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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Empfangskomitee. Zumindest eilten sie sehr beflissen heran und waren etwas enttäuscht, als Jean-Baptiste nichts weiter als Annas Reisetasche aus dem Kofferraum holte. Er übergab sie dem Mann und wechselte einige Worte auf Italienisch mit ihm. Dann machte er Anstalten, wieder hinter dem Lenker des Wagens Platz zu nehmen.
    »EinenAugenblick.« Anna stellte sich in die geöffnete Autotür. »Wo bin ich? Was mache ich hier? Wie geht es weiter?«
    »Herr Weller wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    »Was ist das hier?«
    »Die Villa Igea, ein alter Palazzo am Meer. Maria wird Sie in Ihre Gemächer bringen.«
    Maria stand hinter Anna und lächelte sie herzlich an.
    »Wo ist Weller?«
    »Bedaure. Ich hatte lediglich die Aufgabe, Sie sicher vom Flughafen hierher zu bringen.«
    »Und?«
    Jean-Baptiste geruhte jetzt endlich, sie anzusehen. »Ich hole Sie kurz vor Mitternacht wieder ab. Mehr weiß ich nicht.«
    Anna beugte sich zu ihm herab. »Und wohin geht dann die Reise?«
    Jean-Baptiste schwieg. Er war zu wohlerzogen, um die Wagentür gegen Annas Willen zu schließen. Doch sie sah ihm an, wie sehr er sich von ihr in die Enge getrieben fühlte.
    »Wohin?«
    »Zum Ätna«, antwortete er leise.
    Anna stieß einen leisen Pfiff aus. »Und haben Sie auch Anweisung, mich von dort wieder abzuholen?«
    »Noch nicht«, antwortete Jean-Baptiste.
    Anna richtete sich auf und ging zwei Schritte zurück. Jean-Baptiste schlug die Tür zu und fuhr los, auch dieses Mal ohne Licht.
    »Guten Abend, Signorina.«
    Maria machte einen Knicks. Sie trug ein schwarzes Kostüm, darüber eine blütenweiße Schürze und ein Häubchen.
    »Guten Abend«, murmelte Anna.
    Ein One-way-Ticket zum Ätna. Anna drehte sich zu der Frau um, die nun die Stufen zum Palazzo hochging und ihr mit einer einladenden Geste den Weg wies. Noch zwei Stunden, dann würde Jean-Baptiste sie wieder abholen. Das war nicht viel Zeit.
    Sie folgte Maria ins Innere des Hauses, aber sie hatte keinen Blickfür dessen Pracht. Bunte Deckengemälde und kostbare Wandvertäfelungen säumten den Weg hinauf in den ersten Stock, wo eine ganze Zimmerflucht für den Gast vorbereitet worden war. Mit zusammengekniffenem Mund betrachtete Anna das Bett im Schlafzimmer. Wahre Gebirge von Kissen türmten sich übereinander. Eine Kaschmirdecke, die selbst im Herbst für Sizilien immer noch zu warm war und wohl ausschließlich dekorativen Charakter hatte, lag auf der breiten Matratze.
    Das ist doch alles Theater, dachte Anna. Egal, für wen das Bett gemacht worden ist, für mich offenbar nicht. Sie war angespannt und nervös. Die Zeit schien zu langsam zu verstreichen. Ihr war gar nicht wohl bei dem Gedanken, was ihr in der Nacht bevorstehen würde. Als Maria sie in gebrochenem Englisch nach ihren Wünschen fragte, bat Anna nur darum, alleine gelassen zu werden. Die Hausangestellte zeigte ihr noch die Klingel, dann zog sie sich zurück. Anna schloss die Tür hinter ihr und lauschte. Die Schritte auf dem Steinfußboden verklangen. Noch eine Stunde und vierundfünfzig Minuten.
    Ein Auto fuhr die Auffahrt hoch. Anna sprang auf und lief ans Fenster. Ein Streifen Licht fiel aus der Tür und erhellte nur einen kleinen Teil des Gartens. Eine dunkle Gestalt, gekleidet in einen weiten Umhang, stieg aus und eilte ins Haus. Die Schritte hallten bis zu ihr nach oben, und sie bewegten sich auch in ihre Richtung. Sie hatte gerade noch Zeit, sich mit den Fingern durch die Haare zu fahren, da wurde die Tür aufgerissen und Weller stürmte in den Raum.
    »Anna!« Er sah sich um und entdeckte sie am Fenster. »Ich komme spät. Wir müssen aufbrechen. Du verlässt das Land noch heute Nacht.«
    Sie hatte erwartet, dass er sie zur Begrüßung wenigstens in den Arm nehmen würde. Stattdessen setzte er sie quasi auf die Straße.
    »Woher der plötzliche Sinneswandel? Ich dachte, du freust dich, mich zu sehen.«
    Weller,schon fast wieder auf dem Weg zur Tür, hielt inne.
    »Ich akzeptiere deine Kündigung. Also komm schon.«
    »Was soll das? Ich dachte, du wärst mir dankbar, dass ich überhaupt gekommen bin.«
    Er ging langsam auf sie zu. Ohne dass sie es wollte, musste Anna die Geschmeidigkeit seiner Bewegungen bewundern. Etwas Gefährliches ging von ihm aus. So hatte sie ihn noch nicht erlebt.
    »Ich soll dir dankbar sein?«
    Anna wich zurück. Weller kam näher. Sein markantes Gesicht drückte pure Wut aus. Er packte sie an den Oberarmen und zog sie an sich.
    »Ich hatte geglaubt, dich nie wiederzusehen!«
    Anna

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