie fand sie die Kreditkarte. »Hier. Schenk sie jemandem, der wirklich der Meinung ist, ein Leben ohne Limit wäre das Höchste. Soll ich dir was sagen?«
Sie reichte ihm die Karte, doch Weller machte keine Anstalten, sie entgegenzunehmen.
»Du tust mir leid. Du glaubst, Geld und Macht sind das einzig Erstrebenswerte in der Welt. In Wirklichkeit zählt etwas ganz anderes.«
»Und das wäre?«
»Das, was du nie bekommen wirst.«
Sie legte die Karte neben die Dokumentenmappe. »Liebe, Weller. Ich glaube, du weißt gar nicht mehr, was das ist.«
Wenn Anna geglaubt hatte, ihre Worte würden irgendeine Reaktion in Weller auslösen, hatte sie sich geirrt.
»Bist du fertig?«
»Ja.«
»Dann zieh dich jetzt an. Der Flieger nach Frankfurt geht um vier. Ich nehme dich in meiner Privatmaschine mit.«
Er wandte sich ab und ging zur Tür. Anna lief hinter ihm her und stellte sich ihm in den Weg.
»Wiekannst du es wagen, mich zu ignorieren?«
Er blieb stehen und erwiderte ihren Blick. »Fahr nach Hause, Anna. Und finde dort, was du suchst. Mach mich nicht für dein Lebensglück verantwortlich.«
Der letzte Satz war wie ein Guss eiskaltes Wasser. Doch er war noch nicht fertig.
»Du wolltest keine Affäre. Ich übrigens auch nicht. Also lass uns jetzt wie erwachsene Menschen miteinander umgehen. Und das heißt auch, dass man seinem Chef in einem etwas anderen Aufzug gegenübertritt. Ich könnte sonst auf dumme Gedanken kommen.«
Sie raffte den Ausschnitt ihres Bademantels zusammen und starrte an ihm vorbei.
»Was immer du dir erträumt hast, Anna, von mir wirst du es nicht bekommen.«
»Ich wüsste nicht, dass du in etwas anderem als Albträumen vorkommst.«
Es fiel ihr schwer, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Vermutlich gelang ihr noch nicht einmal das. Er musste ihr ansehen, wie sehr er sie verletzt hatte, denn plötzlich veränderte sich seine Stimme.
»Was willst du hören, Anna? Etwa: Ich liebe dich?«
Tränen stiegen in ihre Augen, und sie wusste nicht, warum. Sie blinzelte.
»Nein«, murmelte sie schließlich. »Das nicht.«
Aber er, dachte sie. Er wollte es hören. Als wir zusammen im Bett waren und unter der Dusche. Da hat er mich in die Enge getrieben und mir alle Geheimnisse entlockt, die ich ihm nie sagen wollte … Und sie hatte ihn angelogen. In der einzigen Situation zwischen Mann und Frau, in der absolute Ehrlichkeit herrschen sollte, hatte sie ihn bewusst hinters Licht geführt. Ihr ganzes Gerede von Liebe war eine Lüge gewesen. Warum verletzte es sie dann so, dass ihrem falschen Geständnis nicht das Mindeste folgte?
»Es tut mir leid, Anna. Aber ich gehöre nicht zu den Men schen,die auf Knopfdruck sagen, was man von ihnen erwartet. Nur weil du mir gesagt hast, dass du mich liebst, erwartest du jetzt das Gleiche von mir. Ich liebe dich, ich liebe dich auch … Aber Gefühle sind kein Pingpong. Man spielt nicht mit ihnen. Man lügt den anderen nicht an.«
Sie biss sich auf die Lippen.
»Und man redet nicht mit Dritten darüber. Das Ausplaudern solcher Dinge ist immer ein Bumerang. Er kommt zurück und streckt dich nieder.«
Alles, was sie jetzt sagen konnte, würde sich nach verletzter Eitelkeit anhören und sie noch dümmer und kindischer erscheinen lassen, als sie sich ohnehin schon fühlte. Er wusste alles. Doch wenn er enttäuscht war, dann ließ er es sie nicht spüren.
»Du hast mir gestern etwas gesagt, das ich für einen Moment ernst genommen
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