Daemonenherz
sich auch hingebungsvoll darum. Den Bonsai hatte er sogar einmal abgestaubt… Leider machte er das beim Rest meiner Wohnung nicht und unser Geschirr stapelte sich mittlerweile bedrohlich hoch in der Küche. Wir lagerten neueres Geschirr deshalb vorsichtshalber ins Schlafzimmer um. Ich würde nicht darum herum kommen, bald abzuwaschen. Langsam ging uns das saubere Geschirr aus, stellte ich bei einem Blick von den weichen Kissen des Bettes aus fest.
Er kuschelte sich neben mich, als er von seiner Pflanzen-Tour zurückkehrte.
«Wie geht das weiter?» fragte ich. «Was machen wir? Du kannst doch nicht ewig hier im Haus bleiben.»
«Ich muss nicht im Haus bleiben. Es ist nur sicherer hier», säuselte er und seine Hände wanderten demonstrativ an unsittliche Stellen an meinem Körper.
«Lass das», lachte ich. «Ich mein das ernst. Kann ich nichts tun? Mit ihnen reden?»
Er lachte und zog mich näher. «Du willst mit
ihnen
reden? Mit ihm? Was willst du denn sagen? Sorry Lucifel, aber ich finde das nicht nett, lasst ihn doch bitte in Ruhe! Und er antwortet locker hm, ja, du hast recht. Ist ein netter Junge. Genießt euer Leben.»
Ich stieß ihm den Ellenbogen in den Magen. «Halt die Klappe. Ich will ja nur helfen.»
«Ich weiß», antwortete er. «Aber ich weiß noch nicht, was wir tun sollen. Vermutlich werde ich mich irgendwann stellen müssen. Oder sie finden mich. Das bringt dich nur unnötig in Gefahr.»
«Das macht mir nichts aus. Ich will, dass es dir gut geht», motzte ich.
Er strich mir durch die Haare. «Du bist süß. Hör auf, dir so viele Sorgen zu machen.»
Ich nickte nachdenklich. Der Gedanke, ihn zu verlieren schmerzte bereits mehr als es gut für mich war. Ich schmiegte mich in seine Arme. Was wenn es schief ging? Wie all die anderen Male? Was, wenn sich etwas änderte? Himmel und Hölle waren gegen uns.
Ich drohte, in einem Strudel aus düsteren Gedanken zu versinken. Raciel registrierte das. Er kannte ein verflucht gutes Mittel, mich meine Sorgen vergessen zu lassen.
P.U.R.G.E
Von meinem Wochenendeinkauf kehrte ich schwer beladen zurück. Der Inhalt meiner Einkaufstaschen fiel weniger luxuriös aus, als es Raciel lieb war. Er rümpfte die Nase beim Anblick der günstigeren Ware und schlurfte enttäuscht zurück ins Wohnzimmer.
«Nein, hilf mir bloß nicht», maulte ich und räumte die Lebensmittel in die Küche.
«Wir können nicht die ganze Zeit hier herum sitzen», beschloss Raciel, als wir uns wieder auf das Sofa fläzten.
Ich musterte ihn skeptisch.
Er
saß herum. Seite einem Monat. Ich arbeitete.
Er zog mich in seine Arme und küsste mich grinsend. «Heute Abend gehen wir aus.»
«Wohin?»
«Das ist eine Überraschung.»
«Du solltest nicht raus», murmelte ich.
«Sagte dir doch es ist riskant, aber nicht unmöglich.»
Murrend lehnte ich zurück und fixierte den Fernseher. Ich mochte keine Überraschungen. Schon gar keine von einem Dämon. Den ganzen Tag lang nagte die Neugier an mir und ich rätselte hin und her, wo er mich hin bringen würde.
Als es soweit war und wir vor einer riesigen, ausgedienten Lagerhalle am anderen Ende der Stadt standen, machte ich mir ernsthaft Sorgen.
Die Nacht war hereingebrochen und dicke Wolken hingen tief über den verfallenen Blocks der Umgebung. Die einzige Laterne auf dem Platz vor der Lagerhalle flackerte und summte.
Verschiedenste Gestalten traten aus dem Tor der Halle. Einige in breiten Hosen und Glitzermütze, andere in dunklen Kleidern mit Nietenhalsbändern und Stahlkappenstiefeln. Ein bunter Mix aus allen möglichen Formen und Farben schien sich hier zu tummeln. Sie alle musterten mich mit einem argwöhnischen Blick.
«Komm», trällerte Raciel und zog mich am Handgelenk durch die riesige Schiebetür.
Die Halle war leer. Eine wackelige Stahltreppe am anderen Ende führte hinunter. Von dort ertönte ein wummernder Bass, der durch Mark und Bein ging.
Über der Treppe hing ein Schild auf der in Neonröhren
P.U.R.G.E
stand.
«Das ist ein Club?» fragte ich und runzelte die Stirn.
«Ja.»
Ich wägte ernsthaft ab, ob ich mit der Antwort auf meine nächste Frage klarkommen konnte. «Ein Dämonen-Club?»
Raciel nickte. «Ja. Aber nur für jene wie mich. Er ist geheim. Ein Ort für die Verbannten.»
«Ihr seid in Schwierigkeiten, wenn eine Partei den findet», murmelte ich. «Gut, danke, dass du ihn mir gezeigt hast. Gehen wir?»
Ich drehte mich auf dem Absatz und wollte zurück zur U-Bahn-Station in der Nähe (Nebenbei die
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