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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Kontakt aufzunehmen. Er wusste nicht, ob der Sheik bereits abtrünnig geworden war und wie viele seiner Vasallen sie bereits auf ihre Seite gezogen hatte. Er hatte Sandrine gewähren lassen, weil er mit seinen Kräften haushalten musste. Doch mit Anna hatte sich alles geändert.
    Er verzichtete darauf, die Überwachungskameras an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen auf ihre Silhouette einzunorden. Er wusste, dass sie den Auftrag dieses Mal nicht vermasseln würde. Er stellte sich vor, wie sie aufrecht und beflissen, den Aktenkoffer fest an sich gepresst, das Flugzeug besteigen und den Koffer nicht mehr aus den Händen geben würde, bis sie seine Kontaktperson getroffen hatte. Sie würde ihm beweisen wollen, dass sie die Richtige für den Job war.
    Kleine Anna.
    Wieder setzte das Pochen ein. Durch seine Blutbahnen wälzte sich ein unheimliches Rauschen. Er spürte, wie seine Kehle eng wurde und ihm das Atmen immer schwerer fiel. Es waren wohl die ersten Anzeichen, dass seine Tage gezählt waren.
    In wenigen Wochen lief sein Vertrag aus. Bis gestern war er gewillt gewesen, ihn zu erfüllen. Er hatte ihn drei Mal verlängert. Er hatte alles erreicht, was ein Mensch erreichen konnte. Die Frauen lagen ihm zu Füßen. Die Geschäfte liefen perfekt. Sein Imperium führte er straff und autoritär, die Hierarchie vom Herrscher bis zum Diener hatte er unverrückbar zementiert. Es war so langweilig geworden. Sogar Sandrines ständige Zickereien hingen ihm zum Halse heraus. Sollte sie doch Europa und Asien übernehmen. Ihm war es egal. Er war durch mit diesem Irrsinn, denn er hatte alles gesehen, alles gekostet, alles gehabt und den Becher bis zur Neige geleert.
    Ein neuer Vertrag – eine neue Seele, so lautete die Abmachung. Noch einmal hatte er sich nicht auf die mühselige Suche begeben wollen.Doch dann war Anna aufgetaucht. Sie war es, die ihn verführt hatte mit ihrer Hingabe und einer inneren Kraft, von der sie selbst noch nichts wusste. Sie hatte in ihm eine schon lange totgeglaubte Regung wieder zum Leben erweckt: den Willen zum Kampf. Er wollte die Herausforderung. Anna war wie geschaffen zur Amazone. Und sie hatte ihn gefunden, nicht umgekehrt. Mit ihr konnte das Unmögliche wahr werden, die Erfüllung des uralten Traumes, den jeder Dämon in seinem Herzen trug: das dreizehnte Sternbild.
    Du bist auserwählt, kleine Anna.
    Sie besaß Mut und Leidenschaft. Sie würde ihn lieben, gerade weil er es ihr verboten hatte. Sie würde für diese Liebe alles tun. Für ihn in die Finsternis gehen und einen Kampf beginnen, der in die Annalen der Geschlechter eingehen würde. Sie würde seinen Ruhm in den Elementen für alle Zeiten zementieren. Sie würde ihn zu einem neuen Sternbild machen. Und er konnte sich bequem zurücklehnen und dabei zusehen.
    Sie war genau die Richtige. Und das bisschen Herzklopfen würde ihn nicht umbringen …

12 .
    A nna kam am späten Nachmittag am Flughafen Zürich an und wurde hinter der Absperrung bereits erwartet. Ein Taxifahrer stand dort, in der Hand ein großes Schild mit ihrem Namen. Erleichtert ging sie auf ihn zu.
    »Herzlich willkommen in der Schweiz, Madame Sternberg.«
    »Danke.«
    Den kurzen Flug über hatte sie sich den Kopf zerbrochen, wie sie sich ohne weitere Anweisungen verhalten sollte. Jetzt fiel ihr ein Stein vom Herzen. Sie wurde erwartet, und der Taxifahrer wusste offenbar auch, wo.
    Sein sicherlich nett gemeintes Anliegen, ihr den Koffer abzunehmen, wies sie freundlich ab. Noch einmal wollte sie keines von Wellers Dokumenten aus der Hand geben. Sie nahm auf dem Rücksitz Platz, der Fahrer setzte sich ans Steuer.
    »Darf ich fragen, wohin Sie mich bringen?«
    » Mais oui, Madame. Ins Hotel Baur au Lac.«
    Wunderbar. Man hatte also ein Zimmer für sie reserviert. Hoffentlich nichts Teures. Sie wusste nicht, inwieweit sie gleich an ihrem ersten Arbeitstag ihr Spesenkonto beanspruchen durfte. Ihre Kreditkarte funktionierte zwar wieder – sie hatte sie gleich im Duty-free-Shop ausprobiert und sich mit dem Allernötigsten eingedeckt –, aber wie hoch das Limit war, das ihr zur Verfügung stand, wusste sie nicht.
    Inder Schweiz war es bedeutend kühler. Die Bäume leuchteten in flammenden Herbstfarben. Die Landschaft war flach und unspektakulär, hübsche Häuser wechselten mit modernen Industriebauten, wie sie überall auf der Welt in der Nähe von Flughäfen entstanden. Nach kurzer Zeit allerdings verließ der Fahrer die Autobahn. Zu ihrer Rechten entdeckte Anna einen großen

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