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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Teufelsanbeter war.
    »Nein«, sagte er plötzlich. »Das kann nichts mit Herrn Weller zu tun haben. Er würde dich niemals in Gefahr bringen.«
    Anna dachte an den fast toten Guyot im Grand Hotel, an den rätselhaften Verfolger in Zürich und den Saal des Zodiak. Ein Job bei Weller war nichts für sensible Gemüter. Wenn das Wellers Vertrag war, dann war alles wahr, was die Baronesse erzählt hatte. Sie, Anna, war »die neue Seele an seiner statt« . Das ging ziemlich weit über das hinaus, was ihr Vater unter »niemals in Gefahr bringen« verstand.
    »Was macht dich da so sicher?«
    Mühsam stand ihr Vater auf und hob das Papier vom Boden auf. Er schwieg eine ganze Weile. Anna hatte zwar erwar tet, dass ihm nichts einfiel. Trotzdem war sie enttäuscht. Dann aber sagte Friedrich Sternberg etwas, das sie nachdenklich machte.
    »Erinnerst du dich an den Tag, an dem ihr beide oben auf dem Baumhaus wart?«
    »Natürlich«, antwortete sie und wurde rot. Wie sollte sie diesen Tag jemals vergessen? Weller hatte sich ihr Vertrauen er schlichen,indem er eine rührselige Geschichte über seinen Bruder erzählt hatte.
    »Er hat dich angesehen. Genau so, wie ich deine Mutter immer angesehen habe. Wie etwas Kostbares, das man bewahren will.«
    »Nie im Leben. Papa, du täuschst dich. Oben auf dem Baum …«
    »Nicht da oben. Später. Viel später. Er hat gespürt, dass etwas im Keller nicht gestimmt hat. Er ist dir hinterhergegangen, und als er dich wohlbehalten zurückgeholt hatte, da hat er dich angesehen.«
    »Das weißt du doch gar nicht, Papa. Du hast doch geschlafen!«
    »Glaubst du, Anna. Glaubst du .«
    Er legte das Papier auf den Tisch.
    »Was war im Keller?«
    Nun, dachte Anna, es war ein Ghul, der mich holen wollte und der es später oben in meinem Zimmer während eines Sandsturms einfach noch mal probiert hat.
    »Nichts«, antwortete sie. Man musste Vätern nicht alles verraten.
    Friedrich Sternberg ging wieder hinunter. Anna blieb auf dem Bett sitzen und beobachtete, wie die Dämmerung das Tageslicht draußen langsam verlöschen ließ. Erst als die einzige Straßenlampe weit und breit aufflammte, stand sie auf. Sie erinnerte sich jetzt wieder an ihren Traum, der gar keiner war. Ein Sandsturm war durch dieses Zimmer gefegt. Jean-Baptiste hatte Guyot mit zwei Eimern Wasser getötet. Sandrine hatte sich in einen riesigen Skorpion verwandelt. Sie hatte das Foto gelöscht, das Sandrine Macht über Weller gegeben hätte, und noch immer fühlte sie sich großartig, wenn sie an diesen Moment dachte. Und Weller hatte eine Dornenhecke wachsen lassen, um die Flut der schwarzen Leiber nicht bis hoch in ihr Zimmer kommen zu lassen.
    Anna hatte erwartet, dass sie Schrecken und Entsetzen empfinden würde. Stattdessen spürte sie, wie das Leben langsam wiederin sie zurückkehrte. Ja, es schien sogar ihr Innerstes zu kitzeln, zumindest fühlte sich ihr Bauch so an, als ob nun auch dort eine Vielzahl Mini-Skorpione herumkrabbeln würde. Sie würde nach Sizilien fahren. Warum auch nicht? Sie hatte die stärkste Waffe im Gepäck, die es gab: die Liebe. Noch nicht einmal Weller schien gegen sie völlig immun. Sie konnte jederzeit aussteigen.
    Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Der Vertrag war Wellers eigener Kontrakt. Keine Neuanwerbung, die sehnsüchtig darauf wartete, endlich in den Kreis der Reichen und Mächtigen aufzusteigen. Es war die Einlösung einer alten Schuld, an die die meisten entweder gar nicht oder nur mit Grausen dachten. Weller hatte genau wie die anderen unterschrieben, er musste ihn einlösen. Und er hatte keine Seele, die das für ihn tat.
    Außer Anna. Mit einem grimmigen Ruck zog sie die Vorhänge zu. Amazonen hatten keine Angst vorm Feuer. Und auch nicht vor falschen Fragen. Und schon gar nicht vor dem Kampf um eine Seele. Wenn sie, Anna, diese Auserwählte sein sollte, dann gab es ein Band zwischen ihnen, das keiner zerstören konnte. Er liebte sie. Sie liebte ihn. Damit konnte man der ganzen Welt und einigen Dämonen dazu die Stirn bieten. Mit einem Lächeln schlüpfte sie unter die Bettdecke und tastete nach dem Kieselstein.

22 .
    D er Pilot flog einen gewaltigen Bogen weit vor der Bucht von Mondello. An den Ufersaum des Meeres geschmiegt bestaunte Anna die abendliche Pracht, mit der Palermo seine Besucher empfing. Alle Lichter schienen zu leuchten, und im Hafen lagen riesige Kreuzfahrtschiffe. Die Hügel stiegen sanft an bis hinauf in die Berge. Anna konnte sogar die Kathedrale und ihre

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