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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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fand einen Schlüssel an einem gewaltigen Messinganhänger und reichte ihn über den Tresen. Er wog schwer in Annas Hand, aber als sich ihre Finger um ihn schlossen, fühlte sie sich sofort sicherer.
    »Es dauert allerdings ein paar Minuten, bis wir es für Sie hergerichtet haben. Wenn Sie so lange an der Bar oder in der Lobby Platz nehmen möchten?«
    Anna nickte, nahm ihren Koffer und schlenderte auf eine kleine Sitzgruppe neben dem Fenster zu. Die Polster waren mit einem mattglänzenden Seidenstoff bespannt. Der warme Rotton korrespondierte genau mit dem weichen Teppich, der der großen Halle eine elegante Behaglichkeit verlieh. Eine junge Frau in schwarzem Kostüm näherte sich und fragte sie nach ihren Wünschen. Anna warf einen Blick in die Getränkekarte undbeschloss, für eine Tasse Kaffee denselben Betrag zu opfern, für den sie sich im Supermarkt vier Pfund kaufen könnte.
    Du bist jetzt Geschäftsfrau der A-Klasse, beruhigte sie sich. Dann kannst du wenigstens ab und zu in anderen Dimensionen denken.
    Im Handumdrehen stand eine kleine Silberkanne vor ihr, zu Milch und Zucker brachte die junge Frau noch eine Etagere mit Gebäck. Das versöhnte Anna wenigstens etwas mit dem Preis. Sie knabberte an einem Keks, lehnte sich in die Polster zurück und beobachtete das sehr dezente Treiben um sie herum.
    Ein japanisches Paar trat aus dem Aufzug, der livrierte Page folgte mit sage und schreibe acht Koffern. Zwei Touristen verirrten sich in die heilige Halle. Ehrfürchtig blieben sie stehen und bestaunten die Pracht. Fast glaubte Anna, einen Hauch von Neid zu spüren, als die Frau sie in ihrem Sessel sitzen sah.
    Ein Mann durchquerte die Halle. Ohne sich um den Portier zu kümmern, schlüpfte er durch die offenen Türen des Aufzugs. Er war elegant gekleidet, durchtrainiert und gutaussehend, ganz der Typ erfolgreicher Geschäftsmann. Unwillkürlich verglich Anna ihn mit Weller. Sofort kam ihr der Mann farblos und nichtssagend vor. Seufzend biss sie in den nächsten Keks. Wenn das nicht aufhörte, war der Rest der männlichen Menschheit unwiederbringlich für sie verloren. Niemand konnte jemals einem Weller das Wasser reichen.
    Du darfst mich nicht lieben.
    Vollidiot. Seit wann ließ sie sich vorschreiben, wen sie zu lieben hatte und wen nicht? Und wie kam Weller auf die absurde Idee, dass auch nur irgendetwas an ihm liebenswert wäre?
    Der altmodische Messinganzeiger über dem Aufzug stoppte im zweiten Stock. Die junge Dame kam auf sie zu.
    »Madame, Ihr Zimmer ist fertig.«
    Der Page begleitete sie nach draußen. Der Weg führte über die Terrasse hin zu einem hübschen Pavillon am Ufer des Sees. Er öffnete die Tür mit einem zweiten Schlüssel und ließ Anna eintreten. Der Raum war klein und gemütlich, dabei genauso kost barausgestattet wie das Hotel. Echte Seidentapeten glänzten im Licht der Wandlampen. Über dem Bett war ein üppiger Vorhang drapiert, derselbe Stoff wiederholte sich in den Vorhängen und dem Bettüberwurf. Sie gab dem Pagen ebenfalls einen Fünf-Euro-Schein, für den sich der Angestellte geradezu überschwänglich bedankte. Dann ließ er sie allein.
    Anna trat zur Tür und steckte den Schlüssel von innen ins Schloss. Gerade als sie sie zuziehen wollte, bemerkte sie eine Bewegung auf einem der zierlichen Turmbalkone gegenüber. Der Mann aus dem Aufzug trat an die Brüstung. Hastig beugte er sich vor und suchte den Park ab. Als sein Blick über den Pavillon glitt, schloss Anna schnell die Tür.
    Turmzimmer mit Seeblick im zweiten Stock. Es gab nur ein einziges Zimmer, auf das diese Beschreibung zutraf. Und in das hätte Anna um ein Haar eingecheckt. Sie ging zum Fenster und schob vorsichtig die Gardine zur Seite. Er suchte sie.
    Anna nahm den Koffer vom Bett, verließ den Pavillon und schloss die Tür sorgfältig ab. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Unbekannte sie finden würde. Er hatte sich weder beim Portier angemeldet, noch hatte er versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Das gefiel ihr gar nicht. In schnellen Schritten lief sie über den Parkweg hinauf zur Seeterrasse. Sie begegnete nur einem Gärtner, der keine Notiz von ihr nahm.
    Am Bootssteg lagen einige teuer aussehende Jachten. Weiter oberhalb am Ufer entdeckte sie einen Fähranleger. Er war von allen Seiten einsehbar, deshalb entschied sie sich, über das Restaurant ins Hotel zurückzukehren. Der große Raum war leer, hinter einer Doppeltür hörte sie Besteckklirren und Gespräche zwischen Angestellten. Sie folgte einem

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