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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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Art von Neutralität.
    »Dann darf ich Sie gleich zu Professor Summers führen. Möchten Sie etwas trinken? Einen Tee vielleicht?«
    »Tee wäre gut, danke.«
    Die Schwester lächelte, als hätte Weller ihr einen ganz persönlichen Wunsch erfüllt. Sie eilte voraus und führte ihn zu einer Tür links neben dem Kamin an der Stirnseite der Halle. Nachdem sie geklopft hatte, ließ sie Weller eintreten, folgte ihm aber nicht.
    Der Raum war so groß wie die gesamte Breitseite des Hauses und hätte jeder Universitätsklinik zur Ehre gereicht. Zwei komplett eingerichtete, mit Überwachungsmonitoren und Lampen ausgestattete OP-Tische dominierten die linke Hälfte. Rechter Hand befanden sich CT, EKG, Ultraschall und jede Menge weiterer hochwertiger Gerätetechnik. Eine Glasscheibe trennte das Labor von der Diagnostik. Ganz hinten, vor eine Leuchtwand mit angepinnten Röntgenaufnahmen, stand ein mittelgroßer Mann in weißem Kittel und betrachtete das Röntgenbild einer Wirbelsäule.
    »Weller!«Der Mann drehte sich noch nicht einmal um. »Schau dir das an! So etwas sieht man nicht alle Tage!«
    Er deutete auf das Röntgenbild. Weller trat näher.
    »Hier. Die Schulterblätter. Fällt dir nichts auf?«
    »Du bist der Arzt.«
    Weller wollte den Termin so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er kannte Summers. Ließ man sich erst einmal auf eine wissenschaftliche Diskussion mit ihm ein, wurden zehn Minuten schnell zu zwei Stunden.
    »Flügel.«
    Summers drehte sich um und strahlte Weller an. Er hatte ein rundes Gesicht voller Sommersprossen, dazu auch noch rötliche Haare, die sich bereits lichteten. Seine helle Haut und die grünen Augen verrieten die irische Abstammung.
    »Flügel?«
    »Jawohl.« Summers drehte sich noch einmal zu dem Röntgenbild um und nahm es ab. »Zumindest die Reste davon. Subkutan. Ich habe davon gehört, aber noch nie Derartiges in meiner Praxis gehabt. Setz dich.«
    Er zog mit der freien Hand einen Drehsessel heran und bot Weller an, darauf Platz zu nehmen. Dann verstaute er die Aufnahme in einem gewaltigen Schubladenschrank.
    »Wie geht es dir? Sind schon wieder zwanzig Jahre um? Tammy hat mir doch irgendwo …«
    Er tastete nach seiner Brille, die an einer dünnen Kette vor seiner Brust taumelte. Er setzte sie auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
    »Da.«
    Auf einem Seziertisch neben dem Eingang zum Labor lag die Akte. Weller erkannte sie, weil in großen, altmodischen Lettern sein Name darauf stand. Summers holte sie sich und nahm auf dem Rückweg gleich einen zweiten Drehsessel mit, um direkt vor seinem Patienten darauf Platz zu nehmen. Doch er öffnete sie nicht. Er nahm lediglich die Brille ab und sah Weller intensiv in die Augen.
    »Baldist es so weit. Wirst du kämpfen?«
    »Das habe ich vor.«
    Summers nickte. »Dann wird das ein etwas längerer Check. Hast du in letzter Zeit Beschwerden, die über die normale Ermüdung hinausgehen?«
    Ewiges Leben bedeutete nicht zwangsläufig ewige Gesundheit. Wie jedes Material war auch der menschliche Körper nur für eine gewisse Anzahl von Jahren gedacht. Um ihn jung und geschmeidig zu erhalten, musste er von Zeit zu Zeit überholt werden. Blutwäschen, Ultraschall, Hormongaben, die Wartung von Organen und Arterien in ganz bestimmten Intervallen gehörten einfach dazu, wenn man ewig leben und nicht ewig siechen wollte. Wurden diese Inspektionen ähnlich sorgfältig wie bei einer Maschine ausgeführt, hatte man normalerweise nicht die geringsten Beschwerden.
    »Ich spüre das Wetter.«
    Summers lächelte. »Das spüren wir alle. Dieser englische Herbst geht ganz schön auf die Knochen. Ist das alles?«
    Unwillkürlich zuckte Wellers Hand zu seiner Brust.
    »Ich habe Schmerzen. Hier.«
    Summers Heiterkeit verschwand und machte einer erhöhten Wachsamkeit Platz.
    »Im Brustraum?«
    Weller nickte. Der Arzt warf einen kurzen Blick in die Unterlagen und stand wieder auf.
    »Dann machen wir sofort ein EKG. Ich würde dich darüber hinaus gerne einer Psychostimulation unterziehen. Eine reine Formsache und nur für die Unterlagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach bist du kerngesund.«
    Summers trat an einen Apparat, der aussah wie ein futuristischer Sessel.
    »Setz dich hier hinein. Es tut nicht weh und dauert nur ein paar Sekunden. Ich will nur jede Möglichkeit ausschließen, dass etwas mit deinem Herzen nicht in Ordnung sein könnte.«
    Weller stand auf. »Mit meinem Herzen?«
    »ReineRoutine. Herzprobleme kommen bei uns genauso oft vor wie

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