Daemonenherz
herum und knallte mich gegen die Korridorwand.
«Rede endlich», fauchte Raciel und starrte mich wütend an. «Wieso hast du nicht geantwortet!»
Geschockt von seiner heftigen Reaktion rang ich nach Atem. Erst dachte ich, er würde mir eine rein hauen.
Tat er aber nicht.
Er starrte mich bloß hasserfüllt an. Jetzt erschien mir die frische Luft draußen verlockender. Hatte etwas mit der Tatsache zu tun, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns grüner war.
Ich versuchte, nicht an die Kälte in meinem Körper zu denken. Seinem Blick auszuweichen. Dieses Gefühl war wirklich die Hölle. Als könne er mir direkt in die Seele blicken und sie von innen heraus verbrennen.
Panik kroch in mir hoch. Pure Angst. Übelkeit. Das Bedürfnis zu schreien und zu Weinen. Verzweiflung und Furcht wechselten im Sekundentakt. Ich beschloss in diesem Moment, seine Dämonenkräfte zu hassen.
Sie waren brutal!
«Ich hatte viel zu tun», presste ich hervor.
Sprechen fiel mir schwer. Mich zu bewegen ebenfalls. Mein Körper schien taub und die Stelle an den Oberarmen, an denen er mich mit aller Kraft festhielt, pochte.
«Bitte», keuchte ich.
Mir wurde schwindelig. Wenn er sich nicht bald beruhigte, würde ich vermutlich zusammenklappen. Ohnmächtig werden in seinen Armen.
Verlockend irgendwie…
Ich versuchte mich zu beherrschen.
«Nichts bitte!» fauchte er zurück. «Ich hab mir Sorgen gemacht!»
Ich schrie auf und Tränen liefen über mein Gesicht. Es waren Schmerzen, die ich nicht beschreiben konnte. Die ich noch nie erlebt hatte. Eine Kälte und zugleich eine Hitze, die sich durch meine Haut brannte. Mein Brustkorb zog sich vor Angst zusammen. Es wurde zu viel. Mehr dämonische Kräfte, als ich ertragen konnte. Benommen sackte ich zusammen.
«Irial!» Seine Stimme klang panisch. «Irial?»
Verlockend, irgendwie…
Ich wachte auf und saß an der Wand auf dem staubigen Teppich.
«Ich müsste mal wieder Staub saugen», flüsterte ich, als ich die Fussel darauf in Nahaufnahme sah.
«Irial?» wiederholte Raciel und kniete neben mir. «Alles in Ordnung?»
Ich blickte etwas belämmert zu ihm hoch und nickte.
«Ja, alles super», flüsterte ich säuerlich.
Abrupt stand er auf, verschwand in der Küche und kehrte mit einem Glas Wasser zurück.
«Hier», flüsterte er und hielt es mir vor die Nase.
Ich trank und merkte erst jetzt, wie durstig ich war. Mein Herz klopfte bis in die Kehle.
Müde lehnte ich mich zurück. Er setzte sich vor mich hin und sah mich an. In seinem Blick lag etwas Trauriges, was mir wiederum sofort ein schlechtes Gewissen bescherte.
«Sieh mich nicht so an», nuschelte ich und musterte den Fussel-Teppich.
«Wie soll ich dich denn ansehen?»
«Tut mir leid, dass ich nicht geantwortet habe. Ich war wütend.»
«Ich weiß, dass du wütend warst. Aber ich weiß nicht warum.»
«Du weißt warum», motzte ich.
Ich wusste, ich hörte mich total kindisch an. Ich schmollte. Wollte, dass er von selbst darauf kam. Er sah mich nur verwirrt an.
«Ich hab mich für dich so aufgemotzt», nuschelte ich mehr zum Teppich als zu ihm.
Ich konnte die Reaktion in seinem Gesicht nicht sehen. Er schwieg eine ganze Weile. Dann begann er zu lachen. Er kriegte sich kaum noch ein und als ich den Kopf hob, lag er zur Hälfte abgestützt auf dem Teppich und hielt sich den Bauch.
«Hör auf zu lachen!» schimpfte ich wütend.
Ich war verletzt. Ich spürte wieder Tränen in mir aufsteigen und ich rieb sie mir rasch aus den Augenwinkeln. Ich musste echt aufhören, ständig zu heulen.
Er japste nach Luft und sah mich an. Lächelte und kam näher.
«Lass das mit dem Schminken», grinste er und legte seine Hand an meine Wange. «Lass es einfach.»
Er lachte wieder.
«Du brauchst das doch nicht», setzte er nach.
«Das sagst du», fauchte ich laut. «Du siehst ja auch aus wie ein Gott!»
Er zog eine Augenbraue hoch. «Ich bitte dich, nimm dieses furchtbare Wort nicht in meiner Gegenwart in den Mund», tadelte er grinsend. «Ach komm schon. Ich bin ein Dämon. Soll ich mich in ein schleimiges, sabberndes, gruseliges Ding verwandeln, damit du zufrieden bist?»
Ich starrte ihn einige Sekunden an. «Kannst du das denn?»
«Nein zum Teufel! Ich seh so aus!» Er schien genervt. «Nein, jetzt im ernst. Was ist los mit dir?»
«Ich fühl mich blöd neben dir», schmollte ich. «Du wärst bestimmt lieber irgendwo bei so ner scharfen Schnitte als bei mir zu Hause.»
Ich fühlte mich furchtbar. Meine
Weitere Kostenlose Bücher