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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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zurückreichte, hielt er sie zurück.
    »Frau Sternberg? Bitte denken Sie daran, dass Sie morgen um vierzehn Uhr hier erscheinen müssen.«
    »Warum denn?«, fragte sie.
    »Sie bringen diese Sachen doch nach Palermo?«
    »Ja«, antwortete sie schnell. »Bisher hat Herr Weller mir die Unterlagen immer persönlich übergeben.«
    »Sehen Sie?«, antwortete der Mann und lächelte sie freundlich an. »Und deshalb muss ich sie Ihnen ordnungsgemäß zur Ausfuhr übergeben. Also kommen Sie bitte rechtzeitig.«
    »Natürlich.«
    Anna hatte nicht vor, dieses Haus noch einmal zu betreten. Der Abschied fiel ihr außerordentlich leicht. Als sie am Empfang vorbei in die kühle Morgenluft trat, breitete sich sogar so etwas wie Hochstimmung in ihr aus.
    Palermo hatte nichts, aber auch gar nichts mit den Sternbergs zu tun. Sollte Weller sich doch eine andere suchen, die diesen Job erledigen würde. Lucy zum Beispiel. Sie würde neben ihrem Seelenheil bestimmt noch das eine oder andere zusätzlich opfern, um in den Besitz der Dokumente zu kommen.
    Anna schüttelte den Kopf. Sie eilte zur U-Bahn und war froh, dass um diese frühe Uhrzeit bereits Züge fuhren. Sie würde Wellers Geheimnis lüften. Er hatte geglaubt, sie mit seinem Charme so weit zu bringen, dass sie keine Fragen stellen würde. Er hatte sie sogar so weit gebracht, ihm Dinge zu sagen, die sie noch nie einem Mann gesagt hatte. Um ein Haar wäre sie ihm in die Falle getappt. Aber die Sternbergs waren nicht bestechlich. Mit dieser Übersetzung würde sie herausfinden, was Weller tatsächlich vorhatte. Wenn sie das erst einmal wusste, konnte sie sich und ihren Vater vor seinen Übergriffen verteidigen.
    Ihr Kopf fiel ihr auf die Schulter. Sie schlief ein und wachte drei Stationen später auf, als sie hätte aussteigen müssen.
    FriedrichSternberg war schon wach. Als Anna die Tür öffnete, strömte ihr frischer Kaffeeduft entgegen. Richtig, es war ja Sonntag. An diesem Tag gönnte sich ihr Vater das, was er »echten Bohnenkaffee« nannte. Das sagten Menschen, die Zeiten gekannt hatten, in denen es diese Dinge nicht im Überfluss gegeben hatte.
    Die gute Kanne stand auf dem Tisch im Wohnzimmer, den ihr Vater für zwei Personen gedeckt hatte. Erstaunt sah er auf, als Anna durch den Flur und nicht über die Dachgeschosstreppe hereinkam.
    »Guten Morgen!«, sagte er erstaunt.
    Anna gab ihm einen Kuss auf die frisch rasierte Wange. Er sah ausgeschlafen und erholt aus. Die Sorge, man könnte ihm sein Zuhause nehmen, hatte ihm doch mehr zugesetzt, als sie gedacht hatte.
    »Guten Morgen. Ich war noch mal im Büro.«
    Sie konnte ihrem Vater ansehen, dass er an dieser Erklärung leise Zweifel hegte. Doch der Aufzug, in dem sie sich ihm gegenübersetzte, ließ nicht gerade auf eine Nacht der Ausschweifungen schließen. Ich muss aus diesen Klamotten raus, dachte sie. Am besten wäre es, wenn sie am Nachmittag in ihre Wohnung fahren und dort erst einmal nach dem Rechten sehen würde.
    Ihr Vater ging in die Küche und kam wenig später mit einem vollbeladenen Tablett wieder. Neben zwei frischen Eiern befand sich feinster norwegischer Räucherlachs darauf, luftgetrockneter Tiroler Schinken und – sie traute ihren Augen nicht – ein Glas Malossol-Kaviar.
    »Den mag ich nicht«, sagte ihr Vater, dem ihr verwunderter Gesichtsausdruck aufgefallen war. »Er schmeckt wie gepökelter Froschlaich. Willst du?«
    »Nein«, sagte Anna. »Woher hast du das?«
    »Man kann ja im Moment nirgendwo einkaufen hier. Deshalb werde ich zwei Mal die Woche von einem Delikatessenhändler beliefert. Leider bringt er immer solche Dinge, mit denen ich nichts anfangen kann. Eine Landleberwurst wäre mir lieber.«
    Mirauch, dachte Anna.
    »Und wer zahlt das? – Nein. Lass mich raten. Herr Weller?«
    Ihr Vater nickte freudestrahlend. Anna verging der Appetit. Sie nahm nur eine Tasse Kaffee und verrührte missmutig etwas Milch darin. Friedrich Sternberg öffnete eine Tüte mit warmen, duftenden Buttercroissants.
    »Die liegen jeden Morgen vor der Haustür.«
    Freudestrahlend, als hätte er das Passwort zum Schlaraffenland gefunden, brach er ein Croissant in der Mitte durch und bestrich es mit französischer Demi-Sel-Butter.
    »Du musst sie probieren. Hier! Nimm eins!«
    Widerwillig ließ sie sich eines der Gebäckstücke aufdrängen. Doch statt es zu essen, zerkrümelte sie es nur über ihrem Teller.
    »Mir gefällt das alles immer noch nicht.«
    Ihr Vater antwortete nicht, er ließ sich das Croissant

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