Daemonenherz
Verunsicherungen nach außen zu tragen mochte ich überhaupt nicht. Mein Innenleben ging niemand was an.
Erst wenige Tage war es her, das er in mein Leben getreten war und schon stellte er es komplett auf den Kopf. Das war nicht gut. Das war nicht normal.
Er lächelte sein wissendes Lächeln und strich mir über das Gesicht. Ich reagierte nicht darauf.
Für einige Millisekunden veränderte sich etwas. Die Luft schien still zu stehen und in diesem Augenblick wusste ich, was er als nächstes tun würde. Mein Herzschlag setzte aus, als er mit seiner Hand in meinen Nacken griff und mich zu sich zog.
Seine Lippen berührten die Meinen und ein Schauer jagte durch meinen Körper. Er drückte mich sanft an die Wand und seine eine Hand ruhte noch immer an meiner Wange.
Die ganze Anspannung in meinem Körper verflüchtigte sich innerhalb weniger Sekunden. Ich erwiderte den Kuss zaghaft.
Als er zurück wich, wusste ich nicht, wie lange wir wirklich auf meinem fusseligen Teppich gesessen waren. Er lächelte. Nicht sein gewöhnliches, freundliches Lächeln. Es war mehr ein Strahlen, getarnt als Lächeln. Ich hätte weinen können. Schon wieder. Weinen schien meine einzige emotionale Regung zu sein. Egal wann.
In meinem Hinterkopf dröhnte die warnende Stimme, die mich an mein Versprechen erinnerte, mich nicht mehr auf potenziell gefährliche Typen einzulassen. Aber da war jetzt eine andere Stimme. Eine, die gerade eben in Jubelschreie ausgebrochen war. Ich lächelte matt.
«Komm», sagte er, stand auf und streckte mir die Hand entgegen.
Ich ließ mir diesen Moment auf der Zunge zergehen, lächelte und ergriff sie.
Während wir die Treppe hinauf stolperten, ließ er mich kaum los.
Er war ein Dämon und das ließ er mich spüren. Seine Lippen brannten wie Feuer auf meinen. Das Gefühl, in seinem Armen zu liegen, war unbeschreiblich. Keiner meiner Ex-Freunde konnte da mithalten. Ich war mir sicher. Absolut sicher. Raciel war es. Raciel war derjenige, auf den ich gewartet hatte.
«Warte», hauchte ich.
Grinsend musterte ich ihn, als mir etwas klar wurde.
Raciel schlief nicht in meinem Zimmer, in meinem Bett, weil er mich beschützen wollte. Mein Haus war Sperrgebiet und ich bedurfte keines Schutzes in meinen eigenen vier Wänden.
Mein Atem stockte. Eine Woge des Glücks überkam mich.
«Vergiss es», keuchte ich und schlang meine Arme um seinen Hals.
Er merkte, dass sich meine Zweifel in Luft auflösten. Die warnende Stimme in meinem Kopf verstummte.
Seine Hand glitt unter mein Shirt. Sie war heiß und jeder Zentimeter meiner Haut glühte. Ich krallte mich an seinen Schultern fest und schmiegte mich enger an ihn.
Mein Herzschlag setzte aus. Mein Atem stockte.
Wir schafften es nicht mehr bis ins Schlafzimmer. Mit einer Bewegung, die klar machte, dass ich ab jetzt nicht mehr viel zu melden hatte, zog er mich auf den Teppichboden. Er drückte mich mit seinem Gewicht nach unten und meinen Kopf in den Nacken. Ich erwiderte seinen Kuss und meine Hände glitten über seine makellose Haut. Ich fühlte mich wie im Himmel (obwohl Gabriel mir hier wohl vehement widersprochen hätte), grinste in mich hinein, während ich ihm das Shirt über den Kopf zog. Er lächelte.
Bei Gott, schoss es mir bei dem Anblick durch den Kopf. Dass ich überhaupt noch klar denken konnte, grenzte an ein Wunder. Ich schloss die Augen. Er küsste mich, ließ er von meinen Lippen ab und fuhr meinen Hals entlang, während er mir die Bluse aufknöpfte.
Ich war nervös. Zitterte vor Anspannung. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so etwas empfunden zu haben. Energisch schlang ich die Arme um ihn. Spürte seine Hitze, seinen Körper, der auf meinem lag und seinen Atem in meinem Nacken. Kaum hatte er die Bluse auf, zog er mich hoch, riss sie von meinem Körper und küsste mich stürmisch.
Ich wollte ihn. Mehr als alles andere. Und während ich seinen Namen immer wieder keuchte, vergaß ich für einige Augenblicke alles, was ich über den Himmel und die Hölle wusste.
Ich nahm mir den nächsten Tag frei. Den darauf folgenden ebenfalls. Schlussendlich meldete ich mich für den ganzen Rest der Woche krank. Was schuldete ich dieser Firma? Nichts. Aber ich schuldete mir selbst etwas Leben. Leben, das mir Raciel einhauchte.
Wir verließen das Bett nur zu Notfällen. Nahrungsbeschaffung hauptsächlich. Zweimal hatte sich Raciel für eine Viertelstunde verabschiedet, um nach seinen Pflänzchen zu sehen. Die Dinger gediehen prächtig! Er kümmerte
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