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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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er die Ampulle knackte und die Spritze aufzog, redete er unbeirrt weiter.
    »Jeder Dämon war einmal ein Mensch. Gierig und charakterschwach. Und am schlimmsten sind die Imperatoren. Sie wollen Geld und Macht und bedingungslose Hingabe, und alles sofort und im Übermaß. Dafür haben sie ihre Seele den dunklen Mächten geopfert. Aber wir alle müssen eines Tages bezahlen.«
    Summers klopfte sachte gegen die Glaswand der Spritze, um die Luft nach oben steigen zu lassen. Dann drückte er gegen den Kolben. Eine glasklare Flüssigkeit stieg aus der Nadel.
    »Mit der ewigen Verdammnis.«
    Er legte die Spritze in eine kleine Schale. Dann griff er nach einem Gummiband und bedeutete Weller, dass er den linken Arm freimachen sollte.
    »Erst werden wir Ghul. Wir müssen uns einen Herrn suchen und über Jahrzehnte hinweg unsere Loyalität beweisen. Manche entscheiden sich, in einem dienenden Beruf zu arbeiten so wie ich. Man kann zum máster aufsteigen, und damit ist der Weg beendet. Die anderen aber werden irgendwann Baron, dann Prinz, dann Fürst, und schließlich Imperator. Das ist die normale Karriere eines Sterblichen auf dem Weg zu den Sternen. Du hast sie mit deinem Opfer um einiges abgekürzt. Und noch etwas unterscheidet dich von den anderen.«
    »Was?«
    »Du hast keine Angst.«
    »Natürlich nicht.« Wellers krempelte den Ärmel hoch. »Ich weiß, was mich eines Tages erwartet. Es gibt keine Möglichkeit, von dem Vertrag zurückzutreten.«
    Der Arzt hatte sich kurz abgewandt. So entging Weller, dass Summers zu einem Widerspruch ansetzte. Doch er überlegte es sichanders und schwieg. Er griff zu einem Gummiband, zurrte es um Wellers Arm und zog es fest. Dann klopfte er sacht auf Wellers Armbeuge, nahm er die Spritze und setzte sie an.
    »Und ich bin zu allem bereit«, sagte Weller leise.
    »Zu wirklich allem?«
    Summers stach durch die Haut in Wellers Vene.
    »Sie wird für dich sterben. Wirst du das ertragen?«

13 .
    D er »Goldene Drache« konnte nicht verbergen, dass er sich ein traditionelles Schweizer Gasthaus als Residenz ausgesucht hatte. Die Wandmalerei unter dem Giebel stellte eine ländliche Szene dar, und vor den Fenstern blühten üppige Geranien. Schwarze Fachwerkbalken stützten das weißgekalkte Mauerwerk. Der einzige Hinweis, dass es sich um ein chinesisches Restaurant handelte, war ein roter Seidenballon, der unter dem messingverzierten Namensschild baumelte. Als Anna die Tür öffnete und in den kleinen Windfang trat, ertönte ein melodischer Gong. Sie sah ein letztes Mal auf ihre Armbanduhr. Drei Minuten vor sieben. Pünktlicher konnte man gar nicht sein.
    Sie wandte sich nach links. Auf der schweren Holztür war in der Art von Bauernmalerei der kunstvoll verzierte Schriftzug »Gaststube« angebracht. Gerade als sie sie öffnen wollte, wurde sie von innen aufgezogen. Eine zarte junge Frau, gekleidet in ein traditionelles chinesisches Seidenkleid in Orange, hielt sie ihr auf und trat einen Schritt zur Seite.
    »Willkommen im Goldenen Drachen. Mein Name ist May Ling.«
    Anna trat ein, zog aber die ausgestreckte Hand schnell zurück. Die Frau hatte ihre Handflächen zusammengelegt und verbeugte sich. Auch Anna neigte den Kopf, dann sah sie sich in der dunklen Stube um.
    DieLampions über den Tischen passten nicht zu den schweren Eichenmöbeln. Ein gewaltiges Aquarium in der Mitte des Raumes nahm so viel Platz ein, dass Anna sich wunderte, wie die Kellner sich in dieser Enge wohl zu den Gästen durcharbeiteten.
    »Hier entlang bitte, Frau Sternberg. Darf ich Ihnen das abnehmen?«
    Anna reichte ihr die leichte Strickjacke, die sie über den Arm gelegt hatte. Das zarte Persönchen schlängelte sich an ihr vorbei und führte sie zu einer Schwingtür. Dahinter verbarg sich ein großer Raum, der von den früheren Besitzern wohl für Festlichkeiten abgetrennt worden war. Um eine lange Tafel stand ein gutes Dutzend Stühle, doch keiner der Anwesenden hatte darauf Platz genommen. Keiner, bis auf den, der am Ende der Tafel saß und die Eintretenden mit steinerner Miene musterte.
    Der Mandarin hatte wohl alle seine Angestellten und Familienmitglieder zusammengetrommelt. Acht Personen standen aufgereiht wie die Zinnsoldaten an der Wand. Es waren alles junge Männer zwischen zwanzig und dreißig. Annas Empfangsdame schien die einzige Frau in diesem Haus zu sein. Sie verbeugte sich tief und zog sich zurück. Anna blieb am anderen Ende des Tisches stehen und wartete ab, was der Mandarin zu sagen hatte.
    Er musste

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