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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Nachmittag war Friedrich Sternberg fertig. Anna hörte, wie er die Treppe zu ihrem Zimmer hochkam, und riss voller Erwartung die Tür auf. Ein Blick in sein Gesicht ließ sie erstarren.
    »Wasist los?«
    Ihr Vater ging an ihr vorbei und ließ sich auf ihr Bett sinken. In der Hand trug er ein engbeschriebenes Blatt Papier.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte er. Er war aschfahl im Gesicht. Die Brille hing schief in seinen Haaren, offenbar hatte er sie in großer Hast nach oben geschoben.
    »Hast du das irgendwo abgeschrieben?«
    »Ja.« Anna setzte sich neben ihn. »Nun sag schon.«
    »Das … scheint mir ein sehr alter Text zu sein. Ich kenne mich ehrlich gesagt mit der Grammatik nicht sonderlich gut aus. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich alles so übersetzt habe, wie es ursprünglich geschrieben stand. Es fehlten zu viele Buchstaben.«
    »Was hast du herausgefunden?«
    Er sollte sie nicht so auf die Folter spannen. Am liebsten hätte sie ihm die Papiere aus der Hand gerissen, so ungeduldig war sie plötzlich.
    »Es könnte ein Seelenzauber sein. Die Ägypter verwenden so etwas in ihren Totenbüchern. Aber das hier scheint mir aus einem anderen Land zu kommen.«
    »Mesopotamien.«
    »Das ist möglich. Weißt du, ich habe mich immer nur zum Spaß mit diesen Dingen beschäftigt. In Museen beispielsweise. Ab und zu habe ich auch mal ein Buch darüber gelesen. Aber das ist zu lange her. Ich kann dir leider nicht helfen.«
    Seine Hand zitterte.
    »Aber du hast es doch übersetzt?«
    Sie deutete auf die engbeschriebenen Zeilen. Selbst in seiner Handschrift schien etwas Böses von ihnen auszugehen.
    »Nun ja, aber sehr lückenhaft. – Seit wann interessierst du dich denn für Schwarze Magie?«
    »Ich will wissen, was in dem Vertrag steht.«
    Sie wollte nach den Papieren greifen, doch der alte Mann war erstaunlich behände und hielt sie außer Annas Reichweite.
    »So, du weißt also, dass es sich um einen Vertrag handelt.«
    »Dashast du doch selbst eben gesagt!«
    »Habe ich nicht.«
    »Seelenzauber und Schwarze Magie sind doch immer irgendwie Verträge, oder?« Sie wusste, dass ihre Erklärung nicht sehr plausibel klang, aber ihr fiel auf die Schnelle nichts Besseres ein.
    »Jetzt sag schon«, insistierte sie.
    »Gut.« Friedrich Sternberg nahm die Brille und setzte sie auf. »Die Fehlerquote wird ziemlich hoch sein. Und wie gesagt, wo Lücken waren, habe ich sie nach meinem Gefühl ersetzt.«
    Er nahm das Papier und begann zu lesen.
    »Ich, der Unterzeichner dieses Kontraktes, verleihe meine Seele an das Element des Feuers. Elysische Freuden und die Erfüllung aller irdischen Wünsche sind mein Lohn. Hundert Jahre währt die Frist. Und läuft sie ab, so gehe ich zurück ins Feuer, das meine Wünsche einst geboren hat. Kein Tag wird mir geschenkt, so wie auch mir die Elemente keinen Tag verschulden werden …«
    Anna wagte kaum zu atmen. Ein dämonischer Vertrag, der mit der Gier der Menschen spielte. Er versprach, was oberflächliche und einfältige Seelen für ihre wahren Sehnsüchte hielten: die Erfüllung aller irdischen Wünsche.
    »Weiter«, flüsterte sie.
    »Die Frist wird nur dann verlängert um nochmals hundert Jahre, wenn der Unterzeichner eine neue Seele an seiner statt dem Feuer schenkt. Diese Seele …«
    Das Blatt glitt aus seinen Händen und fiel zu Boden. Doch statt es aufzuheben, schob Anna es mit dem Fuß so weit wie möglich von ihm weg. Entsetzen packte sie. Sie war in einen Teufelspakt geraten.
    »Steht da irgendwo ein Name?«, fragte sie. Sie wagte nicht, ihrem Vater ins Gesicht zu sehen.
    »Nein. Allerdings ist da eine Lücke. Ich nehme an, irgendwo kann man den Namen einfügen. Wenn man an diesen Quatsch glaubt.«
    Anna spürte, wie sein Blick sie durchbohrte. Ihr Vater wollte herausfinden,inwieweit sie sich auf solche Dinge eingelassen hatte. Vermutlich dachte er jetzt, dass sie schwarze Messen besuchte und mit dem Teufel auf Du und Du war. Er hatte ja keine Ahnung, wie es unter Dämonen zuging. Sehr effizient, arbeitsorientiert und, in den seltenen Momenten von Zweisamkeit, überirdisch sexy.
    »Stand noch was drin? Etwas Wichtiges, meine ich.«
    »Tja. Nur für den, den es etwas angeht. Geht es dich etwas an, Anna?«
    »Nein«, antwortete sie. »Nicht direkt. Ich soll das Original am Montag nach Palermo bringen.«
    »In ein Museum?«
    »Ich glaube nicht.«
    Ihr Vater schwieg. Jetzt musste er auch noch diese Enttäuschung verkraften, dass sein Wohltäter offenbar ein durchgeknallter

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