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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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spürte seinen Griff. Der Zauber begann wieder zu wirken. Alles in ihr sehnte sich danach, dass aus diesem Festhalten eine Umarmung werden würde.
    »Dann hält sich die Freude ja sehr in Grenzen.«
    Und plötzlich, ohne Vorwarnung, küsste er sie. Er nahm sie immer noch nicht in die Arme, sondern hielt sie mit seinen kräftigen Händen fest und ließ ihr keine Möglichkeit, diesen fordernden Kuss auf Distanz zu erwidern.
    Genauso plötzlich, wie sich sein Mund auf ihre Lippen gesenkt hatte, ließ er sie los.
    »Ich will dich nicht. Geh.«
    Ihr Verstand weigerte sich, das aufzunehmen, was ihre Ohren gehört hatten. Er wollte sie wegschicken, nach allem, was sie bereit war zu tun?
    »Aber ich will nicht zurück! Du hast mir doch selbst die Entscheidung überlassen! Und überhaupt – wie siehst du eigentlich aus?«
    Erst jetzt fiel ihr auf, dass er anders gekleidet war als je zuvor. Er trug einen Hut, dazu ein schwarzseidenes Cape, weiße Kniestrümpfe und knielange Hosen.
    »Ist das ein Maskenball da oben auf dem Vulkan?«
    Weller sah an sich herab.
    »Esist das, was man vor dreihundert Jahren getragen hat.«
    »Vor dreihundert Jahren? Als du den Vertrag unterschrieben hast und zu einem Dämon geworden bist? So wie all die anderen, die sich darauf eingelassen haben?« Anna spürte, wie die Wut auf ihn wieder Oberhand gewann. Weller schien das erwartet zu haben. Mit unglaublicher Arroganz ließ er sich in den nächsten Sessel fallen und streckte die Beine aus.
    »Ich hätte mir denken können, dass du früher oder später darauf kommst. Du bist zu klug für oberflächliches Geplänkel. Oder möchtest du, dass ich dir das anbiete, was schon deine Vorgängerinnen um den Verstand gebracht hat?«
    »Und das wäre?«
    »Reichtum.«
    »Der interessiert mich nicht.«
    »Wie wäre es dann mit Macht?«
    »Pfffff.«
    »Ewige Jugend und Schönheit?«
    »Es gibt Wichtigeres.«
    Weller tat so, als ob er intensiv nachdenken würde. »Möchtest du vielleicht unsterblich sein?«
    »Und so ein Kotzbrocken werden wie du? Ein Mann, der mit den Gefühlen anderer spielt, als wären sie ein Federball? Tut mir leid. Und glaub bloß nicht, dass ich den Vertrag unterschreibe.«
    »Das hatte ich erwartet.«
    Mit einer lässigen Handbewegung löste er das Cape und warf es über die Stuhllehne.
    »Meine Güte, ist das unbequem.«
    Er öffnete die oberen Knöpfe seines Hemdes und atmete tief durch.
    »Komm her.«
    »Nein! Fass mich nicht an!«
    Sie sah sich um. Hinter ihr war nur noch das Schlafzimmer. Nicht gerade der Ort, der einen vor Carl Weller schützen würde.
    »Wir müssen los. Ich bringe dich zum Hafen. Du kannst die Fähre nach Neapel nehmen.«
    »Undder Vertrag?«
    »Das erledige ich.«
    Wieder fiel Anna auf, wie müde er aussah. Sie wäre am liebsten auf ihn zugeeilt, doch sie fürchtete sich auch ein wenig vor dem anderen Weller. Er war ein Dämon, dem sie viel zu nahe gekommen war. Sie wollte, dass er sie brauchte, und sie war wütend, dass er ihr Angebot so schroff abgelehnt hatte. Doch wie er dasaß, war er der Mann, den sie liebte. Ihr Herz zog sich so sehr zusammen, dass es schmerzte.
    »Das heißt, ich bin frei?«, fragte sie leise.
    »Das warst du immer, Anna. Du kannst gehen, wohin du willst.«
    »Und du, Weller, wohin gehst du?«
    Er sah sie an. In seinen Augen schimmerte wieder die grüne Glut. Ohne dass sie es wollte, trat sie näher. Fast schien es, als ob die Müdigkeit ihn unfähig machte, auch nur den Arm zu heben. Anna ging in die Knie und hockte sich vor ihn auf den Boden.
    »Wohin gehst du?«
    »Dorthin, wo ich hergekommen bin.«
    Er sah sie immer noch an. Ihre Haut brannte, so intensiv spürte sie, wie er sie anblickte. Sie hob die Hand und berührte ihn. Er schien zu glühen.
    »Dort, wo all der Sand ist?«
    »Ja. Und die Glut. Und das, was nach der Glut kommt.«
    »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte er. »Der Tod. Vermutlich.«
    Anna beugte sich vor und berührte seine Wange mit ihren Lippen. Es war, als hätte sie die Flamme einer Kerze geküsst. Sie fuhr zurück.
    »Hast du dich verbrannt?«
    »Ein bisschen.«
    Noch immer war sie ihm so nah, dass sie die Wärme, die er ausstrahlte, spürte, heiß wie aus einem Backofen. Aber nichts an ihm sah ungewöhnlich aus. Keine gerötete Haut, kein Schweiß.
    DieHitze schien aus ihm hervorzubrechen wie aus einer dunklen Sonne.
    »Was ist los? Willst du mir nicht endlich sagen, was das alles zu bedeuten hat?«
    »Ich liebe dich.« Eine tiefe Traurigkeit

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